Finanzierung von Energieeffizienz durch Crowdfunding zur Unterstützung der Bürger-Energiewende

Von Energystar @energynet

Das bettervest Team bei der Arbeit, Foto: bettervest.de

Ein Trend aus dem sozialen Netz macht sich immer mehr auch im Energie-Bereich breit, die Finanzierung von Projekten oder Unternehmen durch die große Masse oder im Idealfall durch die späteren Nutzer – das Crowdfunding. Von der Finanzierung der Magazin-App EnergyDemocracy.TV hatte ich schon berichtet und mich mit Kirsten Hasberg im Podcast mehrfach darüber unterhalten – die Finanzierungsphase geht noch knapp eine Woche und es werden noch Unterstützer gesucht.

Es gibt auch spezielle Plattformen zur Finanzierung von Projekten aus dem Energiebereich, vor allem aus dem Photovoltaik-Sektor. Die größte dieser neuen Plattformen kommt aus den USA, bei Mosaic wurden bereits über 2 Millionen Dollar in Solarprojekte investiert. Auch in Deutschland gibt es entsprechende Plattformen. Die Seite crowdEner.gy erinnert dabei sehr an die klassischen Crowdfunding-Plattformen, während LeihDeinerUmweltGeld, mich mehr an die klassischen Projektfinanzierer erinnert. Dann steht auch noch Sunny Crowd in den Startlöchern. Allen gemeinsam ist die Finanzierung von Projekten aus dem Bereich erneuerbarer Energien.

Crowdfunding zur Finanzierung von Energieeffizienz

Aber was ist mit Energieeffizienz? Da ist die Technologie bereits vorhanden, nur die Anfangsinvestitionen stellen meistens das größte Hindernis dar. Da würde sich Crowdfunding als Finanzierungsform doch auch anbieten. Eine Gruppe von fünf engagierten Gründern aus Frankfurt am Main hat sich das auch gedacht und mit bettervest die erste Crowdfunding-Plattform für Energieeffizienz ins Leben aufgebaut. Diese Woche beginnt bei bettervest nun die Betaphase mit dem ersten Projekt für ausgewählte Nutzer. Mitte Juni soll es dann richtig losgehen.

Das klingt sehr interessant für mich, da wollte ich mehr darüber wissen. Meine Fragen an bettervest hat Ingo Birkenfeld aus dem Gründerteam beantwortet.

bettervest ist die erste Crowdfunding-Plattform für Energieeffizienz. Warum Energieeffizienz und nicht erneuerbare Energien?

Dafür gibt es zumindest drei zentrale Gründe: Als erstes war die Kombination aus Crowdfunding und Energieeffizienz die Ursprungsidee für bettervest. Hohe Kosteneinsparungen können Kapitalrückzahlungen an die Crowd sicherstellen, dies ohne Subventionen und Abhängigkeiten von der Politik, wie es bei den Erneuerbaren der Fall ist. Zum Zweiten sprießen seit ein bis zwei Jahren Crowdfunding-Plattformen wie Pilze aus dem Boden. Und einige davon spezialisieren sich gerade auf Erneuerbare Energien, wie etwa sunnycrowd. Noch eine weitere Crowdfunding-Plattform im Bereich Erneuerbare Energien würde im Zweifel diese, ebenfalls sehr guten Plattformen ausbremsen. Das wollen wir nicht.

Sondern bettervest arbeitet parallel mit diesen Plattformen an der Bürger-Energiewende. Damit kommen wir zum dritten und vielleicht wichtigsten Grund: Damit diese Bürger-Energiewende auch tatsächlich funktioniert reicht es nicht nur auf die Erneuerbaren zu setzen. Die Kritik ist ja oft berechtigt: Hohe Kosten, Speicherprobleme für überschüssig gewonnene Sonnenenergie usw. Mit bettervest besteht nun die erste und aktuell einzige Plattform, welche die zweite Säule der Energiewende in Angriff nimmt: die Energieeffizienz in Deutschland zu steigern.

Wer ist die Zielgruppe, welche Projekte sollen damit unterstützt werden?

Auf der Projektseite sind Kleine und Mittlere Unternehmen, Kommunen und Vereine unsere Zielgruppe. Wollen diese etwa ihre Beleuchtungsanlage auf energieeffiziente, langlebige LEDs umrüsten, kann bettervest eine Alternative für die Finanzierung sein. Ganz wichtig: Energieeffizienz-Projekte sind grundsätzlich keine Greenwashing-Projekte. Also kein nachträgliches Aufhübschen von Energie- oder Ressourcenverschwendung. Bei bettervest werden nur Projekte unterstützt, die direkt am Entstehungsort, Co2-Emissionen zu verringern helfen.

Was sind die Anforderungen an die Projekte? Kann sich jeder bewerben?

Wichtig bei den Projekten ist, dass sie nachhaltig und gleichzeitig wirtschaftlich sind, d.h. innerhalb weniger Jahre die Investitionen wieder einspielen. Und wenn das gegeben ist, können sich die Unternehmen, Kommunen und Vereine bei bettervest mit ihren Energieeffizienz-Projekten bewerben.

Wer ermittelt die Einsparpotentiale der geförderten Maßnahmen?

Im Idealfall hat bereits ein unabhängiger Energieberater die Einsparpotentiale der Energieeffizienzmaßnahme durch kalkuliert und bestätigt. Zudem gibt es Erfahrungswerte für die verschiedenen eingesetzten Energieeffizienz-Technologien. Zum Beispiel ist es durchaus realistisch, dass bei der Beleuchtung eines Ladengeschäfts über 60 % des Stroms eingespart werden kann.

Wird sichergestellt, dass die geplanten Effizienz-Ziele auch erreicht werden?

Wir prüfen den eingereichten Energiebericht selbst nochmals auf Plausibilität und zusätzlich die Bonität der Projektinhaber, um der Crowd ein Höchstmaß an Sicherheit zu bieten. Bei LED-Projekten sind die Energieeffizienz-Ziele im Prinzip eins zu eins kalkulierbar. Ein LED-Leuchtmittel mit 30 Watt verbraucht nunmal halb so viel Energie wie zum Beispiel eine 60 Watt Leuchtstoffröhre, bei ähnlicher Lichtstärke.

Sollen die umgesetzten Maßnahmen transparent dokumentiert werden?

bettervest verpflichtet die Projektinhaber vertraglich dazu, alle notwendigen Unterlagen, wie etwa Energierechnungen, einzureichen, damit alles nachvollziehbar wird. Informationen zum Projekt sollen während der Vertragslaufzeit regelmäßig auf der Plattform für die Crowd bereitgestellt werden. Wir wollen damit ein Höchstmaß an Transparenz bei den umgesetzten Maßnahmen erreichen. Die Crowd soll genau wissen, welche positiven Wirkungen ihr Engagement auf unser Klima hat, wie viel Energie und CO2 eingespart wird. Genau das ist der große Vorteil beim Crowdfunding: Die Bürger werden in gesellschaftliche Herausforderungen einbezogen und sie können direkt mitbestimmen.

Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen!