Filmkritik zu ‘The Company Men’

Filmkritik zu ‘The Company Men’

Die Insolvenz der Lehman Brothers hat im Jahr 2008 weltweit für Furore gesorgt. Mehr als 20.000 Menschen standen auf einmal ohne Job auf der Straße. Daher ist das erste Filmwerk von Regisseur John Wells (‚Emergency Room‘) gar nicht so fern von der Realität. Er wirft in seinem Film ‚The Company Men‘ einen Blick auf drei Angestellte einer Firma, die sich nach ihrer Entlassung mit einem neuen Leben konfrontiert sehen.

Bobby Walker ist einer dieser Angestellten. Er lebt den amerikanischen Traum: er hat einen guten Job, eine liebevolle Frau, zwei Kinder, ein schönes großes Haus und zwei Autos in der Garage. Aber dann fällt er den Sparmaßnahmen seiner Firma zum Opfer. Genauso ergeht es seinen älteren Kollegen Phil und Gene. Zuerst wollen sie es nicht wirklich wahrhaben, aber dann müssen sie schmerzhaft lernen, mit Niederlagen umzugehen und sich selbst und anderen auch Schwächen und Unsicherheit einzugestehen.

Filmkritik zu ‘The Company Men’

Kevin Costner & Ben Affleck

‚The Company Men‘ zeigt nicht das positivste Bild der Arbeitswelt auf. Die Zeit, in der Freundschaft etwas bedeuten würde, in der Elan und Einsatz für die Firma gewürdigt wird oder Verbundenheit mit dem Arbeitgeber von Bedeutung wäre, ist lange vorbei. Es geht nur noch ums Geldverdienen, Menschen haben keinen großen Stellenwert mehr in dieser Welt. Nach dem Motto „Was du machst ist, was du bist“ müssen sich die drei Hauptfiguren Gene McClary (Tommy Lee Jones), Phil Woodward (Chris Cooper) und Bobby Walker (Ben Affleck) nach ihrer Kündigung nicht nur mit der Arbeitslosigkeit herumschlagen, sondern auch sich selbst neu entdecken.

Ben Affleck spielt den aufstrebenden Angestellten, der sich für die Firma GTX abschuftet, beliebt ist, von einer großen Zukunft träumt, bis er dem Stellenabbau zum Opfer fällt. Sein bisheriger Lebensstil mit Porsche, Mitgliedschaft im Golfclub und luxuriöser Wohnung bricht zusammen. Er verliert alles und muss einen Job bei seinem Schwager Jack (Kevin Costner) annehmen, bei dem er harte, körperliche Arbeit auf einer Baustelle verrichten muss. Bei aller Verzweiflung darf Ben Affleck dem Verhaltensmuster seiner Figur aber treu bleiben. Bobby Walker bleibt auch hier der Arbeiter, der sich einsetzt, der sich nicht durch die Situation aus der Ruhe bringen lässt. Affleck schafft die schauspielerische Gratwanderung zwischen Verzweiflung und Neustart.

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Tommy Lee Jones

Chris Coopers Figur Phil Woodward wiederum wird den Neustart nicht erleben. Im starken Kontrast zu Affleck macht sich hier die pure Verzweiflung breit. Bei dem Versuch einen neuen Job zu bekommen, wird ihm immer wieder sein Alter vorgehalten. Wo auch immer er zum Vorstellungsgespräch erscheint, sucht man eher Mitarbeiter unter 30 Jahren. Langsam steigert sich die Verzweiflung von Phil in Wut. Aber auch diese verschwindet wieder, lässt erneut die Verzweiflung um sich greifen und treibt Phil letztendlich zum Selbstmord. Chris Cooper gelingt die langsame und leise Steigerung zu diesem Schritt, den der Zuschauer schon viel eher spürt, die Wirkung aber in keiner Weise abschwächt. Und dann wäre da noch Tommy Lee Jones als Gene McClary, der sich im Vorstand der Firma sicher fühlt und dort versucht, gegen die Maßnahmen des Stellenabbaus vorzugehen. Aber auch er muss sich bald damit abfinden, dass die Firma ihn nicht länger beschäftigen wird, zu Geldgierig ist die Firmenspitze, zu wenig bedeuten die Menschen, die dem Konzern solange die Treue gehalten haben.

Aber auch wenn Phil Woodward den Tod findet, traut sich der Film nicht, die Zuschauer mit einem schlechten Gefühl aus dem Kino zu schicken. Durch Ben Affleck und Tommy Lee Jones bekommt ‚The Company Men‘ eine entsprechende Wendung, welche dafür sorgt, dass der Film mit einem Happy End beendet werden kann. Dennoch hinterlässt er zwei Männer, die durch die Hölle gehen mussten und dabei ihr Dasein in Frage stellen mussten. Beide machen eine Entwicklung durch, die sich in den letzten Bildern deutlich zeigt, aber auch ein positives, Mut machendes Bild prägt, welches nicht zur Verzweiflung aufruft, sondern das „Es geht weiter“ in den Mittelpunkt stellt.

‚The Company Men‘ ist ein realistischer Blick auf die skrupellose Geschäftswelt, in der sich niemand mehr sicher fühlen sollte. Die drei Hauptdarsteller geben ihr Bestes um die Qualen, die ihre Figuren durchleben, ebenso natürlich wiederzugeben, wie es wohl den vielen wahren Opfern vom Stellenabbau in der ganzen Welt ergeht. Mit seinem Debüt ist dem Regisseur ein nüchterner, sehenswerter Blick in diese Geldgesteuerte, seelenlose Welt gelungen, in der es mehr Verlierer als Gewinner gibt.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘The Company Men’

‘The Company Men‘

Originaltitel: The Company Men
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 105 Minuten
Regie: John Wells
Darsteller: Ben Affleck, Tommy Lee Jones, Chris Cooper, Kevin Costner, Maria Bello, Craig T. Nelson

Deutschlandstart: 7. Juli 2011
Offizielle Homepage: companymenmovie.com/


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