Das aus Freundschaft mehr werden kann, scheint ein beliebtes Thema im Film geworden zu sein. Während Anfang des Jahres noch Natalie Portman und Ashton Kutcher miteinander in die Kiste stiegen – ‚Freundschaft Plus‘ nannte sich das Ganze – werden im September Mila Kunis und Justin Timberlake den Wahnwitz austesten, den Sex ohne Liebe mit sich bringt (‚Freunde mit gewissen Vorzügen, Deutschlandstart: 8. September 2011). Auch Matthias Schweighöfer muss sich in seinem neuen Film ‚What A Man‘ mit dieser Problematik herumschlagen. Allerdings steht hier nicht, wie bei seinen amerikanischen Kollegen, der Koitus stets im Mittelpunkt. Viel mehr kümmert sich Schweighöfer, der sowohl das Drehbuch mitgeschrieben, Regie geführt als auch die Hauptrolle übernommen hat, um die heutigen Vorstellungen des Mann-Seins. Dabei spielt er mit übersexualisierten Werbemotiven, Machoallüren und Stereotypen – bleibt damit aber weitaus unterhaltsamer als es seine Kollegen aus Übersee waren.
‚What A Man‘ erzählt die Geschichte des jungen Lehrers Alex (Matthias Schweighöfer), der von seiner Freundin Carolin (Mavie Hörbinger) gegen einen echten Mann ausgetauscht wurde. Damit beginnt für Alex eine Reise zu sich selbst. Aber wie überwindet man heute die Stolpersteine des modernen Mannes? Und was ist es eigentlich, was den Mann zum Mann macht? Seine wunderbar chaotische Freundin Nele (Sibel Kekilli) weiß zwar wie man Pandas rettet, aber ist in Sachen Beziehungen selbst noch nicht wirklich sortiert. Schließlich versucht sein bester Freund Okke (Elyas M’Barek), ein liebenswerter Macho, ihm Unterricht im Mann-Werden zu geben. Vielleicht geht es für Alex aber gar nicht darum ein anderer Mann zu werden, sondern die Frau zu finden, die ihn so liebt wie er ist.
Elyas M'Barek, Sibel Kekilli & Matthias Schweighöfer
Das klingt erst einmal recht kitschig, bleibt in der Umsetzung allerdings immer näher an der Komödie behaftet, als dass es in eine Romanze abdriften würde. Die Frauen werden ihren Spaß daran haben auch ohne übermäßig hohen Romantik-Anteil ihren Liebling Matthias Schweighöfer beim Spiel zuzusehen – nicht zuletzt mit entblößtem Po. Wo andere Vertreter der Komödie in der zweiten Hälfte oft weit in peinlich floskelhafte Turteleien abrutschen, hat es Schweighöfer geschafft, seinen Film größtenteils ganzflächig als Komödie zu konzipieren. Der entscheidende Kuss zwischen ihm und seiner neuen Flamme fällt dementsprechend auch nicht als großes Highlight am Ende – es ist ja auch nicht die Suche nach der großen Liebe, sondern die Suche nach sich selbst – sondern in der Mitte des Filmes, dort wo der Spannungsbogen am höchsten ist, von wo aus das Leben für die Figur des Alex noch einmal komplizierter werden darf. Von da an kämpft Schweighöfers Figur nicht nur mit der Selbstfindung, sondern eben auch mit den Gefühlen zu seiner besten Freundin.
Die wird verkörpert von Sibel Kekilli, einer 1980 in Heilbronn geborenen Schauspielerin, die als Sibel in Fatih Akins ‚Gegen die Wand‘ ihren schauspielerischen Durchbruch feierte. Inzwischen ist sie sogar in der viel gelobten amerikanischen HBO Fernsehserie ‚Game Of Thrones‘ zu sehen. Ihre Qualitäten lassen sich auch in ‚What A Man‘ nicht einfach unter den Teppich kehren. Mit ihrem stets vergnügten Lächeln gleicht sie einem Honigkuchenpferd. Die Zuschauer verlieben sich selbst in dieses Wesen, im Pandakostüm ebenso niedlich wie in Natura, so dass das Mitgefühl mit Schweighöfer wächst, wenn auf einmal ein Franzose auftaucht, der offenbar das Vertrauen und die Liebe dieser Person genießt. In einer Streitszene zwischen Alex und Nele wird die Tür von ihr vor seiner Nase zugeschmettert, ein helles Zimmer im Hintergrund weicht einer plötzlichen Dunkelheit, ein lauter Knall beendet das Gespräch. Selten hat eine deutsche Komödie ein solches Bild so stark eingefangen.
Mavie Hörbiger & Matthias Schweighöfer
Dagegen spielt Mavie Hörbiger die Ex-Freundin geradezu wie eine Comic-Figur. Überspitzt nervt sie nicht nur Schweighöfers Alex, sondern auch den Zuschauer, der sich durch ihre Rolle der Carolin immer wieder aus dem schönen Film herausgerissen fühlt. Ob gewollt oder nicht, ihre Darstellungsweise fügt sich nur wenig in das Paket bestehend aus Schweighöfer, Kekilli und M’Barek ein. Letztgenannter überzeugt hier weitaus mehr als komödiantische Randfigur, die unentwegt Gesprächen ausweicht und stattdessen mit Weisheiten, Floskeln und sonstigen Gedöns der Männlichkeit auf die Sprünge helfen möchte. Bei all dieser Männlichkeit darf natürlich Linda Lyndells 1968er Song ‚What A Man‘ nicht fehlen, der für den Film von der deutschen Eurovision Song Contest Gewinnerin Lena Meyer-Landrut neu interpretiert wurde. Und wie bei jeder bisherigen Version des Liedes – auch Salt-N-Pepas ‚Whatta Man‘ ist auf dem Soundtrack zu finden –gilt auch hier die Ohrwurm-Gefahr, derer man sich nicht entziehen kann.
Nicht immer perfekt, allzu stereotyp, abgehandelt ohne große Überraschungen – dennoch überzeugt Matthias Schweighöfers Regiedebüt durch das spaßige Spiel der Hauptdarsteller. Diese wissen die Zuschauer mitzureißen in ihre Welt voller Komplikationen. Der wahre Mann fällt hier Bäume, aber nur sinnbildlich, um hinterher neue Bäume pflanzen zu können. Es geht um die metaphorische Männlichkeit, nicht etwa um den Holzfäller, der als echter Mann identifiziert werden soll. Die Message von ‚What A Man‘ ist klar und deutlich. Sie zeigt einer ganzen Bevölkerungsgruppe von unsicheren Männern, dass sie weder muskelbepackte Machos, noch frauenumschwärmte Latinos sein müssen um ihre Frau fürs Leben zu finden.
Denis Sasse
‘What A Man‘
Originaltitel: What A Man
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: D, 2011
Länge: ca. 94 Minuten
Regie: Matthias Schweighöfer
Darsteller: Matthias Schweighöfer, Sibel Kekilli, Elyas M’Barek, Mavie Hörbiger, Thomas Kretschmann, Nora Tschirner
Deutschlandstart: 25. August 2011
Offizielle Homepage: whataman.de/