Filmkritik zu ‘Knerten traut sich’

Filmkritik zu ‘Knerten traut sich’

Schauspieler und Comedian Åsleik Engmark ist in seiner Heimat Norwegen kein unbekannter Mann. Als Synchronsprecher war er nicht nur als Timon in dem Disneyfilm ‚Der König der Löwen‘ zu hören – er lieh außerdem erst kürzlich dem rasenden Reporter Tim in der Spielberg/Jackson-Verfilmung der ‚Tim & Struppi‘-Comics seine Stimme. Neben diesen bekannten Figuren ist er aber auch noch die Stimme eines hierzulande eher unbekannten Phänomens. Knerten heißt das kleine Geschöpf aus Holz, dem Engmark nun bereits zum zweiten Mal seine Stimme leiht (in Norwegen kommt derweil bereits der dritte ‚Knerten‘-Film in die Kinos). Basierend auf den Kinderbüchern der vor drei Jahre verstorbenen Schriftstellerin Anne-Catharina Vestly, hat Regisseur Martin Lund die Arbeit von Engmark übernommen, der beim ersten Teil noch im Regiestuhl gesessen hat. Somit konnte dieser sich in der Fortsetzung ‚Knerten traut sich‘ voll und ganz auf seine Synchronarbeit konzentrieren.

Dieses Mal verliebt sich der hölzerne Knerten in Karoline, ein apartes Birkenzweiglein. Aber nicht nur die Liebe allein beschäftigt Knerten, sondern auch ein unglücklicher Fahrradunfall der Mutter seines besten Freundes Lillebror. Diese stürzt aus mysteriösen Gründen von ihrem Fahrrad und verletzt sich dabei schwer. Ausgerechnet jetzt ist Lillebrors Vater mal wieder Strümpfe verkaufen und die Polizei findet den Kriminalfall nicht sonderlich beachtenswert. Aber Lillebror und Knerten sind sich sicher, dass mehr hinter dem Unfall steckt. Gemeinsam machen sie sich auf detektivische Spurensuche.

Filmkritik zu ‘Knerten traut sich’

Adrian Grønnevik Smith & Knerten

‚Knerten traut sich‘…zu heiraten, so könnte der Untertitel des zweiten Ausfluges des hölzernen Astes lauten. In jeder Filmminute werden Anspielungen auf die bevorstehende Hochzeit des norwegischen Königspaares gemacht und damit Parallelen zu Knerten und seiner angehimmelten Karoline gezogen. Ob allerdings diese medial zelebrierte Hochzeitsfeier – Lillebror gibt sich alle Mühe, ein Radio in das Krankenhauszimmer seiner Mutter zu bekommen, weil sie doch ohne ihren täglichen Königsklatsch- und tratsch nicht auskommt – ein nachvollziehbares Motiv für einen Kinderfilm darstellt, bleibt fraglich. Ähnlich begibt es sich mit einem in Zeitlupe durch das Bild fliegendem Auto, das zu der Musik von ‚An der schönen blauen Donau‘ von Johann Strauß aus Stanley Kubricks ‚2001: Odyssee im Weltraum‘ entliehen sein dürfte – was den jungen Zuschauern wohl ebenso wenig bekannt sein dürfte.

Filmkritik zu ‘Knerten traut sich’

Amalie Blankholm Heggemsnes mit Karoline & Adrian Grønnevik Smith mit Knerten

Darüber hinaus gibt es eine kindgerechte Detektivgeschichte, die mal einen Lacher parat hat und dann wieder in leicht spannenden Momenten aufgeht. Dabei lässt sich Knerten am ehesten mit dem Pumuckl vergleichen – weniger auf Schabernack aus, aber ebenso für die Kinderwelt entwickelt. Als kleiner imaginativer Freund von Lillebror, steht er diesem bei seinem Abenteuer bei. Das Abenteuer an sich kommt dabei fast alltäglich daher. Der Film versteht es aber diese Alltagsbegebenheit aus der Sicht eines Kindes als aufregende Geschichte zu verkaufen. Dabei bleibt natürlich alles ganz harmlos: ‚Knerten traut sich‘ kommt ohne wirklichen Bösewicht aus, am Ende sind es alles missverstandene Figuren, denen Gutes wiederfährt. Hier sollen eben noch Werte vermittelt und nicht auf reißerische Art und Weise Publikum ins Kino gelockt werden. Und das es trotzdem funktioniert, beweist die Tatsache, dass die Knerten-Filme zu den erfolgreichsten Produktionen aus Norwegen gehören und mit ‚Knerten i knipe‘ bereits ein dritter Teil in den norwegischen Kinos angelaufen ist.

Am Ende freut sich der kleine Lillebror ganz doll über die Genesung seiner Mutter, klärt den Tathergang des mysteriösen Unfalls auf und zeigt sowohl seinem Vater als auch dem großen Bruder, dass sich seine Mutter auf ihn verlassen kann. Die Beziehung von Lillebror zu seiner Mutter – die klassische Mutter/Kind-Konstellation – wird in den Fokus genommen. Der Vater hat besseres zu tun als seinem Sohn zuzuhören und für den großen Bruder ist der kleine Lillebror sowieso nur ein Träumer, der mit seinem Ast spricht. Für die kleinen hält ‚Knerten traut sich‘ auf jeden Fall die richtige Nachricht parat: sei ein Kind, verschaff dir Gehör, hab deinen Spaß, nicht jeder Mensch, der auf den ersten Blick böse erscheint, ist es auch – und vor allem: Glaube niemals, dass du nicht geliebt wirst.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Knerten traut sich’

‘Knerten traut sich‘

Originaltitel: Knerten gifter seg
Altersfreigabe: noch nicht bekannt / vermutl. ohne Altersbeschränkung
Produktionsland, Jahr: N, 2010
Länge: ca. 78 Minuten
Regie: Martin Lund
Darsteller: Adrian Grønnevik Smith, Åsleik Engmark, Pernille Sørensen, Jan Gunnar Røise, Petrus A. Christensen, Sampda Sharma, Anna Bache-Wiig, Kristian Smedhaugen


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