Fire Emblem Fates

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Fire Emblem Fates

10Taktik-RPG

Fire Emblem Awakening war auf dem 3DS ein großer Erfolg. Für Nintendo überraschend waren vor allem Online-Verkäufe in nie gekannten Größen. Verständlich also, dass Intelligent Systems keine Kosten und Mühen gescheut hat um ein Sequel zu kreieren, das den hoch angesetzten Standards des Vorgängers gerecht wird und gleichzeitig riesige Mengen Content liefert, den der Spieler freudig nachkauft.

Größer und besser lautet die Devise – die ja alleine oft nicht zwingend zu einem eindrucksvolleren Spielerlebnis führt. Tatsächlich führten diese Ambitionen wohl zu einem Release-Modell, das für den Spieler wohl ein wenig verwirrend ist und so soll zunächst Licht in den DLC-Wirrwarr gebracht werden. Fire Emblem Fates kommt in zwei Versionen auf den Markt, die jeweils mit ganz eigenem Konzept ein unterschiedliches Publikum ansprechen. Der Rest kann dann jeweils im eShop dazugekauft werden – für Nintendo die ideale Strategie, um einerseits in den Retail-Regalen zu landen und andererseits die ungleich größeren Margen im Online Geschäft aufzufahren.

In einem Tutorial, das die ersten sechs Karten umfasst und für alle Versionen ident ist, lernt der Spieler das Spielprinzip und die Rahmenbedingungen der Welt kennen. Als isolierter Abkömmling einer Königsfamilie findet der Hauptcharakter heraus, dass er als Kind entführt wurde und eigentlich der feindlichen Königsfamilie aus dem Nachbarreich angehört. Nun wäre das nicht allzu kompliziert, gäbe es da nicht den Umstand, dass sich beide Familien in einem erbitterten Krieg befinden.

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So ist der Spieler gezwungen sich zwischen beiden Seite zu entscheiden: Bleibt er bei der Familie aus dem Königreich Nohr, die ihn liebevoll aufgezogen hat, die allerdings unterdrückt durch den despotischen Tyrannen in Form des Königs nichts außer Tyrannei und Intrigen kennt, oder kehrt er ihr den Rücken zu und schließt sich seiner wahren Familie aus Hoshido an, die klar auf der Seite von Recht und Ordnung für anhaltenden Frieden kämpft. Beide Szenarien sind von dieser Entscheidung vollständig geprägt und könnten unterschiedlicher nicht sein. Fire Emblem FatesVermächtnis ist für Neueinsteiger konzipiert.

Der Spieler arbeitet sich an der Seite von Recht und Ordnung langsam von Sieg zu Sieg, um so wieder Frieden einzuführen. Die Missionen sind dabei recht simpel gestrickt und bieten eine gute Möglichkeit sich mit dem Gameplay vertraut zu machen. Damit das Ganze nicht langweilig für Veteranen wird hat man den Charakteren dieser Handlung komplett neue Klassen verpasst, die allesamt asiatisch angehaucht sind. Ninjas oder Samurais sorgen dafür, dass man jede Menge neue Skills und taktische Möglichkeiten geboten bekommt um die Missionen nicht nur erfolgreich abzuschließen, sondern sich dabei auch gar zu unterhalten.

Wie in Fire Emblem Awakening kann ein Spieler jederzeit Zusatzmissionen absolvieren um Geld zu verdienen oder Level zu sammeln und so ist sichergestellt, dass jeder irgendwie zum Ziel kommt. In Fire EmblemHerrschaft dagegen stehen die Dinge nicht ganz so rosig: Die Heimkehr ist gezeichnet von bösartigen Entwicklungen. Der Spieler müht sich von Schikane zu Schikane in einer Welt, in der alles und jeder gegen ihn arbeitet. Nicht nur, dass der Spieler Befehle des klaren Antagonisten ausführen muss und dabei irgendwie versucht, heimlich für ethisches Recht zu sorgen, schließen sich ihm nach und nach zwielichtige Gestalten an, die von Recht und Güte noch nie etwas gehört haben.

Missionsziele sind in diesem Spiel vielschichtig und fordernd wie nie zuvor: Ressourcen sind stark begrenzt, da es außerhalb der Hauptmissionen keine Möglichkeiten zum leveln gibt. Wer hier nicht genau weiß was er macht, beißt auf Granit. Doch genau daran liegt der Reiz, denn die Balance in Schwierigkeit und inhaltlicher Vielseitigkeit ist bemerkenswert und stellt das Beste dar, das Fire Emblem je zu bieten hatte.

Gepaart mit einem Plot, der wesentlich mitreißender ist als das Standard-Szenario, wird der Spiele hier für seine Mühen wahrlich entlohnt. Wer nach alldem noch nicht genug bekommen hat und außerdem den stellenweise mysteriösen Handlungsverlauf aufklären will, für den gibt es abschließend noch die Episode Offenbarung. Das Szenario ist zwar klares Schlusslicht in der Reihe, die Missionen sind allerdings ebenfalls ein Genre-Höhepunkt und bringen außerdem eine Handlung, in welcher der Spieler endlich alle lieb gewonnenen Charaktere aus beiden Versionen zusammenbringen kann. Alle drei Varianten entsprechen inklusive der etwa 30 Zusatzmissionen für gezüchtete Nachkommen in etwa dem Umfang von Awakening, was sehr klar den gewaltigen Umfang des Gesamtpakets verdeutlicht.

Das Gameplay basiert klar auf dem soliden Vorgänger, man kann allerdings beobachten, dass sämtliche Ungereimtheiten, die im Vorgänger die finalen Stunden des Spiels etwas trübten, mit gekonnter Präzision behoben wurden. So können nun auch Gegner die taktischen Möglichkeit nutzen, sich in Zweiergruppen zusammen zu finden. Nachkömmlinge der Charaktere, die der Spieler in Beziehungen zusammengebracht hat, sind nicht mehr deutlich zu stark und Skills wurden ebenfalls von Grund auf überarbeitet. Ist das alles nicht genug, so findet sich in dem Spiel auch noch eine faszinierende Online-Komponente: Der Spieler baut in Fire Emblem Fates seine eigene Stadt, die den Zweck erfüllt, Geschäfte und Nebenaufgaben zu beherbergen.

Diese Städte können nun online getauscht werden und so handelt es sich in gewisser Weise um einen Level-Editor: Man platziert taktische Verteidigungseinrichtungen zusammen mit den eigens optimierten Einheiten. Löst man diese kniffligen Auseinandersetzungen, winkt eine verlockende Belohnung: Der Spieler kann mühevoll erarbeitete Skills der Figuren des Gegners erstehen, was die Planung von herausragenden Einheiten deutlich erleichtert.

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Als Gesamtwerk gesehen ist die Reihe an Titeln ein wahres Meisterwerk: Das Spiel enthält soviel Content, dass es Sinn macht sich durch alle drei Episoden durchzuarbeiten, um wirklich den vollen Überblick über alle Systeme zu erhalten. Es entsteht ein unterhaltsamer Spannungsbogen der sich über bis zu 100 Stunden ohne irgendeine Form von Füllerinhalten erstrecken kann. Von den ersten Schritten der Vermächtnis-Kampagne bis zu gefinkelten Meisterplänen zur digitalen Weltherrschaft in Offenbarung gibt es von exklusiven Klassen zu exklusiven Soundtracks hin zu exklusiven Charakteren und exklusiven Beziehungen so viel zu entdecken, dass Fire Emblem Fates eigentlich zum absoluten Pflichttitel für jeden 3DS wird.

Schwierigkeitseinstellungen für jeden Geschmack runden das taktische Gameplay mit den umfangreichen Social-Sim-Komponenten ab, die schon im Vorgänger so gut funktioniert hatten, damit es auch wirklich niemanden gibt, der nicht alles aus dem Titel herausholen kann. Und selbst wenn man es geschafft hat sich durch alle Inhalte durchzuarbeiten, gibt es noch immer Extra-DLC Missionen, in denen zusätzliche Klassen und Charaktere das Spiel sinnvoll aufwerten und auf ungewöhnlich lange Zeit interessant halten. Nintendo liefert gegen Ende der 3DS-Ära mit Fire Emblem Fates einen Titel, der in absolut jede Sammlung gehört. Durch und durch zeitgemäß gelingt eine virtuose Balance aus Spielelementen, die auch wirklich jeden Spieler auf irgendeiner Ebene ansprechen sollten.

Plattform: 3DS (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 20.05.2016, http://fireemblemfates.nintendo.com


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Autor

Florian Kraner

Aufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis? Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.


 
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