Filmkritik zu ‘The Best Exotic Marigold Hotel’

Filmkritik zu ‘The Best Exotic Marigold Hotel’

Der Dreh zu seinem neuesten Film war sicherlich kein leichtes Unterfangen für Regisseur John Madden (‚Eine offene Rechnung‘), der mit seinen 62 Jahren zwar perfekt in das Ensemble seines Filmes ‚The Best Exotic Marigold Hotel‘ hineinpasst, aber gegen das gemeinschaftliche Alter von 474 Jahren, welches seine sieben Hauptdarsteller hervorbringen, selbst wie ein Jungspund wirkt. Die sieben Briten, die von Dev Patel (‚Slumdog Millionaire‘) jugendliche Unterstützung erhalten, erleben den Culture Clash à la ‚Lost in Translation‘: Im indischen „Best Exotic Marigold Hotel for the elderly and beautiful“ – einer Bleibe die, trotz zahlreicher Mängel, laut dem Hotelmanager das Höchste Maß an Charakter besitzt.

Trotz Charakter steht es allerdings eher schlecht um das Hotel. Aber dann checken gleich sieben Engländer auf einmal ein: Evelyn (Judi Dench), Graham (Tom Wilkinson), Douglas (Bill Nighy), Jean (Penelope Wilton), Muriel (Maggie Smith), Norman (Ronald Pickup) und Madge (Celia Imrie) reisen aus den unterschiedlichsten Gründen nach Indien und landen alle im „Best Exotic“. Das Hotel, das von dem hoch-motivierten jungen Inder Sonny (Dev Patel) aus der Krise wieder zu altem Ruhm geführt werden soll, versprüht seinen ganz eigenen Charme. Und schon bald überträgt sich die magische Wirkung auf die Gruppe der Reisenden, die jedoch auch alle ihre Probleme mit im Gepäck haben.

Filmkritik zu ‘The Best Exotic Marigold Hotel’

Judi Dench, Tom Wilkinson & Bill Nighy

In der episodenhaften Einführung des Filmes, in der die Figuren noch getrennt voneinander agieren, bekommen die Zuschauer dann auch diese Probleme ohne Umwege mitgeteilt. Dabei konzentriert sich bei den älteren Herrschaften alles auf Existenzängste. Die einen klammern sich verzweifelt an ihre Ehe, obwohl diese augenscheinlich nicht mehr funktionstüchtig ist, andere existieren allein vor sich hin, haben keinen Partner an der Seite, der Anteil am Leben nehmen könnte. Bei einer solchen Ansammlung von alten Menschen, kommt natürlich auch die Existenzangst um das eigene Leben hinzu. Und wie es Judi Dench im Film erklärt: Wenn so viele ältere Menschen an einem Ort verweilen, ist es nur eine Frage der Zeit bis einer von ihnen stirbt. Sicherlich eine höchst makabere Aussage, aber so viel sei verraten, dass einer dieser sieben Menschen wirklich das zeitliche segnen wird. Aber zuvor erreicht er noch seinen persönlichen Gipfel des Berges, ein Ziel das alle Personen vor Augen haben. Und Indien bietet genau den richtigen Wechsel um endlich einmal dem Alltag zu entkommen. Alle sieben Menschen verändern sich hier unter diesen Bedingungen. Schon allein ihre Unterkunft, das heruntergekommene „Marigold Hotel“, bietet ihnen eine Herausforderung der Lebensumstände. Hier entsteht die Komik des Filmes, die den Zuschauern sieben Rentner, verloren im Großstadtgewimmel vorsetzt, die mit dem unbändigen Ansturm auf die Sinne, dem Gewimmel von Menschen zu Recht kommen müssen.

Filmkritik zu ‘The Best Exotic Marigold Hotel’

Maggie Smith

Am wenigsten erfreut dieser Umstand zu Beginn Muriel, herrlich verkörpert von Maggie Smith. Eigentlich ist sie die einzige Urlauberin, die nicht aus freien Stücken in Indien ist, sondern weil sie sich hier einer Hüftoperation unterziehen muss. Bereits in der britischen Heimat möchte sie sich nicht von ausländischen Ärzten behandeln lassen und feuert einen rassistischen Spruch nach dem Anderen ab. Dabei bleibt sie jedoch immer so charmant unschuldig, dass die Zuschauer hierüber eher erheitert als schockiert sein werden. Neben den darstellerischen Künsten aller Beteiligten ist ‚The Best Exotic Marigold Hotel‘ aber auch eine gelungene Sight Seeing Tour durch Indien. Die Zuschauer werden von Judi Dench und Bill Nighy durch die Stadt geführt, Tom Wilkinson durchstreift die weniger schönen Ortschaften der Großstadt und bietet einen Einblick in die indische Bürokratie. Mit Ausnahme von Penelope Wilton, deren Jean sich nicht in die Stadt hinaus traut und lieber ihre Zeit im Hotel fristet, erhalten die Zuschauer auf diese Art viele unterschiedliche Sichten, Eindrücke und Befindlichkeiten auf diese fremde Kultur.

Dev Patels Filmweisheit „Am Ende ist alles gut. Ist dem nicht so, ist es auch noch nicht das Ende“ trifft auch auf John Maddens ‚The Best Exotic Marigold Hotel‘ zu. Der Film nimmt sich genügend Zeit keine der Figuren auszuschließen. All ihre Probleme, aber auch der Spaß den sie in dieser neuen Umgebung entwickeln, bekommt mehr als genug Raum zur Entfaltung. Madden lässt seine Figuren eine Reise machen, die nicht nur nach Indien führt, sondern auch in die eigene innere Gefühlswelt. Das ist ihm rundum gelungen und somit ist am Ende dann auch wirklich alles gut.

Denis Sasse

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‘The Best Exotic Marigold Hotel‘


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