KUNST IM KONTAKT
Zum 80. Geburtstag von Robert Rehfeldt
Finissage am Sonnabend in der Orangerie
Robert Rehfeldt wäre am 5. Januar 80 Jahre alt geworden. Da stockt man schon beim Nachdenken und Erinnern, denn seine Kunst schien auf Ewigkeiten mit dem Jungsein verbündet, war synonym für Aufbruch, Wagnis und Experiment.
Der 1931 in Stargard/Pommern (heute Szczecinski in Polen) geborene Robert wuchs nach dem frühen Tod des Vaters zeitweise bei Pflegeeltern auf. Im Ostberliner Nachkriegsdeutschland war er zunächst als Steinmetzgehilfe und Transportarbeiter tätig, bevor er von 1948 bis 1953 an der Hochschule für Bildende Künste in Westberlin bei Alexander Camaro und Wolfgang Hoffmann studieren konnte. Seit 1963 war Rehfeldt freischaffend in Ostberliner Stadtteil Pankow tätig und gehörte zu den wenigen Künstlern, die in ihrem Schaffen experimentell ausgerichteten Vorstellungen folgten.
Das Atelier von Robert Rehfeldt in der Pankower Mendelstraße war ein Geheimtipp, galt »als Informationsbüro zur westlichen Kunst«. Er selbst war ein offener, sich immer wieder neu erfindender Anreger, ein „Multiplikator moderner Kunstentwicklungen“ (Lutz Wohlrab), der ab den frühen 70er Jahren die Mailart in der DDR zur spielerischen, phantasievollen Kunstrevolte gegen überbordende staatliche Kunstgängelei aktivierte. Über polnische Künstlerkollegen und den Oldenburger Klaus Groh kam er in Kontakt mit der internationalen Mailart-Szene. Seine weltweiten Beziehungen, per Post unkompliziert auf den Weg gebracht und am quirligen Leben gehalten, waren ein wichtiges künstlerisches Bindeglied zwischen Ost- und Westeuropa, den USA und Lateinamerika; beschäftigten allerdings auch ein Heer von Mitarbeitern des Staatssicherheitsdienstes der DDR, die beständig um sich greifenden Aufruhr und nahen Umsturz witterten.
Robert Rehfeldt war Teilnehmer der ersten Mailart-Ausstellung »Beziehungen / Relations« auf Rügen im April 1985 sowie wesentlicher Förderer (er schuf das Plakat und den Vorzugsdruck) des Kunstausstellungsprojektes »Künstlerbriefe/Briefzeichnungen«, das unmittelbar vor der geplanten Ausstellungseröffnung in der Orangerie Putbus am 11. Januar 1987 rigide verboten wurde.
Die Nachricht von seinem plötzlichen Tod, nach einer Operation im September 1993, kam völlig überraschend und hinterließ eine Lücke, die zwar menschlich ein großer Verlust bleiben wird, die aber noch mit einer Menge aufzuarbeitender, ja, noch zu entdeckender Kunst das Morgen und Übermorgen der Kunstgeschichte beschäftigen und vielfach anregen dürfte.
Der Landkreis Rügen hat in der Orangerie Putbus als Galerie des Landkreises dem künstlerischen Schaffen von Robert Rehfeldt eine würdige Wiedergutmachungsausstellung ausgerichtet; eine sehenswerte, weil seltene Schau aus dem Nachlass von Ruth Wolf-Rehfeldt. Noch einmal können am kommenden Sonnabend, dem 8. Januar 2011, kunstinteressierte Rügener Bürger und Gäste Rügens eine aufschlussreiche Nachschau und intensive Nachlese erhalten.
In einer die Ausstellung abschließenden Finissage wird ab 15.30 Uhr durch die Ausstellung geführt. Langjährige Freunde und Künstlerkollegen wie Lutz Wohlrab, Eugen Blume, Wolfgang Leber und Dieter Goltzsche haben überaus kurzweilige Texte zum 2009 erschienenen Band »Kunst im Kontakt« aus dem Berliner Wohlrab-Verlag beigesteuert. Aus ihm werden die schlüssigsten und originellsten Beiträge zu Werk- und Lebensaspekten des Künstlers ab 15.30 Uhr vorgetragen. Der Eintritt ist frei.
Walter G. Goes