Filmkritik zu Steven Spielbergs ‘Gefährten’

Filmkritik zu Steven Spielbergs ‘Gefährten’

Bei Regisseur Steven Spielberg gibt es zwei Motive, die ihn immer wieder zum Erfolg geführt haben. Zum einen wäre das seine Hauptfigur, die er charakterstark auf ein einmaliges Abenteuer schickt, bei dem oftmals eine Reise der Adoleszenz in den Mittelpunkt tritt. Zum anderen sind es Kriegsbilder wie in ‚Der Soldat James Ryan‘, ‚Schindlers Liste‘ oder ‚Empire of the Sun‘, die unweigerlich mit Spielbergs Filmkünsten in Verbindung gebracht werden müssen. Für ‚Gefährten‘ kombiniert der Filmemacher diese beiden Aspekte und schickt seinen Hauptprotagonisten, das Pferd Joey, gemeinsam mit seinem Freund und Besitzer Albert auf eine Lebensreise durch den ersten Weltkrieg.

Filmkritik zu Steven Spielbergs ‘Gefährten’

Tom Hiddleston

Der Film basiert auf dem Roman ‚Schicksalsgefährten‘ von Michael Morpurgo, welches als Bühnenstück bereits mit fünf Tony Awards ausgezeichnet wurde. Wie auch die Vorlage, handelt der Film von der tiefen Freundschaft zwischen dem außergewöhnlichen Pferd Joey und Albert (Jeremy Irvine), einem jungen Mann, der das Pferd zähmt und trainiert. Als die beiden durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs getrennt werden, folgt die Geschichte der gefährlichen Reise des Pferdes auf seinem Weg durch den Krieg. Die Leben zahlreicher Menschen werden inspiriert und verändert – ganz gleich ob britische Kavalleristen, deutsche Soldaten oder französische Bauern.

Überwältigende Emotionen, theatralische Handlungsabläufe und epische Bilder – mit ‚Gefährten‘ hat Steven Spielberg sein sicheres Handwerk wiedergefunden, welches mit seinem vierten Indiana Jones Film und dem Animationsabenteuer ‚Tim & Struppi‘ ein wenig verloren gegangen war. Hier baut der Regisseur zwischen seinen zwei Hauptprotagonisten – dem Jungen und dem Pferd – eine Symbiose auf, wie er es einst bei Elliott und E.T. geschafft hat. So fiktional damals der Außerirdische auch wirkte, so sehr litten wir mit ihm. Und auch das Pferd Joey schafft es uns zum Lachen und zum Weinen zu bringen, zieht die Zuschauer in seinen Bann. Selten hat ein Pferd so gut auf der Leinwand mit seinem Publikum kommuniziert, fast möchte man behaupten, dass wir seine Gedanken und Beweggründe genauestens verstehen. Spielberg kombiniert die aussagekräftigen Bilder seines Filmpferdes mit der Musik seines Langzeitkollegen John Williams, der seine Töne jeder Situation Joeys anzupassen versteht. Hier gibt es monumentale Klänge zu dramatisch inszenierten Kriegsszenen, ebenso wie verspielte Klänge, wenn Darsteller Jeremy Irvine versucht, sein Pferd auf der Leinwand zu bändigen.

Filmkritik zu Steven Spielbergs ‘Gefährten’

David Kross

Joey bleibt nicht das einzige Pferd in ‚Gefährten‘. Er bekommt für einen großen Teil seiner Reise das Pferd von Major Jamie Stewart (Benedict Cumberbatch) zur Seite gestellt. Während Joey ein zurückhaltendes und mutiges Pferd ist, prescht dieser Vertreter seiner Gattung immer voraus, ist starrköpfig und eitel. Auch hier macht sich bemerkbar, dass es Spielberg nicht nur geschafft hat, den Pferden unterschiedliche Persönlichkeiten aufzudrücken, sondern auch, dass er sich hierbei an deren filmischen Besitzern orientiert hat. Denn ähnliche Charaktereigenschaften treffen auf Benedict Cumberbatchs Offizier zu. Der Fernseh-Sherlock Holmes und ‚Dame, König, As, Spion‘-Darsteller ist hier in einer Episode an der Seite von Tom Hiddleston (‚Thor‘, ‚Midnight in Paris‘) zu sehen, womit Steven Spielberg zwei großartigen neuen Hollywood Gesichtern eine Bühne bietet. So gut diese beiden Männer auch spielen, in ihrer Leinwandzeit gibt es die schönsten, aber auch verstörendsten Bilder zu sehen. Es ist eine wunderbar choreographierte Massenszene, in der die Soldaten in einem Kornfeld gemeinschaftlich ihre Pferde besteigen, nur um zum Schluss sowohl Soldaten als auch Pferde auf dem Schlachtfeld liegend abzubilden – allesamt tot.

Zwischen all dem Kriegsgeschehen gibt es eine kleine Pause auf einem französischen Bauernhof, wo Joey von einem kleinen Mädchen in Francois umgetauft wird. Hier kann das Publikum sich einige Minuten von dem vorherigen Kriegstreiben erholen, nur um dann auch hier aus der Ruhe herausgerissen zu werden. Geschickt lässt das Drehbuch auch in diese Szenerie den Krieg einfallen und vermittelt damit die Allgegenwärtigkeit des Schreckens und die Unmöglichkeit des Entkommens. Aber ‚Gefährten‘ legt nur zweitrangig einen Wert auf die Geschichte des Krieges, hier steht etwas anderes im Mittelpunkt: Die Freundschaft zwischen Joey und Albert und die Reisen, die beide auf sich nehmen müssen. Dabei trifft Joey auf Individuen, die trotz des Krieges ihre Menschlichkeit behalten, ganz gleich ob Soldaten oder Bauern, ganz gleich ob Erwachsen oder Kind, ganz gleich ob direkt vom Krieg betroffen oder nur eine Randnotiz des Schreckens. Der Film zeigt grausame Taten, aber gute Menschen. Damit erschafft Steven Spielberg einmal mehr seine Märchenwelt, in der seine Figuren alle Hürden meistern um den Zuschauer zu einem verdient verträumten Happy End zu führen.

Denis Sasse

Filmkritik zu Steven Spielbergs ‘Gefährten’

’Gefährten’

Originaltitel: War Horse
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 147 Minuten
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Jeremy Irvine, Peter Mullan, Emily Watson, Niels Arestrup, David Thewlis, Tom Hiddleston, Benedict Cumberbatch, Celine Buckens, Toby Kebbell, David Kross, Eddie Marsan


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