Filmkritik zu ‘Wie ausgewechselt’

Filmkritik zu ‘Wie ausgewechselt’

Immer wieder fallen Filmtitel wie „Big“ oder „30 über Nacht“ wenn es um Körpertausch-Komödien geht. Dabei – um mal ganz kleinlich zu sein – werden hier keine Körper im eigentlichen Sinne getauscht. Tom Hanks und Jennifer Garner, die beiden Hauptdarsteller aus den genannten Filmen, wünschen sich Erwachsen zu sein, woraufhin die 13-jährigen Dreikäsehochs über Nacht in die Körper von 30-Jährigen gesteckt werden. Vielmehr muss man einen Blick auf „Freaky Friday“ werfen, wobei es egal ist ob man sich an dem 1976er Originalfilm „Ein ganz verrückter Freitag“ mit der damals vierzehn Jahre jungen Jodie Foster orientiert oder aber an dem Remake von 2003 mit Lindsay Lohan und Jamie Lee Curtis als Körpertauschendes Mutter-Tochter-Gespann. Mit „Wie Ausgewechselt“ möchte nun Regisseur David Dobkin seinen Teil zum Körpertausch beitragen. Durch „Die Hochzeitscrasher“ bereits erfahren im Umgang mit einem männlichen Comedy-Duo, schickt Dobkin Ryan Reynolds, derzeit auch mit „Green Lantern“ im Kino, und „Kill the Boss“-Darsteller Jason Bateman auf die abenteuerliche Reise in den Körper des Anderen.

Ryan Reynolds ist Mitch. Jason Bateman ist Dave. Beide sind beste Freunde seit Kindheitstagen, auch wenn sie ganz unterschiedliche Leben führen. Dave ist ein überarbeiteter Anwalt und fürsorglicher Vater. Mitch führt ein sorgloses Dasein als Single, für den Verantwortung ein Fremdwort ist. Für Mitch hat Dave alles, was es braucht, um glücklich zu sein: Eine wunderschöne Frau, drei Kinder, die ihn vergöttern und einen hoch bezahlten Job in einer Kanzlei. Für Dave dagegen scheint Mitchs Leben ein einziger Traum: ein lockeres Singledasein ohne jegliche Verpflichtungen. Nach einer feuchtfröhlichen Nacht wachen die beiden durch einen Zufall tatsächlich im Körper des Anderen auf.

Filmkritik zu ‘Wie ausgewechselt’

Jason Bateman & Ryan Reynolds

Dass der Film von dem Autorenduo Jon Lucas und Scott Moore stammt, die vor zwei Jahren mit dem ersten „Hangover“-Teil auftrumpfen konnten, merkt man relativ schnell. Derzeit bewegt sich die komödiantische Filmwelt auf einem FSK 16-Level, welches teilweise unerträglich derben Humor mit sich bringt. Vielleicht ist „Humor“ auch der falsche Begriff. Denn wenn gezeigt wird, wie Babys ihre Scheiße in das Gesicht der Väter schießen, muss man sich um das Niveau gewaltige Sorgen machen. Und wenn Ryan Reynolds mit dem übermäßigen Gebrauch von Schimpfwörtern oder Graskonsum beschäftigt ist, wirkt das weniger wie das perfekte Singleleben, sondern vielmehr wie ein Pflegefall.

Dann kommt der Moment, in dem Reynolds und Bateman vor der griechischen Springbrunnen-Statue der Metis stehen, der ‚Bewirkerin aller gerechten Dinge‘. Nachdem dort die Blasen entleert wurden, ist es Zeit für den Körpertausch – ein Wendepunkt für Schauspieler Jason Bateman. Entgegen seinem typischen Rollenmuster, muss er hier wortwörtlich aus der Haut des braven Familienvaters herausfahren. Endlich darf er mal ein etwas anderes Schauspiel präsentieren, bei dem er sich nicht mit zurückhaltenden, emotional coolen Figuren wie in „Paul“ oder „Kill the Boss“ herumschlagen muss, die er zwar souverän überzeugend interpretiert, die ihm bisher aber keinen Platz zur Entfaltung gaben. Gegenüber Ryan Reynolds zieht Bateman hier deutlich als Gewinner aus dem Duell. Es ist schon sehr bezeichnend, dass Reynolds in „Wie ausgewechselt“ einen erfolglosen Schauspieler darstellt – vielleicht ein heimlicher Kommentar auf seine letzten Rollen in „Green Lantern“, „X-Men Origins: Wolverine“ oder „Selbst ist die Braut“. Dennoch gelingt es keinem der beiden, die Körpersprache des Anderen zu kopieren, so dass sie sich in überspitzten Slapstick flüchten müssen, statt den Rollentausch darzustellen.

Filmkritik zu ‘Wie ausgewechselt’

Olivia Wilde

Dabei versteckt sich hinter „Wie ausgewechselt“ eine gar nicht so schlechte Komödie. Den Fehler den der Film begeht, ist der übermäßige Fäkalhumor. Dahinter verstecken sich Handlungsstränge, die das Familienleben – vereint mit einem stressigen Beruf – in ein positives Licht rücken, sowie ein Singledasein, welches sich nicht automatisch in alltägliche Exzesse bestehend aus Party, Sex und Drogen verwandelt. Die Vorhersehbarkeit ist dabei natürlich vorprogrammiert: Der Tausch der Körper, das Zerstören des Lebens der Person in dessen Haut man sich befindet, langsames Gefallen an der neuen Rolle, die Lösung der Probleme und die Rückkehr in den eigenen Körper.

Und das auch bei Komödien heutzutage Computereffekte benutzt werden, dass beweist „Wie ausgewechselt“ anhand der Nacktaufnahmen von Leslie Mann, deren Brüste am Rechner entstanden sind. Für sie ist es nach „17 Again“ der zweite Film innerhalb von zwei Jahren, in dem sie die Ehefrau eines Mannes spielt, der sich in einen anderen Körper wünscht. Neben Leslie Mann gehören auch Alan Arkin und Olivia Wilde zu den Nebenfiguren. Letztere scheint eine Rolle abbekommen zu haben, die normalerweise durch Megan Fox abgedeckt wird: Die heiße Sekretärin, die sich gerne tätowieren lässt, trinkt und einfach nur auf Sex aus ist. Auch wenn Leslie Mann sich ab und an bemüht, was das Drehbuch Wilde und Arkin gar nicht erst ermöglichen will, bleiben die Nebenfiguren charakterloses Beiwerk, welches dem Hauptdarsteller-Duo keinen Witz streitig machen darf.

Mit “Wie ausgewechselt” ist das Ende der R-Rated Buddy-Komödie erreicht. Das Genre, welches durch “Hangover” Leben eingehaucht bekommen hat, ist lange über sein Ziel hinaus geschossen. Hier bekommt man noch gute Unterhaltung – mit einigen Totalausfällen – geboten, für die in erster Linie Jason Bateman verantwortlich gemacht werden darf. Aber um weitere Filme dieser Sorte sollte man jetzt vielleicht einen großen Bogen machen.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Wie ausgewechselt’

‘Wie ausgewechselt‘

Originaltitel: The Change-Up
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 112 Minuten
Regie: David Dobkin
Darsteller: Ryan Reynolds, Jason Bateman, Leslie Mann, Olivia Wilde, Alan Arkin


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