Prost. Auf ein faires Rennen. Und unseren Beziehungsstatus klären wir, wenn wir dreißig sind.
Zitat aus dem Roman: ©Jane Hell
Cover von Fischbrötchen und Erdbeerbonbons
Manchmal reicht ein einziger Geschmack, ein einziger Duft oder ein einziges Wort, um uns in die Vergangenheit zurückzukatapultieren. Ein Gefühl, das wir längst vergessen glaubten, flackert auf, Erinnerungen brechen sich Bahn – bittersüß, voller Nostalgie und der Frage: Was wäre gewesen, wenn? Jane Hell nimmt uns in „Fischbrötchen und Erdbeerbonbons“ – erschienen beim Kampenwand Verlag – mit auf genau so eine Reise. Eine Reise an die Ostsee, in die Vergangenheit, mitten hinein ins Chaos der Gefühle – und letztendlich zu der Erkenntnis, dass das Leben eben nicht immer nach Plan verläuft. Schon beim ersten Seitenumschlag spürt man, dass hier mehr als nur eine gewöhnliche Liebesgeschichte erzählt wird – es ist ein facettenreiches Mosaik aus Erinnerungen, Sehnsüchten und dem unbändigen Drang, im Hier und Jetzt das Leben zu umarmen. Wenn Du jetzt neugierig geworden bist, dann nehme ich dich mit nach Eckernförde – auf geht’s!
Ein zärtlicher Blick in die Vergangenheit und ein mutiger Schritt in die Gegenwart – Im Zentrum des Romans steht Isa, die mit ihrer Arbeit als Bonbonkocherin in Eckernförde ihre ganz eigene Welt kreiert – süß, bunt und von liebevollen Details geprägt. Doch trotz des behaglichen Alltags fehlt ihr die große Liebe, die einst in den warmen Sommertagen mit Erik aufblitzte. Der Roman erinnert uns daran, wie unvergesslich die ersten Liebeserfahrungen sind – ein zarter Eisgenuss, drei Kugeln Erdbeereis mit Sahne, und ein besonderer Kosename, der mehr als nur Worte transportiert. Isa, die damals gerade 16 Jahre alt war, konnte sich damals noch nicht vorstellen, dass diese flüchtige Begegnung und die damit verbundenen Gefühle ihr ganzes Leben begleiten würden.
Mit fast dreißig Jahren lebt Isa in einem Spannungsfeld zwischen der idyllischen Ruhe ihres neuen Zuhauses in Norderby und der schmerzlichen Erinnerung an jene leuchtenden Sommermomente. Als Erik nach 13 Jahren Funkstille unvermittelt wieder in ihr Leben tritt – mittlerweile in der pulsierenden Metropole New York verankert – wird die Sehnsucht nach der unbeschwerten Jugend und den Möglichkeiten der Liebe neu entfacht. Die Unterschiede ihrer Lebenswelten lassen die Begegnung fast surreal erscheinen: Während Erik in der Ferne einem Leben voller Glamour und Hektik nachläuft, findet Isa Halt in der bodenständigen, herzlichen Atmosphäre der Ostsee. Diese Diskrepanz wird bei Jane Hell zu einem wahren Tanz zwischen Kontrasten, der einen sowohl zum Schmunzeln als auch zum Nachdenken anregt.
Freundschaft, Versprechen und das Chaos des Lebens – Während Erik plötzlich wieder Teil ihres Lebens ist, bricht eine andere Konstante weg: Isas bester Freund Sönke trennt sich von seiner Freundin. Mit ihm verbindet sie nicht nur eine tiefe Freundschaft, sondern auch ein Versprechen, das sie sich als Teenager gaben: „Und wenn wir die große Liebe nicht gefunden haben, bis wir dreißig sind, dann versuchen wir es einfach miteinander.“ Ein Satz, der einst eine spielerische Idee war, bekommt nun eine ganz neue Bedeutung. Sönke war immer da – durch alle Höhen und Tiefen, als Fels in der Brandung, während Erik nur eine ferne Erinnerung war. Doch plötzlich scheinen alle Sicherheiten zu bröckeln.
Diese Situation unterstreicht eindrucksvoll, wie sich Leben und Liebe in ständiger Bewegung befinden und wie wichtig es ist, sich auf die Menschen zu verlassen, die einem wirklich am Herzen liegen. Mit dem Chaos in Isas Gefühlswelt geht auch ihre berufliche Zukunft ins Wanken. Die Bonbonmanufaktur, in die sie so viel Herzblut gesteckt hat, steht vor einer ungewissen Zukunft, und Isa muss sich entscheiden, was sie wirklich will – und wen. Gerade in den Momenten, in denen auch Isas berufliche Zukunft ins Wanken gerät, spürt man die ganze Tragweite eines Lebens, das niemals stillsteht. Das scheinbar kleine Alltagsdrama um „Fischbrötchen und Erdbeerbonbons“ wird hier zur Metapher für die süßen und zugleich bitteren Seiten des Lebens – eine Ode an die Unvorhersehbarkeit der Liebe und an die Kraft, auch im Angesicht von Chaos und Verlust immer wieder aufzustehen.
Sprachliche Raffinesse und atmosphärische Dichte – Jane Hell beweist ein feines Gespür für Details und schafft es, mit einfachen Worten eine Atmosphäre zu malen, die einen direkt an die Ostseeküste entführt. Die malerische Beschreibung der Küstenorte, die liebevoll gestalteten Figuren und die allgegenwärtige Melancholie des Erwachsenwerdens verschmelzen zu einem unverwechselbaren Leseerlebnis. Besonders berührend ist die Art, wie die Autorin den Zauber vergangener Tage mit dem Mut zu neuen Anfängen kombiniert. Jeder Dialog, jede Erinnerung und jede Herausforderung wird mit einer solchen Emotionalität erzählt, dass man das Gefühl hat, selbst Teil dieser bewegenden Reise zu sein.
Eine Liebeserklärung an die Ostsee und an die kleinen, großen Momente des Lebens – Jane Hell schafft es, die Atmosphäre der Ostsee nicht nur zu beschreiben, sondern spürbar zu machen. Man hört das Kreischen der Möwen, riecht das Salz in der Luft und schmeckt fast die süßen Bonbons, die Isa mit so viel Leidenschaft herstellt. Die Kulisse ist mehr als nur ein Hintergrund – sie wird zu einem festen Bestandteil der Geschichte, fast wie ein eigener Charakter. Besonders gelungen ist auch die emotionale Tiefe der Figuren. Isa ist keine typische Heldin, die nach großen Abenteuern sucht – sie liebt die kleinen Dinge, ihr ruhiges Leben, ihre tägliche Routine. Doch in ihr brodelt die Frage: Habe ich die richtige Entscheidung getroffen? Habe ich die wahre Liebe schon gefunden – oder vielleicht verpasst?
FAZIT: Eine berührende Liebeserklärung an das Leben und an die Liebe – Dieser siebte Teil der Fördeliebe-Reihe bekommt bei mir eine 100%ige Leseempfehlung. „Fischbrötchen und Erdbeerbonbons“ ist weit mehr als ein Roman über verpasste Gelegenheiten oder die Sehnsucht nach der ersten Liebe. Es ist ein ehrliches, ungeschöntes Porträt des Lebens, in dem sich Freude und Schmerz, Vergangenheit und Gegenwart, Hoffnung und Zweifel in einem atemberaubenden Tanz vereinen. Jane Hell zeigt uns, dass das Leben – so chaotisch es auch manchmal sein mag – immer noch Platz für kleine Wunder und große Gefühle bietet. Mit jeder Seite wird man daran erinnert, dass das Glück oft in den unscheinbarsten Momenten verborgen liegt: Ein Eis, ein Versprechen, ein Wiedersehen. „Und wenn wir die große Liebe nicht gefunden haben, bis wir dreißig sind, dann versuchen wir es einfach miteinander“. Diese Worte klingen wie ein Versprechen und zugleich wie ein Aufruf, sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen. Sie ermutigen uns, den Mut zu haben, inmitten von Unsicherheiten neue Wege zu gehen und uns auf das Abenteuer des Lebens einzulassen. In einer Welt, die sich ständig verändert und in der nichts von Dauer zu sein scheint, lädt uns dieser Roman ein, die Schönheit im Vergänglichen zu erkennen und die Liebe in all ihren Facetten zu feiern – sei es in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder in der ungewissen Zukunft. Eine herzergreifende, liebevoll erzählte Geschichte, die lange nachklingt und jeden mit einem Gefühl der Wärme und der Zuversicht zurücklässt. Jane Hell gelingt es mit „Fischbrötchen und Erdbeerbonbons“ auf beeindruckende Weise, die Magie des Alltäglichen in ein unvergessliches Leseerlebnis zu verwandeln. Diese Geschichte berührt, inspiriert und erinnert uns daran, dass wir, egal wie viele Herausforderungen uns begegnen, stets die Möglichkeit haben, unser Glück – wenn auch in kleinen, feinen Portionen – selbst zu gestalten. Jetzt bleibt mir nur noch dir eine schöne Lesereise nach Eckernförde zu wünschen. Du kannst jeden Teil dieser Reihe separat lesen. Vielleicht treffen wir uns auf ein Fischbrötchen am Strand.
Wieder lege ich ein sehr tolles Buch beiseite. Es ist so schön, immer wieder an die Ostsee für eine Buchlänge zu reisen. Lies es doch selbst und lass Dich verzaubern – denn genau das machen die Bücher von der Autorin. Ich werde aber jetzt erstmal wieder was Anderes lesen, denn es warten noch viele tolle Bücher auf mich… bleibt also neugierig und bis bald 
