Ein süßer Bikini; ein leichtes kleines Brett, das ganz bequem unter den rechten Arm passt; sonnengebräunte Haut; wehendes langes Surfergirlhaar und ein leichter, lockerer Schritt wie Cameron Diaz; so in etwa der Film in meinem Kopf, wenn ich ans Surfen denke. Die traurige Realität, meine Realität, sieht etwas anders aus: Sonnencreme SPF50 lässt das Gesicht weiß leuchten, Neo bis zum Hals zugezogen, da es erstens viel zu kalt ist und zweitens das Wachs-Sandgemisch die Haut aufscheuern würde; ein Brett, das man fast hinter sich herziehen muss, weil es so groß und schwer ist und irgendwie kaum unter den Arm passen möchte; eine Leash, die sich um beide Beine wickelt; Muskelkater, dass man kaum sein Messer beim Frühstück halten mag und die Zeit auf dem Board ist seltener als die neben ihm. Gegen eine Sache gibt es allerdings ein wirklich gutes Mittel: Muskelkater. Also heißt es Training, Training, Training! Ausdauer, Kraft, Flexibilität, Stabilität und Beweglichkeit sind dabei meine Eckpfeiler.
Noch etwas eine Woche und ich werde die Küste von Puerto de la Cruz mit meinem Board unsicher machen. Mein erster Tag auf dem Brett im letzten Jahr war zwar relativ erfolgreich, aber den Abend hätte ich gern schon am Nachmittag ausklingen lassen. Vom nächsten Morgen ganz zu schweigen, wollte ich doch nie wieder aufstehen und schon gar nicht einen weiteren Tag in der knalligen Sonne, im Wasser und auf dem Surfbrett verbringen, falls ich es überhaupt auf ein schaffen sollte.
Aber, Vorbereitung ist alles, sag ich mir und deshalb hieß es bereits in den vergangenen und ebenfalls für die folgenden Tage: Training, intensives, abwechslungsreiches Kraft-Ausdauertraining! Dabei habe ich besonderen Wert auf die Stärkung des gesamten Oberkörpers gelegt, insbesondere Arme, Schultern, Rücken und die Körpermitte.
Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, aber eine starke Rumpfmuskulatur hilft, sich vom Brett aufzurichten, die Balance zu halten (man glaubt ja nicht, wie so ein Board im Wasser wackeln kann; selbst das Liegen wird zur Herausforderung) und dem Brett die nötige Geschwindigkeit zu verleihen. Ebenso wichtig und nicht zu unterschätzen sind die stundenlangen Paddelbewegungen der Arme, um durch die Wellen raus aufs Wasser zu gelangen. Hat man es irgendwie bis dahin geschafft, muss man sich und das Board umdrehen und aufstehen, alles mit Armkraft natürlich. Da man leider schneller als erwartet wieder zurück auf dem Strand landet, heißt es immer wieder, Brett nehmen, zu dem Punkt zurück laufen (falls man abgetrieben ist), wo man reingehen möchte (habe ich schon erwähnt, dass sich ein Brett für so einen kleinen Menschen wie mich, schwer wie ein Zementsack anfühlt und groß wie Tischtennisplatte scheint?), wieder rauspaddeln, umdrehen, aufstehen, herunterfallen und und und… Eine Portion Ausdauer gehört da natürlich unbedingt mit dazu!
Ganz oben auf dem Plan steht, wer hätte es erraten, Yoga. Meine geliebte Yogastunde, die nun mindestens jeden zweiten Tag auf dem Plan steht, kommt dementsprechend nicht zu kurz. Sie hilft mir die nötige Kraft weiter aufzubauen und zu fokussieren. Wenn ich es, wie momentan, etwas intensiver gestalten möchte, nehme ich meine Handgewichte dazu und hänge am Ende noch einige ‘Power-Liegestütze’ hinten ran. Soll es noch anstrengender werden, ist ein Ballkissen eine wunderbare Alternative, da es ähnlich wackelt wie ein Board. Der Rücken darf nicht zu kurz kommen, denn beim Surfen werden Muskeln benutzt, die man eher selten im Alltag gebraucht. Eine gute Flexibilität, die man ohne Weiteres mit Yoga erreicht, ist ebenso essentiell, um die vielen dynamischen Bewegungen immer gut mitmachen zu können und Verletzungen wie Zerrungen zu umgehen. Insgesamt scheint die Kombination Yoga & Surfen auch wunderbar zusammenzupassen, denn nicht umsonst gibt es immer mehr Surf’n'Yoga Camps und genauso gute Yoga Surf-DVDs.
Natürlich muss auch noch etwas Abwechslung mit ins Programm und um mich zum Beispiel für´s Yoga aufzuwärmen, nehme ich immer öfter meine Zumba DVD´s mit passenden Hanteln* dazu oder fahre mich mit dem Rennrad locker.
In dieser Woche hatte ich, auch auf die Gefahr ungläubiges Staunen auszulösen, meine erste Schwimmstunde in diesem Jahr, die überraschend gut lief; liegt vielleicht an der neuen Ausrüstung, dass ich ganz motiviert in das Training gehe. Meine Orbit Brille hält im Gegensatz zur alten endlich dicht; die Tech fins machen sich nicht nur gut beim Training sondern sicher auch fürs Bodyboard, wenn das Surfbrett mal Pause hat. Schwimmen dient aber nicht nur der Wassergewöhnung, sondern eben auch der Ausdauer, die ich aber – wie sollte es anders sein – mit Laufen aufrecht erhalte oder sogar etwas ausbauen kann. Nicht das man beim Surfen sonderlich lange Strecken laufen muss, aber eine gewisse Grundausdauer hilft, den gesamten Surftag besser zur überstehen und die Phasen ins Wasser rein, aus dem Wasser raus, am Strand entlang, besser zu verkraften; schließlich trägt man dabei auch ein Board.