Filmvorschau: Das Meisterwerk "Occi gegen die Welt"

Von Verdin @verdinguenter

TV KRITISCH SENDUNG: Mittwoch, 30.Januar 2013, 22.40 Uhr,ARTE Ein kunstvolles Meisterwerk:  "Occi gegen die Welt"

Von Günter Verdin www.verdinguenter.blogspot.com

Menschen mit psychischen Defekten zu spielen  gehört zu den größten Herausforderungen im Mimenleben.  Seit Leonardo DiCaprios eindringlicher und anrührender Darstellung des geistig behinderten Arnie im Film "Gilbert Grape" (1993) hat mich kein Schauspieler mehr so sehr fasziniert wie Martin McCann in der irisch-deutschen Ko-Produktion "Occi gegen die Welt" (Originaltitel:"Swansong: Story of Occi Byrne").  

Occi ist ein seit der Kindheit schwer traumatisierter junger Mann, der vaterlos in einer miefigen irischen Kleinstadt aufwächst. Dem Sadismus seiner Umwelt setzt Occi seinen schier unerschütterlichen Optimismus und seinen Lebenswillen entgegen. Schwäne, denen er Namen gibt, sind die Projektionsfläche für seine Sehnsucht nach einer heilen Welt. Nur bei dem Reizwort "Bastard" rastet er unkontrolliert aus, was ihn immer wieder in große Schwierigkeiten bringt. In der psychiatrischen Anstalt verliebt er sich in die an Depressionen leidende Mary. Als er sie, nach langer Zeit und in die problembeladene Freiheit entlassen , wieder sieht, ist sie mit einem anderen verlobt. Das ganze mühsam ausbalancierte Seelenleben spiegelt sich in den zwischen Düsternis und Hoffnungsschimmer changierenden Augen des Schauspielers Martin Mc Cann wieder: die Reaktionen Occis auf sein immer wieder zuschlagendes Schicksal skizziert McCann mit knappster Mimik und sparsam dosierten Bewegungen. Eine intensive, schier atemberaubende Leistung.

Dem irischen Autor Conor McDemottroe ist es gelungen, sein eigenes Einpersonen-Theaterstück "Swansong"  in ein vielschichtiges Drehbuch mit zum Teil sehr poetischen Dialogen umzuformen. Als Regisseur hält er feinfühlig die Balance zwischen Heiterkeit und Schwermut. McCann ist offensichtlich Wachs in seinen Händen. Kurz: dieser Film ist ein Meisterwerk!

("Occi gegen die Welt", 22.40 Uhr. ARTE)