Filmkritik zu ‘Jane Eyre’

Filmkritik zu ‘Jane Eyre’

In unzähligen Verfilmungen wurde Charlotte Brontës Roman ‚Jane Eyre‘ schon auf die Leinwände gebracht. Die 1847 veröffentlichte Geschichte um das Schicksal der titelgebenden Jane, die sich als Gouvernante in ihren Arbeitgeber verliebt und gleichzeitig um die Freiheit kämpft, als Frau ihren eigenen Weg einschlagen zu können, ist für die 21-jährige Schauspielerin Mia Wasikowska nicht die erste Rolle als namenhafte Frau aus der Literatur des 19. Jahrhunderts: Bereits 2010 war sie als Alice in Tim Burtons Neuinterpretation von ‚Alice im Wunderland‘ vom Schriftsteller Lewis Caroll zu sehen. Nun spielt sie neben Judi Dench, Sally Hawkins, Jamie Bell und Michael Fassbender in Cary Fukunagas (‚Sin Nombre‘) 2011er Version von ‚Jane Eyre‘ die Hauptfigur.

Diese tritt nach einer entbehrungsreichen Jugend im Waisenhaus eine Stelle als Gouvernante auf dem entlegenen Landsitz Thornfield Hall an. Der Herr des Hauses ist Mr. Rochester, ein knorriger und verschlossener Mann. Dennoch entwickelt Jane langsam aber sicher tiefe Gefühle für ihn. Er aber scheint zu ihrem großen Unglück eine andere zu bevorzugen. Außerdem gehen auf dem einsamen Anwesen in der wilden Moorlandschaft unheimliche und beängstigende Dinge vor sich, die dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit mit sich bringen.

Filmkritik zu ‘Jane Eyre’

Michael Fassbender

In der Eröffnungsszene sehen wir Mia Wasikowska auf der Flucht von Thornfield Hall. Sie stürmt durch die Landschaft, wird offenbar von Dämonen und Geistern verfolgt, die der Zuschauer nur durch ein Flüstern im Wind erahnen kann. Ein verweintes Gesicht eint sich mit dem durchnässenden Regenschauer, der den Bildern eine Opulenz der Verzweiflung verleiht. Erst mit der Ankunft in einer kleinen Hütte, wo Jane sich in Sicherheit wiegen kann, beginnt der Film in Rückblenden aus ihrer harten Kindheit zu erzählen, die größtenteils aus unschönen Erfahrungen in einem Waisenhaus bestehen. Mögen Janes Erinnerungen noch so intensiv dargestellt sein, vermittelt der Film niemals eine aufgewühlte Atmosphäre. Die Bilder bleiben blass und ruhig, Wasikowska behält die Mimik einer wohl erzogenen Dame, die sich am Hofe zu benehmen weiß. Die Schauspielerin darf für ihre Leistung bewundert werden, die sich in die blasse Unscheinbarkeit des Filmes einfügt, dennoch ausdrucksstark ihre Gefühle zu vermitteln weiß.

Dann stellt sich ihr Rochester gegenüber, der von Akkord-Schauspieler – fünf Filme allein in diesem Jahr – Michael Fassbender als ebenso kühle Figur wie Jane selbst dargestellt wird. Fassbender orientiert sich nicht an vorherigen Rochester-Darstellern wie Orson Welles, Timothy Dalton oder William Hurt, sondern gibt dem charmanten Widerling seine eigene Note, die sich in Regisseur Fukunagas ruhige Art einfügt. Zwischen Rochester und Jane baut sich langsam eine erotische Spannung auf, die ihren Höhepunkt in einer Sequenz findet, in der sich die beiden dicht gegenüber stehen: Näher könnten sich ihre Gesichter nicht kommen, intensiver könnten sie sich nicht in die Augen starren. Der Dialog gerät in den Hintergrund, das Bild brennt sich dem Zuschauer ein, der hier den ersten Kuss erwartet und bitter enttäuscht wird – ebenso wie Jane.

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Jamie Bell

Allerdings hält der Film in den übrigen Passagen die Zuschauer auf Distanz zu den Emotionen, die noch folgen werden. Janes Entrüstung über die Zuneigung Rochesters zu einer anderen Frau, aber auch der spätere Antrag den er ihr machen wird und die Hochzeit, die nicht ohne Komplikationen von statten geht, bleiben blass emotionale Inszenierungen, die oft Portrait-Bildern ähneln – voller Kälte und starrer Mimik nicht mehr als hübsch anzuschauen. ‚Jane Eyre‘ ist keine neu interpretierte Verfilmung, die sich an das 21. Jahrhundert wenden soll, sondern eine sichere Nacherzählung der ursprünglichen Geschichte. Die Bilder sind auffällig trist, die Darsteller zwar stark, aber nicht in die Erinnerung einbrennend. Als romantischer Zweistünder hat Fukunaga ein solides Werk vorgelegt, mit dem er aber nicht an sein viel gelobtes Regiedebüt ‚Sin Nombre‘ anknüpfen kann.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Jane Eyre’

‘Jane Eyre‘

Originaltitel: Jane Eyre
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: GB, 2010
Länge: ca. 120 Minuten
Regie: Cary Fukunaga
Darsteller: Mia Wasikowska, Michael Fassbender, Jamie Bell, Craig Roberts, Sally Hawkins, Judi Dench, Imogen Poots


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