Filmkritik zu ‘Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten’

Filmkritik zu ‘Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten’

2007 beendete Regisseur Gore Verbinski seine ‚Fluch der Karibik‘-Trilogie, in der er Orlando Bloom, Keira Knightley und Johnny Depp auf die fantastischsten Schatzsuchen und an die entlegensten Stellen der Welt dirigierte. Die Abenteuer um den beliebten Captain Jack Sparrow sollen aber noch kein Ende finden. Unter der Regie von Rob Marshall startet mit ‚Fremde Gezeiten‘ der vierte Film in der ‚Fluch der Karibik‘-Reihe, in dem Ian McShane und Penelope Cruz an der Seite von Johnny Depp und dem ebenfalls zurückkehrenden Geoffrey Rush zu sehen sind.

Auf der Suche nach der legendären Quelle der Jugend gerät Captain Jack Sparrow in eine Schatzsuche rund um Meerjungfrauen, Halsabschneidern und seinen ewigen Rivalen Captain Hector Barbossa. Dabei kreuzt er den Weg von Angelica, einer mysteriösen Frau aus seiner Vergangenheit. Diese treibt ihn auf das Schiff des ebenso legendären wie gefürchteten Piraten Blackbeard. Zwischen den an der Schatzsuche beteiligten Personen entbrennt ein Wettrennen zur Quelle der Jugend.

Penelope Cruz & Ian McShane

Mehr denn je verkommt diese Episode der Reihe leider zu einer Johnny Depp-Show, in der die Nebenfiguren noch weiter in den Hintergrund gedrängt werden. Waren in der ursprünglichen Trilogie Orlando Bloom und Keira Knightley noch durch ihre jeweiligen Figuren und deren Hintergründe prominent in der Handlung vertreten, sind die jetzigen Nebendarsteller Ian McShane, Penelope Cruz und das neue Bloom/Knightley Pärchen bestehend aus ‚Die Säulen der Erde‘-Darsteller Sam Claflin und der Spanierin Astrid Berges-Frisbey nur noch Beiwerk für Johnny Depps Paraderolle.

In dieser schlägt er sich dann auch wieder gewohnt gut. Es hat sich nichts an dem wirren Piraten geändert. Immer noch torkelt Sparrow mehr durch die Welt, als das er einen angsteinflößenden Piraten darstellen würde. Aber das vermag selbst Ian McShane als Blackbeard nicht umzusetzen. Er bekommt viel zu wenig Zeit um seiner Figur die nötige Skrupellosigkeit einzuverleiben, als das er vergangenen Bösewichten das Wasser reichen könnte. Auch von seiner Kraft, Schiffe kontrollieren zu können, bekommt der Zuschauer nur wenig zu sehen. Als Sammlung pfercht er seine Eroberungen in kleine Glasfläschchen ein, was aber auch nicht weiter thematisiert wird. Solche Handlungsausflüge hätten durchaus interessant gestaltet werden können – und Blackbeard wäre hierdurch weitaus interessanter geworden – aber gekonnt weiß das Drehbuch diese Möglichkeiten zu umgehen und verschwendet stattdessen kostbare Zeit an einem unzerstörbaren Pastor und seiner Meerjungfrau-Geliebten.

Filmkritik zu ‘Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten’

Sam Claflin & Astrid Berges-Frisbey

Selbst ein gestandener Schauspieler wie Geoffrey Rush, der sich in den bisherigen ‚Fluch der Karibik‘-Filmen zum heimlichen Helden spielte, schafft es in ‚Fremde Gezeiten‘ nicht, seiner Figur eine plausible Legitimation für sein Handeln zu geben. Vielmehr fühlt es sich so an, als habe man nur einen willkürlichen Grund gesucht, Geoffrey Rush noch einmal als Barbossa sehen zu dürfen.

Dafür kehrt ‚Pirates of the Caribbean‘ – wie nun auch der deutsche Titel lautet – zu seinen Wurzeln zurück. Es gibt keine bombastigen Seeschlachten mehr, keine monströsen Voodoo-Frauen oder einen Kraken. Die Attacke einer Horde von scharf-zahnigen Meerjungfrauen bildet die größte übernatürliche Sequenz des Filmes. Und möchte man bei positiven Aspekten bleiben, sollten die stimmig gewählten Kulissen genannt werden. Sei es Jack Sparrows amüsante Flucht vor der britischen Armee in England oder die dicht bewachsenen Urwälder, in denen die Suche nach der Quelle stattfindet, immer fühlt man sich in die Zeit der Piraterie zurückversetzt.

‚Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten‘ ist mit 137 Minuten ein zu lang geratener Abenteuerfilm, der sich auf die schauspielerischen Künste von Johnny Depp stützt, der aber seiner Rolle des Jack Sparrows keine neuen Facetten verabreichen konnte. Die Zuschauer bekommen altbekanntes vorgesetzt, ohne dass der Film sich die Mühe machen würde, die neuen Figuren ausreichend mit Tiefe zu versehen. Das Schicksal von Blackbeard, die heißblütige Rachelust von Angelica und die Liebesgeschichte um den Pastor Philip und der Meerjungfrau Syrena – all das bleibt für die Zuschauer uninteressant. Und dennoch wird zumindest Jack Sparrow in weiteren Fortsetzungen wieder in See stechen. Das Ende des Filmes suggeriert, das auch Penelope Cruz wieder mit dabei sein wird.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten’

‘Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten‘

Originaltitel: Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 137 Minuten
Regie: Rob Marshall
Darsteller: Johnny Depp, Geoffrey Rush, Penelope Cruz, Ian McShane, Kevin McNally, Sam Claflin, Astrid Berges-Frisbey, Stephen Graham, Keith Richards, Richard Griffiths

Deutschlandstart: 19. Mai 2011
Offizielle Homepage: disney.de/pirates-of-the-caribbean/


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