“Fische lügen nicht” ist ja irgendwie ein komischer Titel für einen Blogbeitrag, bei dem es sich um eine Ausflugsbeschreibung in den Ort Röbel handelt. Meine erste Überschriftsidee für diesen Beitrag war allerdings noch etwas skurriler, denn ich wollte hier den Bogen zur slawischen Geschichte der Region an der Müritz schlagen, weil ich gerade Rebecca Gablés neuestes Buch “Das Haupt der Welt” lese. Eine der Protagonisten dieses historischen Romans, der im 10. Jahrhundert spielt, ist der slawische Fürstensohn Tugomir, dessen Familiensitz die Brandenburg an der Havel war … und das ist ja auch nicht allzu zweit von der Mecklenburgischen Seenplatte entfernt … … es ist dann doch “Fische lügen nicht” geworden!
Pittoreske Hauptstraße
Wir besuchen Röbel, das auch die bunte Stadt am Kleinen Meer genannt wird, am einzigen Schlechtwettertag unserer Urlaubswoche. Der Himmel ist grau verhangen und es nieselt leise vor sich hin. Dayo und Suri haben an sich keine große Lust auf einen Spaziergang – Pfoten und Fell könnten ja naß werden! Das beschauliche Städtchen trumpft mit gleich mit zwei imposanten, frühgotischen Backsteinhallenkirchen auf: Die Marienkirche ist nur wenige Schritte von der Uferpromenade entfernt.
Marienkirche
Die St. Nikolai-Kirche, die eine Kopie der weiter unten an der Straße gelegenen Marienkirche ist, liegt am Marktplatz …
St. Nikolai ist eine Kopie der Marienkirche
… und direkt neben dem Rathaus.
schön restauriertes Röbeler Rathaus
Wir spazieren an diesem Samstagvormittag entlang der Hauptstraße und bewundern die wunderschönen und in bunten Farben renovierten und restaurierten mittelalterlichen Fachwerkhäuser. Dayo und Suri haben inzwischen ihre Widerwilligkeit aufgegeben und traben brav neben uns her (es hat ja auch aufgehört, zu regnen).
… liebevoll renovierte …
… und vor allem bunte Fachwerkhäuser säumen die Hauptstraße …
Trotzdem Röbel im Sommer ein Touristenmagnet ist, sind einige Ladengeschäfte leer und warten auf neue Mieter, und so manches Geschäft kann auch mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung seine sozialistische Vergangenheit nicht leugnen (was keinesfalls als Kritik gemeint ist). Vielleicht wäre es für die Zukunft auch eine Maßnahme, einfach den Verkehr zu verbannen, in dem man aus dem Stadtzentrum eine autofreie Zone macht. Gut, die Anwohner fänden das wahrscheinlich nicht besonders lustig, aber es würde vermutlich zu einem schöneren und entspannteren Stadtbild beitragen.
Wir machen uns langsam zurück auf den Weg zu unserem Auto, aber ich möchte vorher unbedingt noch an den See runter und dort an der Promenade ein wenig entlang spazieren. Mein lieber Mann weist mich in seiner unglaublich unnachahmlichen Art darauf hin, dass die Promenade in der Nähe unseres Parkplatzes ist und wir hier nirgends am See spazieren können. Ich lasse mich in diesem Fall nicht von ihm aufhalten! Ich also in eine Seitenstraße rein und runter zum See. Mann (meckernd) und Hunde (wie immer brav) hinter mir her. Schon ist der See erreicht. Ich stehe auf einer Bootsanlegestelle. Der Blick geht über den See und über schilfgedeckte Fischerhäuser.
schilfgedeckte Fischerhäuser
romantische See-Stilleben
Aber in der Tat: Hier ist Schluss mit lustig. Mit einem typischen “ich hab doch Recht gehabt”-Grinsen im Gesicht meines Mannes stapfen wir zurück auf die Hauptstraße und machen uns auf in Richtung Windmühle, die im 15. Jahrhundert auf dem alten Burgberg errichtet wurde und wie ein Wahrzeichen über dem Städtchen thront.
Die heute für Ausstellungen lokaler und regionaler Künstler genutzte Mühle wurde 1466 erbaut und zunächst von den Dominikanermönchen betrieben. Ab 1485 verpachtete der Stadtrat die Mühle an verschiedene Müller. 1878 ging die Mühle (die Anfang des 19. Jahrhunderts von einer Bockwindmühle in eine Galerie-Holländer-Windmühle umgewandelt wurde) in Privatbesitz über. 1926 wurde hier das letzte Korn gemahlen.
So, und was war da jetzt mit den slawischen Wurzeln?? Das heutige Röbel/Müritz fand seinen Anfang schon im 10. Jahrhundert als Siedlung vor einer der Hauptburgen des slawischen Stammes der Morizaner. Diese, spätzer als Altstadt bezeichnete Markt- und Dienstleistungssiedlung, gehört zuusammen mit Plau und Güstrow zu den frühen Stadtgründungen von Heinrich Borwin II., Urenkel Niklots, der als Stammvater der mecklenburgischen Herzöge gilt.
Und was hat das nun alles mit “Fische lügen nicht” zu tun? Eigentlich gar nichts … … “Fische lügen nicht” ist ein Roman von Wolf S. Dietrich, der in der Reihe “Müritz Krimi” erschienen ist. Und ein Exemplar dieses Buches gab es als Überraschungsgeschenk bei Anreise in unserem Hotel, dem Radisson Blu Schloss Fleesensee. Nachdem ich die ersten Seiten des Krimis mehr recht als schlecht gelesen habe, bekommt die Geschichte irgendwann eine ganz eigene Dynamik und wird immer spannender. Die Handlung des Romans spielt im Sommer 2011, die Vorgeschichte dazu beginnt im Jahr 1983. Und Röbel ist einer der Schauplätze in diesem Kriminalfall.
Auch ein Spaziergang bei schlechtem bzw. schlechterem Wetter macht Appetit … aber wohin nun?
Feldsteinscheune Bollewick
Schon vor dem Urlaub wurde mir die Bollewicker Scheune als sehr hundefreundlicher Ort empfohlen. Da ich mit meinen Wünschen nach einer kleinen Wanderung im Müritz-Nationalpark aufgrund der Wetterbedingungen bei meinem ganzen Rudel nicht ankomme, fahren wir also dorthin. Die Bollewicker Feldsteinscheune steht unter Denkmalschutz und erreicht mit einer Länge von 125 Metern und einer Breite von 34 Metern eine Fläche von 10.000 Quadratmetern. Damit ist sie die größte Feldsteinscheune Deutschlands. Sie wurde 1881 von Baron von Langermann zu Erlenkamp und Spitzkuhn – was für ein Name, deshalb ich musste ich ihn hier unbedingt auch aufschreiben … – erbaut und diente u.a. bis 1991 als Stall für 650 Kühe. Heute ist die Scheune ein Ort für Kulturveranstaltungen, Märkte und Ausstellungen. Darüber hinaus gibt es hier auf zwei Etagen auch Geschäfte und Werkstätten (Kerzenzieher, Kräuterstübe, Kürschnerei etc.).
Hunde sind in der Bollewicker Feldsteinscheune willkommen. In den diversen Eingangsbereichen stehen auch gefüllte Wassernäpfe für die Vierbeiner bereit. Mir war die Scheune an diesem Samstag zu überlaufen. Es war ein arges Gedränge und Geschiebe, sodass wir uns relativ schnell wieder getrollt haben. Das dazugehörige Restaurant war an diesem Tag aufgrund einer privaten Feier geschlossen. Gegenüber der Scheune gibt einen schicken Regionalmarkt mit Bistro – hier sind Hunde leider nicht erlaubt.
Weitere Informationen:
Wir hatten den Ort Röbel/Müritz eigentlich so nicht auf unserem Plan stehen. Der Ausflug dorthin war eher eine Notlösung aufgrund der schlechteren Wetterbedingungen. Ich habe auch die ganze Zeit rumgemeckert, dass wir doch noch eine kleine Wanderung machen, haben wir aber nicht … … eine Besichtigung des wirklich toll restaurierten, mittelalterlichen Städtchens lohnt sich auf jeden Fall. Im Nachhinein haben wir als Sehenswürdigkeit “nur” die ehemalige Synagoge verpasst (leider). Sie ist eine der wenigen erhaltenen Fachwerksynagogen in Mecklenburg und beherbergt eine dauernde Ausstellung zur regionalen jüdischen Geschichte.
Die viel zitierte “wunderschöne und lang gestreckte Uferpromenade” hat uns jetzt nicht sonderlich beeindruckt. Ich fand sie weder lang gestreckt noch besonders “wunderschön” … aber sie ist “nett”!
Detaillierte Infos gibt es unter www.stadt-roebel.de
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