Filmkritik zum Found-Footage-Horror ‘The Devil Inside’

Filmkritik zum Found-Footage-Horror ‘The Devil Inside’

Man muss als Filmemacher schon eine Menge Mut aufbringen, wenn man mit noch einem Exorzismus-Film das Horrorgenre bereichern möchte. Zumal das Urgestein ‚Der Exorzist‘ von 1973 dabei bisher immer unerreicht blieb. Wenn man dann aber auch noch auf den Trend des Found-Footage-Filmes aufspringt, der vor allem durch ‚The Blair Witch Project‘ ausgelöst immer öfters zum Einsatz kommt, braucht man schon eine fesselnde Geschichte, die im besten Fall auch noch neue Aspekte dieser Thematik aufwirft, um im Kino zu überzeugen. So etwas ist selten. Aber mit jedem neuen Film, der versucht diese Voraussetzungen zu erfüllen, setzen die Zuschauer auch neue Hoffnungen in den Horrorfilm, der sie schocken und erschrecken soll. William Brent Bells ‚The Devil Inside‘ misslingt dieses Vorhaben und erschafft viel mehr eine Atmosphäre von Langeweile und bekannten Motiven, die den geübten Exorzismus-Guckern nicht mehr als ein müdes Schulterzucken entlocken werden.

Zu Beginn des Filmes steht ein Anruf in einer Notrufzentrale, bei dem Maria Rossi (Suzan Crowley) gesteht, dass sie gerade drei Menschen ermordet hat. Zwanzig Jahre nach diesem Ereignis versucht Marias Tochter Isabella (Fernanda Andrade) herauszufinden, was in jener Nacht 1989 wirklich geschah. So reist sie nach Italien, in die Centrino-Klinik, um herauszufinden, ob ihre Mutter tatsächlich geisteskrank ist oder ob etwas anderes dahintersteckt. In der Klinik für psychisch kranke Straftäter trifft sie eine verwirrte Frau, die ihrer Mutter in keiner Weise mehr ähnelt. Sie ist am ganzen Körper mit seltsamen Schnitten übersät und stößt furchteinflößende Schreie aus. In ihrer Not wendet Isabella sich an die zwei jungen Exorzisten Ben (Simon Quarterman) und David (Evan Helmuth). Sie bittet die beiden, ihre Mutter mit ihren unkonventionellen, auf Religion und Wissenschaft beruhenden Methoden zu heilen.

Filmkritik zum Found-Footage-Horror ‘The Devil Inside’

Suzan Crowley (unten) und Fernanda Andrade (oben)

Nur an wen sollen sich die Zuschauer in ihrer Not wenden, wenn sie ‚The Devil Inside‘ betrachten und dabei kontinuierlich auf Ungereimtheiten stoßen? Die schlechte Machart des Filmes untergräbt die gesamte Geschichte, die mit netten Ansätzen arbeitet, die aber wiederum auch nicht weiter beachtet werden. Regisseur William Brent Bell empfiehlt sich als unsauber arbeitender Filmemacher. Der im Dokumentarstil gefilmten Horrorsteifen beinhaltet natürlich einen Kameramann, der innerhalb der Handlung immer zugegen ist, so auch bei dem privaten Gespräch zwischen Tochter Isabella Rossi und ihrer Mutter Maria Rossi in der Nervenheilanstalt. Warum das Bild dann auf eine Überwachungskamera wechselt, wo der Kameramann nicht mehr zu sehen ist, bleibt unerklärt, darf aber gerne als schlampige Arbeitsweise interpretiert werden.

Beim gefühlt einhundertsten Versuch den Doku-Exorzismus als Horrorfilm zu inszenieren, setzt ‚The Devil Inside‘ zudem auf die altbekannten Schockmomente. Es fehlt jegliche Innovation in der Handhabe der Geschichte. Es wird sogar der peinliche Versuch unternommen, die Zuschauer durch einen in das Bild springenden, bellenden Hund aus der Reserve zu locken. Das alles wirkt viel zu klassisch inszeniert, als das man damit noch Spannung erzeugen könnte. Aber bevor man als Zuseher in die gewollt bedrückende Atmosphäre eintauchen könnte, wird man sich regelmäßig die Frage stellen, wie Isabella und der Amateurfilmer Michael, gespielt von Ionut Grama (‚The Whistleblower‘), an die Drehgenehmigungen für so manche Szenerie gekommen sind. So dürfen sie in einer Exorzisten-Schule filmen, obwohl der Film ausdrücklich ohne die Genehmigung des Vatikans gedreht wurde – so steht es im Vorspann geschrieben. Und auch eine Einrichtung wie die Hochsicherheitspsychiatrie Centrino scheint keine weiteren Einwände zu haben, dass man eine ihrer Patientinnen filmt und später sogar einen nicht genehmigten Exorzismus an ihr durchführt.

Filmkritik zum Found-Footage-Horror ‘The Devil Inside’

Suzan Crowley als Maria Rossi

Es sind eine Menge Störfaktoren die den Film unglaubwürdig machen, was nicht weiter relevant wäre, wenn er durch seinen Found-Footage-Stil nicht auf die Echtheit beharren würde. Gleichzeitig legt man den Fokus auf die falschen Begebenheiten. Der Priester, der unerlaubte Exorzismen macht und um seine Anstellung bangt, mag als nette Nebenfigur funktionieren, sollte aber nicht so sehr in den Mittelpunkt gerückt werden, wenn es weitaus interessantere Geschichten zu erzählen gibt, die der Film anreist. So sehen wir einmal die Einkerbungen auf den Armen von Maria Rossi, sowie ein umgedrehtes Kreuz auf ihrer inneren Unterlippe, welches man später auch bei Isabella findet. Nur was es mit diesen Bildern auf sich hat, bleibt unausgesprochen. Ebenso die Vergangenheit des jungen Exorzisten Ben, die mehrmals angedeutet wird. Selbst der vermeintliche Dämon spricht Ben darauf an, meint dass sie sich kennen würden – dann ist der Film aber vorbei, bevor den Zuschauern die interessanten Geschichten erzählt werden könnten.

Und das ausgerechnet, wo man so viel Zeit mit dem Erzählen von banalen Dingen vergeudet, die wenig zur Geschichte beitragen. Da ist die besagte Exorzisten-Schule, die keine weitere Relevanz für den Verlauf des Filmes hat. Die wirklichen Schockmomente entstehen allenfalls bei den zwei Exorzismen, die der Zuschauer erleben darf. Das war es dann aber auch schon. Die Wirkung die sich hier entfaltet mündet allenfalls in Unverständnis darüber, wie das Filmende inszeniert wurde. Man möchte meinen, dass die Macher selbst nicht mehr wussten, wo sie eigentlich mit ihrem Werk hinwollten und dem Ganzen ein schnelles Ende bereiten wollten. Das wiederum ist ihnen dann auch gelungen.

‚The Devil Inside‘ ist fades, unsauberes Doku-Kino, welches die Bezeichnung Horrorfilm nicht wirklich verdient. Es werden mehr Fragezeichen über den Köpfen der Zuschauer erscheinen als es Schockmomente im Film zu sehen gibt. Weder die kurz erwähnten Hintergründe noch die spannende Frage nach der Zusammenarbeit von Religion und Wissenschaft werden hier behandelt. Am Ende werden nur ein paar verbogene Körperglieder in Erinnerung bleiben, sonst nichts. Nicht einmal ein mulmiges Gefühl beim nach Hause gehen.

Denis Sasse

Filmkritik zum Found-Footage-Horror ‘The Devil Inside’

‘The Devil Inside‘

Originaltitel: The Devil Inside
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 83 Minuten
Regie: William Brent Bell
Darsteller: Fernanda Andrade, Simon Quarterman, Evan Helmuth, Ionut Grama, Suzan Crowley


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