Die Bellota-Schweine haben es sehr viel besser als die meisten Schweine in unseren Breiten. Sie werden in Kork- und Steineichenhainen, sogenannten Dehesas gehalten, wo sie mit Eicheln gefüttert werden. Dadurch bekommt der Schinken sein herrlich nussiges Aroma, das man so bei keinem anderen Schinken findet. Es ist ein schöner Anblick, die fast schwarzen Tiere zwischen den knorrigen Bäumen friedlich durchs Gras streifen zu sehen (die Schweine haben paradiesisch viel Platz: Jedem Tier steht etwa ein Hektar Weidefläche zur Verfügung).
In Spanien ist es nämlich durchaus üblich, dass man so einen Schweinevorder- oder -hinterfuß zuhause (eingespannt in einen Schinkenständer) hat und täglich ein paar Scheibchen heruntersäbelt (dass das gar nicht so einfach ist, weiß ich, seit wir mal vor einigen Jahren so einen Haxen als Geschenk bekommen hatten). Und in einer guten spanischen Bar ist es sowieso Standard, mindestens einen guten Schinken anzubieten.
Links im Bild Jesús Serrano, rechts Fernando Adell Marti
Aber zurück zur Schinkenfabrik der Familie Adell. Dort werden die Schinken der Tiere, die auf den zum Betrieb gehörenden Dehesas Eicheln geschmaust haben, zuallererst eingesalzen und in Kühlräumen bei etwa 4 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit etwa 14 Tage (Faustregel: 1 Tag pro Kilo Fleisch, wobei ein frischer Hinterfuß etwa 15 Kilo schwer ist) aufbewahrt. Anschließend wird das Salz heruntergewaschen und der Schinken durchläuft einen Trocknungsprozess, der mehrere Jahre dauert. Dabei wird er bei unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit und unterschiedlichen Temperaturen (beginnend bei 4 Grad und allmählich ansteigend, wobei die Luftfeuchtigkeit langsam immer weniger wird) getrocknet und reift dabei langsam zu einer einzigartigen Deilkatesse heran.Und jetzt zum Fisch. Der Fisch ist in diesem Fall Thunfisch. Das ist einerseits etwas heikel, weil der Thunfisch massiv überfischt ist. Anderseits aber hat der Thunfischfang von Barbate mit der Almadraba eine jahrtausendalte Tradition. Und es steht fest, dass das den Beständen der Fische über diese Jahrtausende nicht geschadet hat.
Die Almadraba von Barbate findet nur im Mai und Juni statt. Die gefangenen Fische werden innerhalb von zwei Stunden zerlegt und bei minus 60 Grad tiefgefroren.
Die Karte ist ganz auf den Atun Rojo zugeschnitten, von dem - ähnlich wie in unserer Wiener Rindfleischküche - unzählige Teile angeboten werden. Während ich von Vetresca zumindest schon gehört hatte, waren mir Bezeichnungen wie Morillo, Solomillo, Cola negra, Cola blanca, Tarantelo oder Ijada völlig neu. Zur Vorspeise gab's rohen Thunfisch, zur Hauptspeise zart gebratene, innen aber noch rosafarbene Stücke. Gut, dass ich so weit weg von Barbate wohne - ich weiß nicht, wie oft ich dieses Restaurant ansonsten besuchen würde ...