Auf Wunsch eines Bloglesers, dem bei
Amazon das Märchenhafte in der Leseproeb (und ja, das kommt bei der "Zähmung des Onnergottes" erst etwas später) habe ich hier mal den Anfang einer anderen Geschichte als Leseprobe herausgesucht, ich hoffe ihr habt Spaß daran:
Die Farben des Mondlichts
Schnell hatte der König von Karnum ein Heer aufgestellt, als die Sonne über seinem Land nicht mehr scheinen wollte. Doch gegen wen galt es zu ziehen? Niemand konnte sagen wer das Land in ewige Finsternis gestürzt hatte. So wurden die weisesten Männer des Landes zusammengerufen, ihr Ratschluß würde dem König sicher Auskunft geben können wen es zu befehden galt! Leider war dies ein Trugschluß, denn auch nach vielen Monaten, verließen sie den Ratssaal immer noch mit ratlosen und nach unten geneigten Gesichtern. Einige von ihnen vermuteten es seien die Menschen von Karnum selbst für dieses Schicksal verantwortlich; ihre all zu finsteren Gedanken hätten das Licht der Sonne aus dem Land vertrieben, doch beweisen konnten sie es nicht. Und der König wollte diese Antwort nicht akzeptieren. Sollte er gegen sein eigenes Volk in den Krieg ziehen?Ich jedoch, bin geneigt dieser Annahme Glauben zu schenken, haben sich die Menschen doch kaum verändert seitdem die Dunkelheit das Land regiert. Mit finsterer, grimmiger Miene ziehen sie wie eh und je durch die Straßen unseres Landes. Nun gut, vielleicht sind ihre Mundwinkel nun ein wenig weiter nach unten gezogen und ein Lächeln scheint auf ewig aus ihrem Mienenspiel verbannt worden zu sein. Aber waren ihre Regungen vorher viel anders?Über dies grübelnd schlenderte ich durch die Straßen, weiter hinunter zum Strand, wo sich die gespenstig schwarzen Silhouetten dreier schroffer Felsenklippen – den Urgewalten aus Sturm und Brandung entgegenstellend –, ein paar Steinwürfe vom Strand entfernt, hoch gen Himmel aufragten. Doch nicht nur sie trotzten den rauen Winden, die von der See über das Land zogen. Da gab es noch diese gedrungene, zwergenhafte Figur, die sich in der Ferne gegen den Wind stemmte. Und während ihre Kleidung vom Sturm ergriffen, heftig an ihr zog und sie am liebsten vom Strand fortgetragen hätte, kämpfte sie sich Schritt um Schritt weiter voran, immer der steilst aufragendsten Klippe entgegen. An ihren Körper gepreßt hielt sie einen Eimer, den sie wie ein Kleinod beschützte. Ihn betrachtete sie mit Argusaugen, als sie das kleine Ruderboot bestieg und sich durch die rauhe, salzige Gischt des unruhig wogenden Meeres kämpfte, um dann an einen kleinen Felsvorsprung der Klippe festzumachen. Selbst als sie begonnen hatte die gefährlich steile Klippe auf ihren schmalen und schlüpfrigen Pfaden zu erklimmen, ließ die Kreatur den Eimer nicht aus den Augen, sie hütete ihn, als sei es ihr eigener Sohn. Ich muß gestehen, daß mich dieses merkwürdig anmutende Prozedere neugierig machte. Während sich also das kleine Männchen mühselig – mit viel Geschick und großen Kraftanstrengungen einen jeden Felsvorsprung meisternd – gegen Sturm und Nässe nach oben kämpfte, machte ich mich ebenfalls in Richtung der Klippe auf, um das Geschehen näher betrachten zu können.Als das Wesen seinen Weg nach oben endlich gemeistert hatte, reckte es seinen Eimer gen Himmel und sprach wohl ein paar Zauberformeln, die aber im Sturmesbrausen nicht an mein Ohr zu dringen vermochten. Was sollte dieses obskure Schauspiel? Was für eine Magie wand es dort an? War ich dem Ausbleiben der Sonne – die ich so schmerzlich vermißte – auf der Spur? Ich mußte es einfach wissen! Wenn dieser komische Gnom seinen Rückweg gemeistert hatte, würde ich ihn zur Rede stellen. Schnell klaubte ich einen als Strandgut herangespülten knorrigen aber durchaus stabilen Ast vom Strand, er könnte mir – wenn nötig – als Knüppel dienen. Dann rannte ich den Gnom entgegen, der sich grade unter größten Anstrengungen seinen Rückweg durch die Brandung kämpfte. ...