Filmkritik zu ‘Priest’

Filmkritik zu ‘Priest’

Basierend auf der Graphic Novel ‚Priest‘ von Min-Woo Hyung hat Regisseur Scott Stewart mit ‚Priest‘ einen Versuch gewagt, einen Priester in einer postapokalyptischen Alternativwelt gegen Vampir-Kreaturen antreten zu lassen. Dabei gestalten sich die Vampire zwar als eher langweilige Computer-Produkte, bekommen mit Karl Urban als Black Hat aber einen Mitstreiter zur Seite gestellt, der charmant böse sein Bestes versucht, dem Film ein sehenswertes Element hinzuzufügen.

Ein Priester (Paul Bettany), der sich in der letzten großen Schlacht gegen die Vampire als legendärer Gotteskrieger hervorgetan hat, lebt nun inmitten unterdrückter Menschen in der Finsternis ummauerter Städte, die von der Kirche beherrscht werden. Als seine Nichte (Lily Collins) von einer mordenden Bande Vampire entführt wird, widersetzt sich der Priester der Kirche, bricht seinen heiligen Eid und macht sich auf zu einer obsessiven Jagd. Er muss Lucy finden, ehe es den Vampiren gelingt, sie zu einer der ihren zu machen. Auf seinem Kreuzzug wird er von Lucys Freund (Cam Gigandet), einem schießwütigen Wüsten-Sheriff und einer ehemaligen Gotteskriegerin (Maggie Q) unterstützt.

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Maggie Q

Wie es sich für eine gute Verfilmung einer Graphic Novel gehört, beginnt auch der Film mit einer animierten Sequenz, in der die Grundprämisse des Filmes für den Zuschauer auf visuell ansprechende Art und Weise erläutert wird. Die Anfangsanimation erzählt, wie der Kampf der Menschen gegen die Vampire im Wandel der Zeit ausgesehen hat, erklärt die Geschichte die die Alternativwelt durchlebt hat, in die der Zuschauer nun geworfen wird. Dabei bezieht sich das „Alternativ“ eigentlich nur auf die Tatsachen, dass es leibhaftige Vampirwesen in dieser Welt gibt und dass die Kirche die oberste Instanz darstellt. Aber einmal mehr darf die Kirche auch als böse Macht herhalten. Eigentlich gibt es in der Welt von ‚Priest‘ nichts Gutes. Auf der einen Seite sind die marodierenden Vampire, die den Menschen das Leben aushauchen, auf der anderen Seite befindet sich die Kirche, die den Menschen ihren Willen aufzwingt und sie somit auf ihre Weise töten. Die Kirche fungiert als böser, aber organisierter Staat, die Vampire als das Chaos, die Anarchie. Der Film hinterfragt allerdings hauptsächlich die Kirche als böses Element dieser Welt, macht bereits in den ersten Minuten aber auch klar, dass sich innerhalb der kommenden 84 Minuten daran etwas ändern wird. Bei einer ersten Attacke der Vampire geht direkt ein heiliges Kreuz zu Bruch – ein Omen für Dinge die kommen werden.

Und was kommt, ist ein herrlicher Karl Urban, der Paul Bettanys Priest die Show stiehlt. Würde man dem Satz Glauben schenken, dass ein guter Bösewicht einen guten Film ausmacht, so müsste ‚Priest‘ eines der Highlights diesen Jahres sein. Wo die CGI-Vampire wie Geschwülste mit Augen eher pure Langeweile verbreiten und niemals ein Gefühl von wirklicher Gefahr aufkommen lassen, schafft Urban seiner Figur angsteinflößende Blicke mit auf den Weg zu geben. Als cooler Mensch-Vampir bekommt er auch gleich die beste Szene des Filmes zugespielt: Mit herum schwingenden Armbewegungen dirigiert er einen Vampirangriff auf eine kleine Stadt, bei dem selbst die verschiedenen Explosionen wohl durchdacht erscheinen. Die brennenden Häuser werden nicht nur zu einem weiteren Sinnbild für das Chaos, welches durch die Vampire verbreitet wird, sondern auch zu Karl Urbans persönlicher Symphonie des Grauens und guten Schauspiels.

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Karl Urban

Und auch wenn der Film immer auf sein Äußeres bedacht ist, durchgestylt bis in die letzte Szene mit Kulissen die wirklich sehenswert daherkommen, fehlt dem Film doch das gewisse Etwas – ein vernünftiger Hauptdarsteller. Hieran zerbricht der Film in all seine schönen Einzelteile, denn Paul Bettany wirkt lustlos. Er vermag es nicht Karl Urban die Stirn zu bieten, eine Romanze mit Maggie Q wirkt oberflächlich, die Emotionen wollen niemals auftauchen. Bettany ist der Mann, der die vielen guten Teile des Filmes zusammenhalten müsste, versagt aber auf der ganzen Linie, lässt das Konstrukt des Öfteren zusammenbrechen und verpasst ‚Priest‘ hierdurch eine immense Abwertung.

Schade das sowohl Hauptdarsteller Paul Bettany, als auch die eigentliche Bedrohung – die Vampire – nicht überzeugen können. Dafür hat ‚Priest‘ an anderen Stellen die richtige Herangehensweise bewiesen, so dass der Film zumindest kurzweilige Unterhaltung bietet.

Denis Sasse

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‘Priest‘

Originaltitel: Priest
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 84 Minuten
Regie: Scott Charles Stewart
Darsteller: Paul Bettany, Karl Urban, Cam Gigandet, Maggie Q, Lily Collins, Christopher Plummer

Deutschlandstart: 12. Mai 2011
Offizielle Homepage: priest-film.de/


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