Filmkritik zu ‘Männerherzen…und die ganz ganz große Liebe’

Vielleicht war es der Deutsche Filmpreis für die beste darstellerische Leistung, die Schauspieler Justus von Dohnányi im vergangenen Jahr erhalten hat, die dafür sorgte, dass in der Fortsetzung zu der 2009er Ensemble RomCom ‘Männerherzen’ der etwas abgedrehte Schlagerstar Bruce Berger – und dabei ist „etwas“ noch schmeichelhaft untertrieben – sich im zweiten Teil in den Vordergrund spielen darf. Regisseur Simon Verhoeven inszeniert mit ‘Männerherzen…und die ganz ganz große Liebe‘ erneut das Liebesleben in Berlin, rund um seine Männerriege, der neben von Dohnányi noch Til Schweiger, Christian Ulmen, Florian David Fitz, Wotan Wilke Möhring und Maxim Mehmet angehören.

Der Titel des Filmes ist eine Anspielung auf die Filmwelt, in der sich die ‘Männerherzen’-Fortsetzung bewegt. Denn Schlagerstar Bruce Berger hat einen neuen Song geschrieben: „Die ganz ganz große Liebe“. Mit diesem selbst geschriebenen Musikstück möchte er sein eigenes Plattenlabel gründen und benötigt dafür die Hilfe von Günther (Christian Ulmen) und Niklas (Florian David Fitz). Während Bruce sich in seinem Vorhaben etwas überschätzt, nimmt sein alter Freund Jerome (Til Schweiger) eine Auszeit von Berlin. Er verbringt einige Zeit bei seinen Eltern auf dem Land. Außerdem stürzt sich Niklas in ein Dating-Game auf der Internetplattform Spacebook, Philipp wird Vater und Günther hat ganz spezielle Beziehungsprobleme.

Filmkritik zu ‘Männerherzen…und die ganz ganz große Liebe’

Jana Pallaske & Maxim Mehmet

Warum ausgerechnet Ulkfigur Bruce Berger in den Mittelpunkt gestellt werden musste, dass ist die Hauptfrage die sich bei der Verköstigung von ‘Männerherzen…und die ganz ganz große Liebe’ stellt. Auch wenn die Figur offenbar erfolgreich aus dem ersten Teil herausgegangen ist, so sind solche Charaktere doch eher als Nebenfiguren konzipiert. Als filmischer Archetyp stellt der Schlagerstar den Schelm dar, der die Gruppe komödiantisch unterstützt, aber nicht im Fokus stehen sollte. So wirkt sein Auftreten dieses Mal deplatziert, da der überzeichnete Humor, der durch Bruce Berger verbreitet wird, nicht mit den Lebenssituationen der anderen Figuren konform läuft. Egal auf wen wir schauen – Christian Ulmen als seit acht Jahren sexuell inaktiven Günther, Maxim Mehmet als werdenden Vater, der sich in einer skurrilen Schwangerschaftsgruppe wiederfindet, Til Schweiger als aus der Großstadt flüchtenden und von seinen Eltern für homosexuell befundenen Jerome oder Florian David Fitz als Web 2.0-Neuling und ungewollten Stalker Niklas. Sie alle behalten trotz überspitzen Situationen ihre Authentizität – was man von dem Schlagerstar nicht behaupten kann.

Darüber hinaus schafft es der übrige Cast ihre Rollen amüsant über die Bühne zu bringen. Es wirkt fast wie eine kleine Comedy-Soap, die das Leben in Berlin episodenhaft erzählt. Die Handlung springt zwischen den Pärchen hin- und her, verstrickt sie manchmal durch die bloße Verschiebung der Kamera innerhalb einer Location, dann wieder durch das direkte Aufeinandertreffen der Figuren. Dabei werden neben der ganz ganz großen Liebe auch andere Themen angeschnitten, wie Gleichberechtigung von Mann und Frau, der Trubel der Großstadt und ganz präsent: Der Internetwahnsinn.

Filmkritik zu ‘Männerherzen…und die ganz ganz große Liebe’

Nadja Uhl & Christiam Ulmen

Die Kritik an der Onlinewelt spielt sich schon fast aufdringlich in den Vordergrund, als ob der Film eine klare Stellung gegen das World Wide Web beziehen möchte. Florian David Fitz wird dabei als Spacebook-Neuling in das Dating-Leben der Neuzeit eingeführt. Als klarer Affront gegen das namensverwandte Facebook, muss sich Niklas stets mit Verrückten herumschlagen, wenn er auf Angebote aus dem sozialen Netzwerk eingeht. Darunter eine hoch anstrengende Partygöre, die nicht davor zurückscheut ihm eine Vergewaltigung anzuhängen oder ein Maria Hellström-Fanclub, der unter dem Vorsitz von Florian David Fitzs ‘Vincent will Meer’-Schauspielkollegen Johannes Allmayer versucht, die Liebe zwischen Niklas und Maria zu sabotieren. Und wo Niklas lediglich als Spacebook-Neuling fungiert, darf Bruce Berger die Internet-Jungfrau mimen. Er wird mit voller Wucht in die für ihn neue Welt geworfen und verfällt bei Amazon dem Kaufwahn, schickt seine erste Email und lässt seine Karriere daran zerfallen.

Ansonsten bietet der Film seichte Unterhaltung, bei der am Ende dann alle Stränge zusammengeführt werden. Die Darsteller haben sichtlich Spaß an dem Film und an der Zusammenarbeit mit ihren Kollegen. Damit reiht sich ‘Männerherzen…und die ganz ganz große Liebe’ in die jüngsten Komödien aus deutschen Lande ein. Neben ‘What a Man’ von und mit Matthias Schweighöfer oder ‘Kokowääh’ mit Papa und Tochter Schweiger sticht der Film aber nicht heraus, sondern bleibt brav an deren Seite stehen.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Männerherzen…und die ganz ganz große Liebe’

’Männerherzen…und die ganz ganz große Liebe’

Originaltitel: Männerherzen…und die ganz ganz große Liebe
Altersfreigabe: ab 6 Jahren
Produktionsland, Jahr: D, 2011
Länge: ca. 112 Minuten
Regie: Simon Verhoeven
Darsteller: Florian David Fitz, Maxim Mehmet, Til Schweiger, Christian Ulmen, Justus von Dohnányi, Wotan Wilke Möhring, Jana Pallaske, Nadja Uhl, Barbara Schöneberger

Deutschlandstart: 15. September 2011
Offizielle Homepage: warnerbros.de/maennerherzen/


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