Filmkritik zu ‘X-Men: Erste Entscheidung’

Filmkritik zu ‘X-Men: Erste Entscheidung’

Im vergangenen Jahr überreichte der Comicbuch Autor Mark Miller dem Regisseur Matthew Vaughn die ehrenvolle Aufgabe, seine Comicserie ‚Kick-Ass‘ für die große Leinwand zu adaptieren. Von den Fans gefeiert, vom allgemeinen Kinovolk allerdings eher verschmäht, haben die Marvel-Filmstudios an Vaughn festgehalten um ihre X-Men Gruppierung mit dem Neustart ‚X-Men: Erste Entscheidung‘ auf die Leinwand zu bringen. In der Vorgeschichte zu den bisher vier erschienenen ‚X-Men‘-Filmen, wird die Freundschaft zwischen Charles Xavier und Erik Lensherr in den Fokus genommen.

‚X-Men: Erste Entscheidung ist daher in den 60er Jahren angesiedelt. Hier treffen sich der spätere Professor X und der Mann, der als Magneto in die Mutanten-Geschichte eingehen soll. Doch ehe sie diese Identitäten annahmen, waren sie zwei junge Männer, die ihre Superkräfte entdeckten. Bevor sie zu Erzfeinen wurden, waren sie beste Freunde. Sie kooperieren und arbeiten mit anderen Mutanten daran, die größte Bedrohung der Menschheitsgeschichte abzuwenden.

Filmkritik zu ‘X-Men: Erste Entscheidung’

Kevin Bacon & January Jones

Es sind nicht die Figuren, die zuerst ins Auge stechen. Auch wenn die unterschiedlichen Kindheiten von Charles und Erik überzeugend – auf der einen Seite sehr dramatisch, auf der anderen Seite an nichts fehlend – inszeniert wurden, bleibt am ehesten der Retro-Look in Erinnerung, den Regisseur Matthew Vaughn detailverliebt in die Handlung eingebettet hat. Knallige 60er Jahre Farben als Dekor und stilechte Outfits sorgen für das richtige Flair, das schon fast ein wenig an alte James Bond Filme erinnern möchte. Hier tritt dann auch Kevin Bacon als Gegenspieler Sebastian Shaw ins Bild, der die Fähigkeit besitzt Energie zu absorbieren und diese auf die verschiedensten Weisen wieder freisetzen kann. Mit verbissener, aber auch verspielter Gelassenheit nimmt sich Kevin Bacon dieser Figur an und verwandelt sie in einen der interessantesten Bösewichte der vergangenen Marvel-Verfilmungen – nur Loki aus ‚Thor‘ dürfte ihm das Wasser reichen.

Auf der anderen Seiten hat man mit James McAvoy und Michael Fassbender zwei Männer auf der Leinwand gepaart, die eine Chemie miteinander entwickeln, die sich manch ein romantisches Pärchen wünschen würde. Die Zuschauer erleben, wie sich die beiden Männer kennenlernen und sich nach und nach eine innige Freundschaft entwickelt, ein Vertrauen und ein gegenseitiges Lehrverständnis, das die beiden zusammenschweißen soll, sie aufgrund ihrer inneren Überzeugungen aber auseinandertreibt. Gemeinsam rekrutieren sie die erste Klasse der späteren X-Men, sie lachen zusammen, sie weinen zusammen. Und in all diesen Momenten schwächelt niemals die Beziehung zwischen McAvoy und Fassbender, immer bleibt die Leistung konstant auf hohem Niveau. Dennoch sollte das Schauspiel des in Heidelberg geborenen Fassbenders noch in den Vordergrund gerückt werden. Er muss den inneren Zorn, die Verzweiflung und den Drang nach Rache darstellen, zeitgleich aber auch die Freundschaft zu McAvoys Xavier-Figur aufrecht erhalten und den Willen zeigen, die Jung-Mutanten auszubilden. Ein Zwiespalt an dem andere Schauspieler sich die Zähne hätten ausbeißen können – Michael Fassbender bahnt sich aber zielgerichtet seinen Weg in das Marvel-Universum und löst Ian McKellen als Magneto mit bravur ab.

Filmkritik zu ‘X-Men: Erste Entscheidung’

Michael Fassbender & James McAvoy

Da ‚X-Men: Erste Entscheidung‘ in erster Linie die Geschichte von Xavier und Lensherr erzählen soll, wäre es wenig verwunderlich gewesen, wenn die weiteren Figuren – und davon gibt es nicht zu wenige – am Rande verblasst wären. Aber auch hier hat Matthew Vaughn ganze Arbeit geleistet. Mit Mystique und Beast bildet er die blaue Front an physisch entstellten Mutanten, die mit ihrem Äußeren zu kämpfen haben. Havok – der Bruder des späteren Cyclops – hat die zerstörerische Kraft, die erst noch unter Kontrolle gebracht werden muss und Banshee darf als Scherzkeks der ersten X-Men herhalten. Und auch auf der gegnerischen Seite tummeln sich allerhand interessante Gestalten. Zwei Gastauftritte von Darstellern aus vergangenen X-Men Abenteuern werden die Fans bei Laune halten, sollen an dieser Stelle aber keine weitere Erwähnung finden.

Fernab von den Figuren bewegt sich der Film auf überraschend ruhige Weise vorwärts. Wo andere Filmemacher im zehn-Minuten-Takt effektvolle Kampfsequenzen eingestreut hätten um den Zuschauer bei Laune zu halten, besinnt sich Matthew Vaughn auf das Erzählen seiner Geschichte. Natürlich kommt es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, die man aber gut im Blick behalten kann ohne eine visuelle Überlastung zu erfahren.

‚X-Men: Erste Entscheidung‘ ist sicherlich mit weniger Tiefgang ausgestattet als es die Vorgänger von Bryan Singer waren, trotzdem konnte Matthew Vaughn die Schlappen, die durch ‚X-Men: Der letzte Widerstand‘ und ‚X-Men Origins: Wolverine‘ entstanden sind, wieder ausbügeln. Die X-Men sind wieder da und die Zuschauer dürfen sich auf eine Versetzung in die zweite Klasse freuen.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘X-Men: Erste Entscheidung’

‘X-Men: Erste Entscheidung‘

Originaltitel: X-Men: First Class
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 131 Minuten
Regie: Matthew Vaughn
Darsteller: James McAvoy, Michael Fassbender, Kevin Bacon, Rose Byrne, Jennifer Lawrence, Oliver Platt, Jason Flemying, January Jones

Deutschlandstart: 9. Juni 2011
Offizielle Homepage: x-men-ersteentscheidung.de/


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