Fleischmann insolvent: Die Modelleisenbahnbranche legt sich die Karten

Sind wirklich Rückstellungen für die Betriebsrente Schuld?

Gestern Abend wurde bekannt, dass der altehrwürdige Modelleisenbahnbauer Fleischmann Insolvenz anmeldete. Ein Schmarrn die Begründung, dass die noch vorhandenen 33 Angestellten nicht die Betriebsrenten für rund 600 ehemalige Mitarbeiter erwirtschaften können. Natürlich können diese das nicht. Das geht auch anderswo in dieser Konstellation nicht.
Was aber die Insolvenzbegründer dabei schlicht weg vergaßen, dass ist die Tatsache, dass ja die 33 Angestellten rein gar nichts mit den Pensionsrückstellungen für die Betriebsrente der Ehemaligen zu tun haben. Diese haben diese ja schlicht weg während ihres Arbeitslebens schon lange erwirtschaftet.
Eine Betriebsrente ist ja schließlich nichts anderes als das monatliche Einbehalten eines Teiles der monatlichen Lohnkosten, die dann entsprechend sicher für die spätere Rente irgendwo angelegt werden. Also ist diesbezüglich vollkommen unerheblich, welche Rendite die momentan 33 Angestellten erwirtschaften.
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Also muss der wahre Grund der Insolvenz sehr sicher ganz woanders liegen. Mit nun rund 45 Jahren Modelleisenbahnerfahrung sei dem Autoren nachgesehen, dass wenn er sich deshalb an dieser Stelle etwas ausführlicher mit möglichen eigentlichen Gründen der Fleischmann Insolvenz beschäftigt was zu der Frage führt:

Ist diese Insolvenz nicht eher ein Zeichen, dass die ganze Branche schief liegt?

Halten wir zunächst erst einmal fest: Die Fleischmann Insolvenz ist nicht die erste sondern schon die dritte und dies binnen keiner ganzen zehn Jahre. 2006 meldete der Gartenbahnhersteller Ernst Lehmanns Patentwerk - EPL Insolvenz an, der einst unter der Marke LGB für Furore sorgte. Anfang 2009 folgte die altehrwürdige Marke Märklin, der Marktführer in der Nenngröße H0. Nun ist es Fleischmann und damit schlicht weg der Marktführer in der Spurweite N.
Recht haben diejenigen, die schon gestern Abend davon sprachen, dass heutige Modelleisenbahnmodelle generell schlicht weg zu teuer sind und dies nicht nur Fleischmann betrifft. Dies vor allem wenn man betrachtet, was so momentan in vor allem digitalen Modelleisenbahnen verbaut wird. Hier werden im Regelfall von diversen Modelleisenbahnherstellern billige Elektronikbauteile für ein teuer Geld an den Mann bzw. die Frau gebracht. Wenn es bspw. Funk fern gesteuerte Modellautos schon für knapp 30 Euro zu kaufen gibt und sogar sehr maßstabsgetreue RC Modelle von so manch PKW Premiumhersteller ab 50 Euro zu haben sind, dann fragt man sich schon, wieso eine digital gesteuerte Modellbahnlok mal eben schnell mindestens 200 Euro und eben oft mehr kosten muss? Werden doch schließlich die gleichen Bauelemente verbaut nur eben anders angesteuert. Auch bekommt man im Segment ab 200 Euro wirklich sehr sehr schöne Modelle zu kaufen, die natürlich erklären, warum so manch Modellbahner dann richtig Automodelle, Schiffsmodelle oder Flugzeugmodelle umstieg. Bekommt man doch selbst schon einen Funk fern gesteuertern Quadrocopter für unter 50 Euro.
Auch fragt man sich, wem die ganze Digitalisierung der Modelleisenbahnwelt unter dem Strich wirklich nutzte? Nahezu alle Funktionen der digitalisierten Modellbahnwelt konnte man schon vor über 100 Jahren mittels analoger Steuerung erreichen wenn man sich etwas in den Grundlagen der Elektrotechnik auskennt. Das tun nämlich die meisten Modellbahner! Sonst fährt nämlich nicht mal eine analog gesteuerte Lok im Kreis herum. Auch konnte man schon vor 100 Jahren Lokomotivgeräusche auf Schelllackplatten aufnehmen und bei Bedarf passend zur Fahrt der Modelleisenbahnlok abspielen. Etwas anderes macht nämlich ein elektronischer Chip auch nicht. Nur ist nicht zu verstehen, wieso neuerdings sogar digitale Lokgeräusche für teuer Geld feil geboten werden. Wer dies wirklich haben möchte, der kann sich auch an den nächsten Bahnhof stellen und diese selbst mit dem Smartphone aufzeichnen. Will heißen in der gesamten Modelleisenbahnbranche wird seit Jahren am realen Bedaf vorbei gearbeitet. Produkte die der Kunde wirklich kaufen will, die gibt es oft nicht und Produkte die kein Mensch haben will liegen dann im Gegenzug wie Blei in den Regalen der Händlerschaft.
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Der nächste Punkt ist die berechtigte Frage, warum nicht nur Fleischmann sondern auch viele andere Modelleisenbahnhersteller auf Teufel komm raus ihre Produktion in das Ausland verlagern mussten, um dann dort oft mit Billigarbeitskräften zu Lasten der Qualität Kasse machen zu wollen? Über die qualitativen durch die Verlagerung der Produktion bedingten Unterschiede mehrerer ehemals urdeutscher Modelleisenbahnherstellern berichtete die Fachpresse schon seit Jahren. Nur war eben selten Besserung in Sicht. Eher wurde daraus dann Verschlimmbesserung.
Natürlich hat niemand etwas dagegen wenn im Ausland produziert wird. Natürlich hat niemand etwas dagegen, wenn kein Kabelbaum im inneren der Lok gebunden wurde, um so einen Arbeitsschritt und damit Geld einzusparen. Natürlich hat niemand etwas dagegen, wenn der äußeren Form des Modelles anzusehen ist, dass es aus einer billig Spritzgussform kam und vielleicht gar noch Grate vorhanden sind, die eher nichts mit modellgetreu zu tun haben. Nur darf man dann als Kunde auch erwarten, dass Modelleisenbahnen dieser Art auch im entsprechend niedrigen Preisniveau angeboten werden und nicht noch der Preis künstlich nach oben getrieben wird.

Wie kann nun eine Lösung des deutschen Modelleisenbahndilemmas aussehen?

Die Lösung besteht darin liebe Modelleisenbahnhersteller ganz einfach zwei Dinge zu tun:
1.) Endlich wieder Modelle anzubieten, die wirklich ihr Geld wert sind.
2.) Endlich damit aufzuhören Neuheiten anzukündigen, die dann nie produziert werden.
Am Beispiel der Nenngröße TT, in der Fleischmann nicht unterwegs ist, stellt sich dies ganz konkret so dar.
Wenn bspw. ein TT Hersteller Modelleisenbahnloks zwischen 150 und 200 Euro in den Markt einführt und diese dann unmittelbar nach Markteinführung nur zwei Drittel bis gar die Hälfte kosten, dann ist der Kunde natürlich verägert, der oft auch aus Gründen der Loyalität gegenüber dem Hersteller den doch recht höheren Preis bezahlte.
Wenn dann noch gleich mehrere TT Hersteller seit Jahren damit glänzen neue Modelle vollmundig anzupreisen, um dies dann nicht zu produzieren, dann kauft eben auch der TT Bahner entweder nichts  oder woanders.
Diesbezüglich scheint Märklin seit einigen Jahren unter neuer Führung einen interessanten Weg zu gehen. Gemeinsam mit den Marken LGB und Trix wie Minitrix geht der neue Eigentümer der Marke Märklin einen interessanten Weg. Bleibt zu hoffen, dass Fleischmann gleiches gelingt.

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