Seit 2017 gibt es nun schon die Anime-Serie rund um die Kriegsverrückte Tanya. Zwei Jahre später feierte nun der Film in Japan seine Premiere. Unter der Aufsicht des Studio NUT entstand mit Yutaka Uemura in der Regie der Sequel-Streifen. Im Rahmen der KAZÉ Anime Nights wird der Film hierzulande am 25. Februar 2020 seine Premiere in ausgewählten deutschen Kinos feiern.
Bevor wir mit dem First Look beginnen hier noch ein paar kurze Infos zu deren Aufbau: Die Themen „Handlung" und „Unterhaltungsfaktor" fließen nicht in die Bewertung am Ende mit ein, da es sich hier um subjektiv zu betrachtende Punkte handelt. Da jeder Mensch ein anderes Genre bevorzugt, kann hier einfach keine allgemeine Bewertung erfolgen. Die restlichen zwei Kategorien bekommen je eine Punktzahl zwischen 0-10, sodass am Ende ein Durchschnitt von satten 10 möglich ist. Also fangen wir an!Handlung
Saga of Tanya the Evil erzählt die Geschichte eines zynischen japanischen Geschäftsmannes, der nach seiner Ermordung in einem alternativen Europa zur Zeit der Weltkriege wiedergeboren wird. Im Körper eines kleinen, blonden Mädchens entwickelt sich Tanya zur strategischen Geheimwaffe. Sie erringt einen militärischen Sieg nach dem anderem. Dabei steht sie immer im Austausch mit dem gottgleichen „Wesen X", das den überzeugten Atheisten nach seinem Tod als Tanya in diese Welt zurückgeschickt hatte.
Der Film bietet eine Mischung aus schwarzem Humor und rasanter Militär-Action und ist zugleich ein grimmiger Kommentar auf die Verschränkung von kapitalistischer Weltsicht und Krieg. (© KAZÉ)
Unterhaltungsfaktor
Fans der Serie werden sich im Aufbau des Films sicher wiederfinden. Tanya und ihre Truppe werden in neues Kriegsgebiet geschickt und sollen dort ihre „Wunder" wirken lassen. Neben den interessanten Strategie-Erklärungen wird auch hin und wieder wert auf Emotionen gelegt. Anspannung des Krieges, Erleichterung nach Schlachten und auch Rachegelüste - der Film bietet für den Krieg typische Emotionen. Hierbei fokussiert sich der Streifen nicht zwingend auf Tanya als Protagonistin. Auch ihre Gegenspielerin bekommt genügend Sendezeit, sodass klar wird, welche Ambitionen sie verfolgt. Wer auf viel Charakterentwicklung hofft, wird bei diesem Streifen nicht gut bedient. Der Hauptfokus liegt beim Krieg der Großmächte und dem Zwist zwischen Tanya und jenem unbekannten Mädchen. Die Kriegsszenen haben durchaus Gehalt und geben dem Animefilm die Würze, sodass er auch sehenswert wird. Man muss jedoch zu bedenken geben, dass die Handlung selbst sich nicht den klassischen Spannungsbogen aufweist. Insgesamt ist die Lage immer wieder angespannt und dann wieder sehr ruhig. Dieses Auf und Ab der Gefühlslage vermittelt auch sehr gut die Anspannung des Krieges.
Sehenswert ist der Film definitiv wegen Tanya, welche die Protagonistin des Films und auch der dazugehörigen Serie ist. Ihre Art zu denken und zu handeln ist für einige Überraschungen gut. Kämpft sie doch wie immer sehr brutal aber mit kühlem Kopf für nur ein einziges Ziel: ein Leben fernab der Front. Ob und wie sie diesem Ziel näherkommt sollte man sich wohl in diesem Kapitel der Geschichte im Kino ansehen.
Qualität (Bild & Ton)
Wie in jedem Anime, welcher von Krieg und Kampf handelt wurde auch hier mit den schönsten Farben des Regenbogens gearbeitet. Natürlich nicht! Die Stimmung ist düster und angespannt. Die Angst den Tod durch eine Kugel zu finden ist permanent. Dieser Druck wird besonders in den genutzten Farben verdeutlicht. Überwiegend wird man mit Grau- und Brauntönen konfrontiert. Herausstechend sind die leuchtenden Schüsse von Tanya, ihrer Gruppe und den Feinden. Magische Angriffe kommen hierbei besonders zur Geltung und zeigen ihre Effektivität im Gegensatz zu den normalen Bleigeschossen. Passend zu den Farben wurde auch ein Setting gewählt, welches diese Kälte mit sich bringt: ein Schneegebiet.
Die Animationen sind insgesamt gut umgesetzt. Auch der Hintergrund macht den Streifen hochwertig. Besonders zur Geltung kommt dieser in diversen Kampfszenen über den Dächern einer Stadt. Das gibt dem Kampf ein neues Level und für den Zuschauer noch mehr Spannung durch den ungewöhnlichen und imposanten Kampfschauplatz. Zu Bedenken geben die Personen, die zu weit weg dargestellt sind und wohl aus Zeitspargründen keine Gesichter haben. Diese Art von Darstellung kennt man doch eher von alten Anime. Das raubt dem Streifen hier Kraft.
Der Ton hingegen ist schlicht tadellos. Wer sich mit Anime auskennt, die mit Feuerwaffen oder Krieg zu tun haben weiß, dass man oft genug von zu lauten Special-Effects geplagt wird. Die Schüsse zu laut und die Gespräche zu leise - das ist ein großes Problem in diesem Genre. Saga of Tanya the Evil macht es hier besser. Die Schusseffekte sind dem Geräuschpegel des Films angepasst. Verschiedene Waffen haben auch verschiedene Töne. Inwiefern nun diese Geräusche realistisch sind, kann man debattieren. Unbestreitbar ist, dass die Schüsse und Explosionen so eingearbeitet sind, dass sie sich zwar hervorheben aber dabei auch die Trommelfelle der Zuschauer verschonen. Interessant ist auch der Wechsel der Charakterstimmen, wenn sie über Funk sprechen. Es wurde hier durchaus auf Realismus wertgelegt. Die Hintergrundmusik ist unterstützend eingesetzt und befeuert die Stimmung stark.
Alles dreht sich rund um Krieg und Verbitterung. Durch die kühlen, distanzierten Farben und passenden Settings wird das Gefühl erzeugt und verstärkt. Die Special-Effects sind passend abgemischt und bieten gemeinsam mit der Hintergrundmusik genügend Spannung im Kriegsgetümmel. Abzüge gibt es bei den vielen Gesichtern, die leider unter die Räder gekommen sind. Hierbei sind 7.5 Punkte durchaus angebracht.
Synchronisation (Dub & Sub)
Für den Film wurde die Truppe aus dem Anime noch einmal in Szene gesetzt. Hierfür hat man auch die entsprechenden deutschen Sprecher wieder mit an Bord geholt. Unter der Führung der Violetmedia GmbH aus München versuchten die Sprecher das Maximum aus den Charakteren herauszuholen. Man hat dabei darauf geachtet viele verschiedene Stimmen zu nutzen. Das liegt überwiegend an der Fülle an Charakteren. Die Stimmen wurden passend besetzt. Besonders die Stimme von Tanya, welche von Mayke Dähn umgesetzt wurde, ist sehr passend. Einserseits spricht sie emotionslos über Strategien und im nächsten Moment schreit sie quer über das Kampffeld. Da Tanya im Fokus steht wurde hier eine sehr gute und vielseitige Stimme genutzt. Die Lippensynchronität ist jederzeit gegeben und wirkt authentisch.
Die Untertitel sind nur eingeblendet, wenn entsprechend Personen oder Schauplätze mittels japanischen Schriftzügen eingeführt werden. Die Schrift ist gut lesbar in weiß und dünner, schwarzer Umrandung. Problematisch ist, dass manchmal nicht genügend Zeit da ist, um den Text fertig zu lesen. An dieser Stelle muss man aber auch sagen, dass es oft die Nebenrollen trifft, die sowieso von kleiner Bedeutung sind.
Für eine gelungene, deutsche Umsetzung bekommt der Kriegsstreifen eine Wertung von 8 Punkten in dieser Kategorie.
Fazit
Wer Krieg und Strategien liebt, ist mit diesem Film durchaus gut beraten. Fans der Reihe werden voll auf ihre Kosten kommen. Neulinge ohne Vorwissen sollten wahrscheinlich erst den Anime gesehen haben, da sonst einige Zusammenhänge unklar sein könnten. Im Kino kann man sich auf ein sehr interessantes Spektakel gefasst machen, welches sich mit passenden Farben und starken Sound-Effekten positiv aus der Masse hervorhebt. Insgesamt ist dieser Streifen den Weg ins Kino definitiv wert.
An dieser Stelle möchten wir uns bei KAZÉ für die Möglichkeit des First Looks bedanken.