Filmkritik zu "World Invasion: Battle Los Angeles"

Filmkritik zu ‘World Invasion: Battle Los Angeles’

Die Vermarktungsstrategie zu ‚World Invasion: Battle Los Angeles‘ war sicher nicht schlecht. Kleine historische Rückblicke auf angebliche UFO-Sichtungen und Alien-Kontakte weckten zumindest ansatzweise das Interesse an dieser Version des Angriffs aus dem All. Wo ‚Skyline‘ im Dezember letzten Jahres kläglich scheiterte, möchte die Alien-Invasion von Regisseur Jonathan Liebesman (‚Der Fluch von Darkness Falls‘) dem Publikum wieder einen ernstzunehmenden Science-Fiction Film präsentieren. Deshalb auch eine ernste Herangehensweise – in ‚Battle L.A.‘ herrscht Krieg. Die Nachrichten kommen mit der Berichterstattung nicht mehr hinterher, neben Los Angeles werden auch andere Großstädte der Welt kolonisiert und ganz nebenbei versucht das U.S. Marine Corps innerhalb des Kinopublikums neue Rekruten zu gewinnen.

Filmkritik zu ‘World Invasion: Battle Los Angeles’

Aaron Eckhart

Die Handlung kann dabei recht kurz zusammengefasst werden. Die Erde wird von unbekannten Streitmächten angegriffen. Während die Menschen weltweit machtlos mit ansehen müssen, wie ihre Städte dieser Invasion zum Opfer fallen, wird Los Angeles der letzte Zufluchtsort der Menschheit in einem Krieg, den keiner sich vorzustellen wagte. Staff Sergeant Michael Nantz (Aaron Eckhart) und sein Team müssen eine letzte Verteidigungslinie errichten und sich dem Kampf gegen einen übermächtigen Feind stellen.

‚World Invasion: Battle Los Angeles‘ kämpft mit einem ganz gewaltigen Problem – und damit sind nicht die Pilzkopfartigen Aliens gemeint. Vielmehr schadet es dem Film, dass man weder die „guten“ Marines, noch die „bösen“ Aliens in den Vordergrund stellt, sondern die Kriegssituation in den Fokus nimmt. Jede Sequenz hat einen Bezug zum Krieg, sei es die Military Beach, an der Aaron Eckhart zu Beginn des Filmes zu sehen ist, oder ein Militärfriedhof, die wehende Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika, sowie natürlich die später folgende Schlacht um Los Angeles. Es gibt nicht eine Sekunde im Film, in der sich die Zuschauer nicht im Krieg befinden. Auch wenn ein kurzer Blick in das Zuhause der Marines geworfen wird, bekommt man Uniformtragende Männer zu sehen, die sich in Richtung Schlacht verabschieden.

Diese Männer, die in den ersten zehn Minuten kurz vorgestellt werden – anhand von Rang- und Namenseinblendungen, als würden uns kurz die Akten dieser Soldaten präsentiert werden – bleiben dabei wenig in Erinnerung. Immerhin wird hierdurch klar, wer in dem Film handlungsrelevant sein könnte. Zum Nachteil wird es da, dass man eine anfängliche große Gruppe an Gesichtern gewählt hat, die man schnell wieder vergessen wird. Aber so wichtig ist das alles dann auch wieder nicht, man könnte sie auch einfach mit Soldat #1 bis Soldat #10 betiteln, es würde keinen Unterschied machen. Es sind Soldaten im Krieg, da gibt es keine Charaktere, da gibt es keine Unterschiede, jeder ist gleich, jeder scheint austauschbar, auch wenn im Film bei jedem Verlust einmal laut aufgeschrien werden darf. Eine kleine Ausnahme ist dann Aaron Eckhart, als Marine kurz vor der Pensionierung. Er steht natürlich im Mittelpunkt und versucht alles, seiner Figur schauspielerische Tiefe zu geben, was allerdings aufgrund der Handlung nur bedingt gelingt. Auch sein Staff Sergeant Michael Nantz wird vom Drehbuch eher durch die Handlung gejagt, als das es sich Zeit nehmen würde, ihn ein wenig zu Personalisieren.

Filmkritik zu ‘World Invasion: Battle Los Angeles’

Michelle Rodriguez

Und um einen Schwenker zur Seite der Feinde zu machen – die Aliens wirken gar nicht so übermenschlich, so überlegen, wie sie bereits in vielen anderen Filmen aufgetreten sind. Man denke an ‚Skyline‘ und ein alle Menschen aufsaugendes, blaues Licht, gegen das sich niemand zur Wehr setzen konnte oder aber ‚Krieg der Welten‘ mit seinen dreibeinigen Tripods. In ‚Battle L.A.‘ hat man die Aliens der Handlung angepasst. Sie sind ebenfalls Soldaten, ihre Pilzköpfe wirken fast wie Helme. Sie sind organisiert, kümmern sich um ihre Verwundeten, haben Mini-Panzer und Flugzeuge. Es ist keine Invasion von einer anderen Welt, es ist der Einfall einer nicht-amerikanischen Einheit in die USA. Vielleicht schwingt hier immer noch ein wenig die Angst vor weiteren terroristischen Anschlägen mit, man möchte das Gefühl nicht loswerden, dass die Aliens hier stellvertretend für alle Feinde der USA stehen, nicht aber für Wesen von einem anderen Stern.

Dahingehend ist es auch wenig verwunderlich, wenn der Film als Rekrutierungsversuch für die U.S. Armee missbraucht wird. Ab dem Moment, wo die Marines im Film auf Zivilisten stoßen und sich unter diesen ein paar Kinder befinden, kümmert man sich geradezu rührend um diese – da werden auch mitten im Kriegsgetümmel mal die Schnürsenkel hilfreich zugebunden. Nachdem der Vater eines der Kinder stirbt, folgt eine Ansprache von Staff Sergeant Nantz, die in Zukunft wohl bei jeder Werbeveranstaltung der U.S. Armee gezeigt werden wird.

Regisseur Jonathan Liebesman hat hier jedenfalls den falschen Fokus gesetzt. Zugegeben, der Film schildert ansehnlich das Chaos des Krieges, bietet imposante Kulissen eines zerstörten Los Angeles. Dafür hat man darauf verzichtet, Figuren zu erschaffen, seien es Menschen oder Aliens, deren Schicksale den Zuschauer interessieren. Es sind pathetische Soldaten, gemeine Aliens und ein paar Explosionen, die den Film zu charakterisieren versuchen – und dabei scheitern. Es fehlt jede Form von Spannungsbogen, der zur Rettung eilende Hubschrauber, der dann doch noch in der Luft zerstört wird, war bereits bei ‚Skyline‘ vorhersehbar.

‚World Invasion: Battle Los Angeles‘ ist kläglich gescheitert. Für das allgemeine Kinopublikum bieten sich hier keine neuen Bildern, keine interessante Geschichte, Schauspieler die halbherzig versuchen zu kaschieren, dass sie anscheinend selbst nicht wissen, wo die Handlung sie gerne hätte. Es ist Rumgeballer ohne Sinn und Verstand.

Denis Sasse


Filmkritik zu ‘World Invasion: Battle Los Angeles’

‘World Invasion: Battle Los Angeles‘

Originaltitel: Battle: Los Angeles
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 116 Minuten
Regie: Jonathan Liebesman
Darsteller: Aaron Eckhart, Michelle Rodriguez, Ramon Rodriguez, Cory Hardrict, Gino Anthony Pesi, Ne-Yo, James Hiroyuki Liao, Noel Fisher, Bryce Cass, Michael Pena

‘World Invasion: Battle Los Angeles‘ läuft ab dem 14. April in den deutschen Kinos.


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