"Final Portrait" [GB 2017]


Künstlertristesse hier, Künstlertristesse da: "Ich will fertigwerden, aber ich kann es nicht!" Stanley Tucci hat einen Film darüber gedreht, ein Kammerspiel, einen asymmetrischen Clash zweier Unfertiger. Die Leinwand verhält sich nicht so, wie der Künstler es will. Aus jedem Frame schreit es aus Geoffrey Rush: "Scheiße!" Wegstreichen, neu anfangen. Weiß, schwarz. Zeichnungen verbrennen, Geld verstecken. Rush spielt Rush in buchstäblich gewohntem manieriertem Leiden. Ist damit gleichzeitig Alberto Giacometti gemeint, dieser in sich gekehrte, reflektierte, grüblerisch philosophierende und theoretisierende Praktiker? Nur unzureichend. Das Aufgeplusterte Rushs muss stattdessen ein Gegengift zur wahrlich steifen (!) Sitztherapie Arnie Hammers darstellen, der Modell sitzt für ein Porträt, ein Giacometti-Porträt. Das nie fertig wird. Tuccis Film spielt mit derlei Zeitverzögerungen und -spaltungen, fiebert um einen perpetuierenden Herstellungsprozess, der die Wichtigkeit dessen sekundiert, warum Porträtmalerei Giacometti unbefriedigt lässt: Ein Abbild ist ein Abbild, nichts Sehbares, sondern Einsehbares. Wie an anderen Stellen (Giacomettis französische Teilzeitfreundin, gespielt von Clémence Poésy, überdreht über das Erträglichkeitsmaß hinaus) verklickert "Final Portrait" dies auch dem letzten Zuschauer, denn an, zum Beispiel, mehreren Gesichtspartien Hammers vermag sich die Kamera partout nicht sattzusehen. Das altmodische, charmant-überlebte Szenenbild gleichwohl ist ein Trumpf Tuccis, der sich dem quälend Künstlerischen lautmalerisch anschleicht. Bis zur Raserei. In urzeitlichem Ambiente.   
5 | 10

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