Filmkritik zu ‘Zorn der Titanen’

Filmkritik zu ‘Zorn der Titanen’

Ein Mann im Arbeitswahn, so könnte man das momentane Befinden beschreiben, wenn man als KinogängerLiam Neeson auf der Leinwand erblickt. Wobei die Deutschen gar nicht mitbekommen, wie präsent der irische Schauspieler wirklich ist. In den USA ist er beständig als die Stimme des Löwen Aslan in den ‚Die Chroniken von Narnia‘-Verfilmungen zu hören, in der Cartoonserie ‚Star Wars: The Clone Wars‘ spricht er auch heute noch die Rolle des Qui-Gon Jinn, den er in ‚Episode I‘ verkörpert hat. Am 12. April laufen hierzulande gleich zwei Filme mit Neeson an: In ‚The Grey‘ beweist er sich als Überlebenskünstler gegen ein Rudel Wölfe in eisiger Umgebung und in ‚Battleship‘ mimt er den Seefahrts-Admiral im Kampf gegen eine außerirdische Bedrohung. Trotz des gut gefüllten Terminplans hat er dennoch die Zeit gefunden, ein zweites Mal den Göttervater Zeus zu spielen und ist damit erneut an der Seite von Sam Worthington (‚Avatar – Aufbruch nach Pandora‘) zu sehen. Der ‚Kampf der Titanen‘ ist beendet, nun spürt man den ‚Zorn der Titanen‘.

Inzwischen sind zehn Jahre vergangen, seit der Halbgott Perseus (Sam Worthington) den heldenhaften Sieg über den monströsen Kraken feierte. Der Sohn des Zeus (Liam Neeson) möchte nun nichts weiter als ein beschauliches Leben als Fischer und alleinerziehender Vater seines zehnjährigen Sohnes Helius (John Bell) führen. Aber die Götter kämpfen mit den Titanen weiterhin um die Vorherrschaft. Denn weil sie von den Menschen kaum noch verehrt werden, verlieren die Götter ihre Macht über die eingekerkerten Titanen und ihren grimmigen Anführer Kronos, den Vater der schon ewig herrschenden Brüder Zeus, Hades (Ralph Fiennes) und Poseidon (Danny Huston). Das Triumvirat hat den mächtigen Vater vor langer Zeit gestürzt. Inzwischen vermodert er in den finsteren Abgründen des Tartarus. Dieses Verlies liegt tief in den Gewölben der Unterwelt verborgen – und es ist nicht ausbruchsicher.

Filmkritik zu ‘Zorn der Titanen’

Sam Worthington als Halbgott Perseus

Aber auch nicht einbruchsicher, wie die kleine Gruppe bestehend aus Perseus, Agenor (Toby Kebbell), Sohn des Poseidon und der menschlichen Andromeda (Rosamund Pike) beweisen, als sie in den Tartarus eindringen um den dort gefangen gehaltenen Zeus zu befreien. Hades macht gemeinsame Sache mit dem Kriegsgott Ares (Édgar Ramírez), um den aus Steinen und Lava bestehenden Kronos zum Leben zu erwecken. Da hierfür die Kraft des Zeus nötig ist, wurde die Rolle von Liam Neeson erheblich ausgebaut, was keinesfalls negativ zu sehen ist. Denn gemeinsam mit Ralph Fiennes und Bill Nighy bildet er immer noch einen der schauspielerischen Höhepunkte des Films. Bill Nighy ist als Götterschmid Hephaistos zu sehen, der vereinsamt in seiner kleinen Höhle mit der mechanischen Eule Bobo spricht, die bereits seit dem 1981er Original ein Requisit der Filmreihe darstellt. Ralph Fiennes zeigt anfangs, dass seine diabolisch finstere Darstellung des Hades selbst den megalomanen Computermonstern das Wasser reichen kann. Viel lieber hätte man erneut Hades als Bösewicht erlebt, nicht den kurzlebigen Auftritt des Kronos, der erstaunlich viel Nähe zum Finalkampf gegen den Kraken in ‚Kampf der Titanen‘ aufweist. Aber wenn Zeus irgendwann dem Tode nahe ist und Hades sich eines besseren besinnt, dürfen die beiden Götter gemeinsam auf einen Vernichtungsfeldzug gegen die Höllenkreaturen ihres Vaters gehen und erzeugen damit vielleicht den einzigen Moment in ‚Zorn der Titanen‘, der ein episches Gefühl aufkommen lässt. Denn die Handlung gibt dieses Gefühl nicht her. Der Film ist viel zu sehr auf die Effekt-Hascherei ausgelegt und wird damit zur äußerst kurzweiligen Popcorn-Kino-Schlacht. Im schnell geschnittenen Musikclip-Stil gleicht das zweite Abenteuer von Perseus einer Hetzjagd durch diverse Kämpfe der griechischen Mythologie. Ohne Verschnaufpause muss er sich der Chimera stellen, den Zyklopen, den Makhai-Kriegern, dem Minotaurus und Kronos selbst.

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Rosamund Pike als Andromeda

Die Zuschauer werden durch geringfügige, wenig relevante Handlungsfetzen von Kampf zu Kampf geleitet und müssen auf jedwede Sinnhaftigkeit verzichten. Rosamund Pikes Andromeda scheint keine weitere Aufgabe zu haben, als Perseus nach geschlagener Schlacht über den Tod seiner Frau hinweg zu trösten, Agenor wird dem Zuschauer als Großmaul, Witzbold und Taschendieb vorgestellt, verwandelt sich binnen fünf Minuten aber in einen starken Weggefährten für Perseus, der dem Kriegsgott Ares entgegentritt und eine Armee im Kampf gegen Kronos befehligt. Und Perseus‘ Sohn, gespielt von John Bell, schafft es gerade einmal die Namen verschiedener Götter zu stammeln und selten unfähige Blicke in die Kamera zu werfen. Aber Hauptsache die Kreaturen, Effekte und Landschaften schauen hübsch aus, dann wird der Zuschauer schon überwältigt genug sein, um diese Macken gar nicht weiter zu bemerken.

Aber genau das ist dem Film dann gelungen. Wo ‚Kampf der Titanen‘ vor zwei Jahren noch auf allen Ebenen zu enttäuschen wusste, reißt die Fortsetzung diesen Fehlgriff sichtlich wieder heraus. Die Kämpfe, die sich hier hauptsächlich Sam Worthington liefert, sind klar ersichtlich abgefilmt, es herrscht keine Verwirrung mehr, wenn in unübersichtlichen Sequenzen irgendwelche Körper durchs Bild fliegen und hinterher vermeintlich wichtige Figuren das zeitliche segneten. So war es noch 2010 unter Regisseur Louis Letterier der Fall. Der Neuzugang in Form von Jonathan Liebesman macht sich bewährt. Auf dieser Ebene erfährt der Film eine ganz klare Besserung. Und auch visuell erstrahlt ‚Zorn der Titanen‘ weitaus spektakulärer als sein Vorgänger, wobei vor allem die Tiefen des Tartarus genannt werden müssen, die ein beeindruckendes Stück Computertechnik darstellen – was auch für das Labyrinth gilt, in welchem der Minotaurus haust.

Und dann ist da ja auch noch Sam Worthington, der sichtlich an Erfahrung gewonnen hat, aber hinter den Effekten, hinter den Monstern und auch hinter den Götter-Darstellern zurückbleibt. Er ist der stereotype Held, den der Film benötigt, damit all die anderen Dinge auf die Leinwand gebracht werden können. ‚Zorn der Titanen‘ minus seinem Hauptdarsteller und der Handlung wäre immer noch ‚Zorn der Titanen‘.

Denis Sasse

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‘Zorn der Titanen‘

 

Originaltitel: Wrath of the Titans
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2012
Länge: ca. 99 Minuten
Regie: Jonathan Liebesman
Darsteller: Sam Worthington, Liam Neeson, Ralph Fiennes, Édgar Ramírez, Toby Kebbell, Rosamund Pike, Bill Nighy, Danny Huston, John Bell, Lily James

Deutschlandstart: 29. März 2012
Offizielle Homepage: warnerbros.de/clashofthetitans2


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