Ich habe die letzten Wochen intensivstes Tribute von Panem-Studium begangen. Und immer wieder habe ich mich gefragt: „Wie soll das verfilmt werden?“
Buchverfilmungen sind eine Sache für sich. Sie schränken den Zuschauer in ihrer Fantasie ein, denn als Leser eines Buches treibt die Fantasie wilde Blüten. Beim Film müssen andere Reize geschaffen werden, visuelle Alleinstellungsmerkmale oder Atmosphäre von einem anderen Stern. Viele Buchverfilmungen schaffen es daher nicht, ihrem Vorbild gerecht zu werden. So sind Filme wie Die Herr der Ringe-Trilogie in einem elitären Kreis auserwählter Streifen, die besser sind als ihre Vorlage.
Stephen King dominierte lange Zeit das Thriller- und Horrorgenre. Kein Wunder, dass viele seiner Bücher dem Wahn der Filmemacher Opfer wurden. Nur wenige Filme, wie z.b. Der Nebel oder Running Man (dieser interpretiert das Buch Menschenjagd auf eine ganz andere Weise) dürfen als gelungen und gut bezeichnet werden, die meisten allerdings gleichen sich Filmen wie Thinner – Der Fluch eher niedrigem Terrain an.
Diese Woche wollte ich unbedingt einen von den besten Stephen King-Verfilmungen als Filmtipp haben.Die Wahl fiel mir sichtlich schwer, denn sowohl Die Verurteilten, als auch The Green Mile sind Filme allererster Güteklasse. Doch wie der Titel dieses Artikel euch bereits verraten dürfte: ich hab mich entschieden
Paul Edgecomb (Dabbs Greer/TomHanks) war Gefängniswärter und Leiter der sogenannten „Grünen Meile“, jener Teil des Staatsgefängnisses Cold Mountain, in dem die Todeskandidaten sitzen. Auch die hinrichtungen muss Edgecomb gemeinsam mit seinen Kollegen Brutus Howell (David Morse) oder Harry Terwilliger (Jeffrey DeMunn) durchführen.
Edgecomb erzählt als alter Mann in einem Altersheim seiner Freundin vom Insassen John Coffey (Michael Clarke Duncan), einem riesigen, schwarzen Mann mit außergewöhnlicher Austrahlung, der zwei Kinder getötet haben soll. Nachdem Paul Edgecomb allerdings herausfindet, welche göttliche Fähigkeiten John Coffey zu eigen sind, zweifelt er an dessen Schuld.
The Green Mile ist durch aus ein Film, der wie Die Herr der Ringe-Filme zu dem elitären Kreis der Verfilmungen zählt, die besser als ihre Vorlage sind. Dem Regisseur Frank Darabont, der auch Stephen King-Verfilmungen wie Der Nebel oder Die Verurteilten schuf, gelingt es scheinbar als Einzigem, die Atmosphäre von Kings Büchern einzufangen und in einen Film zu verpacken.
Neben einer fantastischen, teilweise höchst melodramatischen Geschichte, sind es vor allem die Darsteller, die dieses Schwergewicht vorantragen.
189 Minuten – genug Raum, um den Elementen des Buches gerecht zu werden.
Vor allem Michael Clarke Duncan als leicht zurückgebliebener John Coffey überzeugt wohl in seiner besten Rolle. Kein Vergleich mit Kingpin in Daredevil oder Manute in Sin City. Hier ist er gefordert und schenkt daher dem Charakter soviel Herz und Seele, wie es nur selten einem Schauspieler in einem Film gelingt. Man bekommt daher beinahe das Gefühl, als wäre diese Rolle nur für ihn geschrieben. Aber auch die anderen Schauspieler brauchen sich nicht verstecken. Tom Hanks, als Protagonist gewohnt stark, wird protegiert von u.a. James Cromwell als Leiter des Staatsgefängnisses oder Sam Rockwell als ‘Wild Bill’ Wharton, einem abgedrehten Mitinsassen von Coffey. Anders als in vielen anderen filmen, wo Nebendarsteller nicht mehr als schmückendes Beiwerk sind, kriegt hier jeder genug Screentime, um seine Stärken auszuspielen. Vor allem Doug Hutchinson als nerviger, überheblicher Wärter und Senatorensohn Percy Wetmore wäre hier zu erwähnen. Sein Charakter geht einem so auf den Sack, dass man sich wirklich angewidert von dem Kerl fühlt, obwohl er keine so wichtige Rolle im Film einnimmt, sondern eher in einem Subplot auftritt. Aber auch hier hat Frank Darabont das Beste aus dem Schauspieler rausgekitzelt.
Der Film ist lang. Sehr lang. 189 minuten sitzt man nicht gerade locker mit einer Arschbacke ab. Und gelegentlich kann es schon vorkommen, dass man sich bei dem Film langweilen kann. Hier haben Filme wie z.b. Der Herr der Ringe den Vorteil auf einige Actionszenen zurückgreifen zu können. Aber wer sich auf den Film einlässt wird belohnt mit einem der besten Streifen, die man für Geld kaufen kann.
The Green Mile ist ein großer Film, der die Seele berüht. Vor allem, wenn diese Szene wichtig wird. Dann kommt alle Emotionalität des Films auf einen Schlag herausgeplatzt.