Filmkritik zu ‘Source Code’

Filmkritik zu ‘Source Code’

2009 machte Regisseur Duncan Jones mit dem ruhigen Sci-Fi Film ‚Moon‘ von sich Reden. Nun sind zwei Jahre vergangen und die damaligen Zuschauer – größtenteils begeistert von dem Erstlingswerk – haben auf Nachschub von dem Nachwuchsregisseur gewartet. Dieser kommt in Form von ‚Source Code‘, mit dem sich Jones erneut in Sci-Fi Gefilden bewegt. Jake Gyllenhaal wird von Vera Farmiga durch den Source Code manövriert, wo er sich in Michelle Monaghan verliebt und die Passagiere eines Zuges retten, sowie die Stadt Chicago vor einer nuklearen Katastrophe bewahren will.

Es ist eine Eilmeldung im Fernsehen, die Panik in der Bevölkerung verbreitet: Kurz vor Chicago explodiert ein Personenzug. Es gibt keine Überlebenden. Wenig später erwacht Colter Stevens (Gyllenhaal) in genau diesem Zug. Er befindet sich in dem Körper eines anderen Mannes und an der Seite der jungen Christina (Monaghan). Nach und nach begreift Stevens, dass er sich im Source Code befindet. Dank dieser Technologie kann er den Körper eines anderen Menschen übernehmen – aber nur für acht Minuten vor dessen Tod. Sein Auftrag ist klar. Er soll den Bombenleger finden und ausschalten. Wieder und wieder durchlebt Stevens die Katastrophe und setzt das Puzzle langsam zusammen. Die Zeit drängt jedoch, denn ein weiterer Anschlag droht.

Filmkritik zu ‘Source Code’

Michelle Monaghan & Jake Gyllenhaal

„Der Source Code ist nicht dazu da, die Vergangenheit zu verändern, sondern die Zukunft“, heißt es in dem neuesten filmischen Werk des Sci-Fi Regisseurs Duncan Jones, der sich mit originellen Ideen vom Hollywood-Remake-Wahn fernhält. Dabei verschwimmt seine Wissenschaft zwischen Zeitreisen, Erinnerungen und Alternativen Welten, denn eine reine Zeitmaschine soll sein Source Code nicht darstellen. Das wäre auch zu platt gewesen. Dennoch ist der beste Vergleich eventuell mit der 90er Jahre Fernsehserie ‚Zurück in die Vergangenheit‘ getan, wo Scott Bakula als Quantenphysiker in die Vergangenheit reist, dort in die Körper anderer Menschen schlüpft und durch die Bewältigung von Problemen seinen nächsten Zeitreise-Sprung realisiert. Scott Bakula ist es dann auch, der dem Vater der ‚Source Code‘-Hauptfigur Colter Stevens, seine Stimme leiht – er taucht nur in Audioaufnahmen einer Fernsehaufzeichnung und in einem Telefonat auf. Dennoch verwebt der Regisseur hier mehrere Ansatzmöglichkeiten zu einem großen Ganzen. Es ist eher eine Zeitreise in der Erinnerung von Menschen, die dann wiederum als alternative Realität angesehen wird. Es ist verworren, funktioniert aber auf einem nachvollziehbaren Verständnislevel.

Dabei bedient sich der Film erneut einem einsamen Helden. Wie bereits in ‚Moon‘, wo Sam Rockwell mit einer Maschine allein auf einer Mondbasis lebte, ist es hier Jake Gyllenhaal in seiner kleinen Kapsel, der abgeschottet von der Menschheit und anfangs ahnungslos von seinem Schicksal, seinem Auftrag nachzugehen versucht, dabei aber immer mehr Nachforschungen zu sich selbst anstellt. Es ist erneut die Beschäftigung mit der eigenen Person, die Entdeckung der Realität. Es sind die gleichen Muster nach denen Duncan Jones hier erzählt. Und doch wirkt der Film weitaus schneller, rasanter und intensiver als es noch bei dem stillen, leisen ‚Moon‘ der Fall war.

Filmkritik zu ‘Source Code’

Vera Farmiga

Diese Geschwindigkeit gewinnt der Film in erster Linie durch Colters Sprünge innerhalb des Source Codes. Immer wieder sind es dieselben acht Minuten die er und die Zuschauer erleben. Dabei kommt allerdings wenig Langeweile auf, denn immer schneller sind die Ausflüge im Source Code aneinander gereiht. Die ablaufenden acht Minuten versetzen die jeweiligen Sequenzen mit der nötigen Spannung, Jake Gyllenhaals Versuche die Passagiere zu retten, die Bombe zu entschärfen, den Attentäter zu stellen oder zumindest Christine in Sicherheit zu bringen, erzeugen die nötige Abwechslung, um nicht jeden Rettungsversuch einen Abklatsch des letzten werden zu lassen. Wo Bill Murray in ‚Und täglich grüßt das Murmeltier‘ noch ohne Zutun immer wieder dieselben 24 Stunden erleben musste, werden Gyllenhaals wiederkehrende acht Minuten von zwei Armee-Offizieren kontrolliert, die über die Ausflüge in die explodierende Bahn entscheiden können. Auf der anderen Seite des Source Code harmonieren Vera Farmiga (‚Up in the Air‘) als sympathisierende Kontaktperson zu Colter Stevens und Jeffrey Wright (‚James Bond 007 – Ein Quantum Trost‘) als herzloser Bösewicht des Filmes, der das Projekt ‚Source Code‘ unbedingt zu seinem Erfolg führen will.

Mit ‚Source Code‘ setzt Duncan Jones ein weiteres Werk in die Filmlandschaft, das originell in Szene gesetzt wurde. Mit Ausnahme der Zug-Explosion, besinnt sich der Regisseur erneut auf wenig Action, sondern auf seine Handlungsstränge. Er lässt die Figuren miteinander interagieren, löst nach und nach seine Rätsel innerhalb und außerhalb des Source Codes auf und erschafft damit einen sehenswerten Sci-Fi Thriller, der auf mehr solcher Filme von Duncan Jones hoffen lässt.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Source Code’

‘Source Code‘

Originaltitel: Source Code
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 93 Minuten
Regie: Duncan Jones
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Michelle Monaghan, Vera Farmiga, Jeffrey Wright, Scott Bakula

Deutschlandstart: 2. Juni 2011
Offizielle Homepage: enterthesourcecode.com/


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