Filmkritik zu ‘Nowhere Boy’

Filmkritik zu ‘Nowhere Boy’

Noch bevor Aaron Johnson im April 2010 mit ‘Kick-Ass’ als recht menschlicher Superheld auf sich aufmerksam machte, war er in den britischen Kinos als ‘Nowhere Boy‘ zu sehen. In seinem Spielfilm-Debut inszeniert Regisseur Sam Taylor-Wood die Anfänge der Geschichte um John Lennon, Paul McCartney und die familiären Spannungen mit denen sich Lennon in seiner Jugend herumschlagen musste.

Im Liverpool der fünfziger Jahre ist der 15-jährige John Lennon von der Schule genervt. Ihm fällt zu Hause bei seiner strengen Tante Mimi die Decke auf den Kopf. Eines Tages trifft John jedoch seine Mutter Julia wieder, die den 5-jährigen damals überstürzt verlassen hat. Die lebenslustige, musikbegeisterte Frau führt John in die aufregende neue Welt des Rock ‘n’ Roll ein und bringt ihm das Banjospielen bei. Damit legt sie den Grundstein für Lennons späteren Lebensweg. John gründet eine Band und lernt über Freunde den talentierten Gitarristen Paul McCartney kennen. Doch der Spagat zwischen seinen musikalischen Ambitionen und den zwei starken Frauen in seinem Leben wird für Lennon zur Zerreißprobe.

Filmkritik zu ‘Nowhere Boy’

Aaron Johnson

Aaron Johnson ist als ‘Nowhere Boy’ John Lennon immer auf der Suche nach dem Sinn in seinem Leben. Erst mit der Musik und den richtigen Freunden findet er seinen Weg und bestreitet ihn auch recht erfolgreich. Aber erst einmal irrt er ohne festes Ziel umher. Emotionsgeladen spielt sich ‘Kick-Ass’ Darsteller Aaron Johnson durch die Gründungsgeschichte der Beatles. Von der anfänglichen grauen Maus entwickelt sich Johnsons Schauspiel im Laufe des Films zur sehenswerten Rock ‘n’ Roll Performance. Lennon lässt sich durch die Musik von Elvis Presley beflügeln. Aber auch seine Mutter, die Rebellion gegen seine Tante Mimi und Todesfälle in der Familie scheinen ständige Begleiter auf seinem Weg an die Spitze der Musikbranche zu sein. Und wenn Aaron Johnson mal als halbstarker Sprücheklopfer, dann aber auch wieder als verzweifelter Junge mit Tränen in den Augen zu sehen ist, fühlt man wie er seiner Figur erfolgreich Leben einhaucht. Langsam bekommt man die Entwicklung vom zurückhaltenden Schüler bis zum exzentrischen Besserwisser zu sehen.

Neben dem Schauspiel von Aaron Johnson zeichnen sich außerdem die gut ausgewählten Musikstücke dafür verantwortlich, dass hier eine überzeugende 50er Jahre Atmosphäre erschaffen wird. Die Menschen entdecken gerade den Rock ‘n’ Roll. Die Beatles sind noch lange kein Thema. Wer mit der Erwartung ‘Nowhere Boy’ schaut, dass er hier ein Feuerwerk an Beatles-Klassikern zu hören bekommt, wird bitter enttäuscht werden. Nicht ein einziger Song der Band findet sich auf dem Soundtrack wieder. Vielmehr sind es Künstler wie Jerry Lee Lewis, Chuck Berry, Little Richard oder Buddy Holly die dafür sorgen, dass die Zuschauer viele Jahre zurückversetzt werden.

Filmkritik zu ‘Nowhere Boy’

John Lennons Band 'The Quarrymen'

Hier ist aber auch ein Manko des Filmes anzumerken. Man muss sich stets darüber im Klaren sein, dass hier die Geschichte von John Lennon erzählt wird, denn durch die fehlenden Anhaltspunkte hierfür, erscheint der Film oft wie ein ambivalent erzählbares Teenager-Schicksal. Aaron Johnson könnte einen x-beliebigen Jungspund in den 50er Jahren spielen. Nur wenige Szenen werden eingestreut, die den Zuschauer in die Beatles-Welt werfen. So wird der wohl wichtigste Tag in der Bandgeschichte der Beatles (6. Juli 1957) ebenfalls zum zentralen Punkt des Filmes, wenn Aaron Johnson auf Schauspielkollege Thomas Brodie Sangster in der Rolle von Paul McCartney trifft.

‘Nowhere Boy’ erzählt dennoch eine sehenswerte Geschichte, die den Mythos der Beatles-Gründung für die Kinoleinwand aufbereitet hat. Natürlich findet der Zuschauer in den 98 Minuten Laufzeit eine Menge Drama, aber auch ein gewisser Spaß kommt auf, wenn Aaron Johnson in bester James Dean-Manier halbstark durch Liverpool stolziert.


Filmkritik zu ‘Nowhere Boy’

‘Nowhere Boy’

Originaltitel: Nowhere Boy
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: Großbritannien, 2009
Länge: ca. 98 Minuten
Regie: Sam Tylor-Wood
Darsteller: Aaron Johnson, Kristen Scott Thomas, Anne-Marie Duff, Thomas Brodie Sangster, David Morrissey, Sam Bell

‘Nowhere Boy’ läuft seit dem 8. Dezember in den deutschen Kinos.


wallpaper-1019588
Mit Kindern über gleichgeschlechtliche Liebe reden
wallpaper-1019588
[Comic] Seven Sons
wallpaper-1019588
Momentary Lily: Original-Anime angekündigt
wallpaper-1019588
LUCK LIFE: Band feiert Europapremiere auf der Connichi