In den letzten Wochen kamen so unglaublich viele Erinnerungen zurück. Erinnerungen an die Zeit, in der mein Sohn noch ganz klein war. So klein, wie seine Schwester es jetzt ist.
Seit sie vor etwa zwei Monaten mit dem Krabbeln angefangen hat, ist nichts mehr sicher. Viele Dinge erleben wir nun zum zweiten, und zeitgleich doch zum ersten Mal. Wir schauen ihr zu, bei all dem was sie jetzt gerade lernt. So viel neues, so viel auf einmal.
Doch alles was neu ist, ist zugleich auch alt, erinnert es uns doch an all das, was wir schon einmal erlebt haben. Mit unserem Sohn. Denn so unterschiedlich sie auch sind, so ähnlich sind sie sich doch auch.
Vieles hatten wir längst vergessen, aber es schlummerte noch im Hinterkopf und taucht jetzt wieder auf. Und darüber freue ich mich sehr, denn es sind so schöne Erinnerungen.
Bei beiden Kindern hätten wir gleichermaßen platzen können vor Stolz, als sie den Dreh mit dem Krabbeln raus hatten. Bei meinem Sohn war das bereits mit 7 Monaten, bei der Kleinen mit genau 9 Monaten.
Plötzlich sind begehrte Ziele erreichbar für sie geworden. Noch spannender wurde die Zwergenwelt, als plötzlich nicht mehr nur alles von unten betrachtet werden konnte. Wenn man auf einmal – noch ziemlich wackelig – auf seinen eigenen kleinen Füßchen stehen kann und das Leben eine völlig neue Perspektive bekommt, ist das schon ziemlich aufregend. Für die Kleinen ebenso wie für uns als Eltern.
So fiel mir wieder ein, wie sehr mein Sohn damals die Stapelbecher liebte. Ich konnte den Turm gar nicht so schnell aufbauen, wie er wieder zur Stelle war, um ihn umzuwerfen. Deshalb kramte ich die Becher wieder hervor. Und die Kleine? Schmiss ihn genau ein Mal um. Seitdem baut sie den Turm Becher für Becher wieder ab. Wesentlich bedächtiger als er.
Sie krabbelt auch ständig unter den Glastisch und versucht, von unten die Dinge zu greifen, die oben auf dem Tisch liegen. Und dann wird sie immer sauer, weil sie an die Sachen nicht rankommt. Und bei meinem Sohn war es damals ganz genauso.
Wo sie aber dran kam, waren die Zeitungen, die auf der kleinen Platte unter dem Tisch lagen. Eines Morgens – ich wuselte gerade in der Küche – wurde es im Wohnzimmer auf einmal ganz still. Als ich um die Ecke schaute, war die Zeitung schon zerfetzt und die Hälfte davon aufgegessen. Seitdem liegen die Zeitungen außer Reichweite. Und ich erinnerte mich wieder daran, wie sehr mein Sohn ebenfalls es liebte, Zeitungen zu zerfetzen. Nur, dass er sie nicht gegessen hat.
Überhaupt hat er fast gar nichts in den Mund gesteckt, er hat lieber ausgetestet, was man sonst so mit den Dingen anfangen könnte, während sie immer etwas im Mund hat.
Eine große Vorliebe von beiden ist, bzw. war es jedoch, sich Essen in die Haare zu schmieren. Bei ihm war es bevorzugt die Marmelade von seinem Brot, bei ihr ist es bis jetzt noch der Brei.
Ach so, und wenn es plötzlich sehr laut wird im Wohnzimmer, dann hat das Tochterkind wieder mal die Anlage angeschaltet und so richtig aufgedreht. Und auch das machte mein Sohn immer – und sobald die Musik erschallte, fing er an, mit den Hüften zu schwingen.
Zu meinem großen Bedauern weiß ich nicht mehr, wann mein Sohn seine ersten Worte gesprochen hat. Was ich aber weiß: Sein erstes Wort war „Papa“, danach kam „Nein“ und erst dann „Mama“!
Sie hingegen lernte zuerst „Mama“ und dann „Papa“. Nein heißt bei ihr noch „Naaaa, naaaa“ und sie sagt es oft, wenn ich ihr zum Beispiel den Löffel hinhalte und sie keinen Hunger mehr hat und dreht den Kopf weg, um ihre Aussage zu bekräftigen. Sie weiß also schon, wann sie dieses Wort einsetzen muss. Was bei „Ja“ noch nicht der Fall ist. Trotzdem sagt sie es regelmäßig.
Papa ist übrigens für beide der Held. Beide woll(t)en immer sofort auf seinen Arm, sobald er den Raum betritt. Er wollte immer hoch, damit er eine bessere Aussicht hatte, sie wiederum möchte lieber kuscheln. Worin sie total verschieden sind. Kuscheln wollte der Wildfang nie, immer nur toben und turnen. Sie hingegen unterbricht immer wieder ihr Spiel und kommt vorbeigekrabbelt, um sich an mich zu kuscheln. Ob das so bleibt? Ich liebe es so sehr! Inzwischen kommt der Große aber auch gern zum Kuscheln. Endlich!
Unsere beiden – sie sind so unterschiedlich, und dennoch sind sie sich so ähnlich.
Es ist schön, all das noch einmal erleben und beobachten zu dürfen, vor allem weil wir uns bewusst sind, dass es gleichzeitig auch zum letzten Mal sein wird. Deshalb halten wir diese Erinnerungen fest. Die Zeit geht so schnell vorbei.