Filmkritik zu ‘Green Lantern’

Während der Comicverlag Marvel in den vergangenen Jahren fleißig ihre Helden auf die Kinoleinwände gebracht hat, hat sich DC nie über die Etablierung ihrer Helden – mit Ausnahme von Batman und Superman – Gedanken gemacht. Nun möchte aber auch die 1934 gegründete DC Comicschmiede mehr als nur ihre zwei großen Aushängeschilder auf den Leinwänden sehen. Mit ‚Green Lantern‘ wagt man einen solchen ersten Schritt. Regisseur Martin Campbell, verantwortlich für die ersten James Bond Auftritte von Pierce Brosnan und Daniel Craig (‚GoldenEye‘ und ‚Casino Royale‘) erschuf mit Ryan Reynolds als titelgebenden Superhelden ein Comicuniversum fernab der Erde und wagte die Reise auf den Planeten Oa, wo das Green Lantern Corps beheimatet ist.

Diese seit Jahrhunderten existierende, schlagkräftige Einheit, tritt für Gesetz und Gerechtigkeit im Universum ein. Jeder Green Lantern wird durch einen Eid auf die Bruderschaft dazu verpflichtet, in der Galaxis Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten. Alle tragen einen Ring, der ihnen übernatürliche Kräfte verleiht. Doch als ein Gegner namens Parallax das Gleichgewicht der Kräfte im Universum auszuhebeln droht, liegt das Schicksal der Green Lanterns und der gesamten Erde in der Hand ihres jüngsten Rekruten: Er ist der erste Mensch, der in ihre Reihen aufgenommen wurde – Hal Jordan. Dieser ist zwar ein begabter Testpilot, doch die Green Lanterns haben für Menschen wenig übrig, weil sie im Umgang mit den unermesslichen Möglichkeiten des Rings keinerlei Erfahrung mitbringen. Dennoch ist Hal ganz offensichtlich das fehlende Teil im Puzzle, denn neben seiner Hartnäckigkeit und Willensstärke ist er den anderen Mitgliedern des Corps in einem Aspekt überlegen: in seiner Menschlichkeit.

Filmkritik zu ‘Green Lantern’

Blake Lively

Mit Produktionskosten von knapp 200 Mio. US Dollar gestaltet sich der erste Auftritt von DCs Green Lantern äußerst kostspielig. Der Comicverlag setzte viele Hoffnungen in ihr Produkt, immerhin ist die Figur der grünen Laterne beinahe ebenso alt wie es Batman und Superman sind. Neben diesen kämpft er regelmäßig an der Seite vom Martian Manhunter, Aquaman und dem Flash in der Justice League Gruppierung. Dann aber musste sich DC der brutalen Realität stellen. All die Spezialeffekte, der fähige Regisseur, die Marketingkampagne – unnötig und uneffektiv im Angesicht der mangelhaften Verfilmung, die dort auf die Kinoleinwand gebracht wurde. Gerade einmal die Hälfte seiner Produktionskosten hatte ‚Green Lantern‘ nach über einem Monat eingespielt. Damit dürfte auch die Fortsetzung, die am Ende des ersten Teils angedeutet wird, noch in den Sternen stehen.

Im Direktvergleich mit den Helden aus dem Marvel Universum, mangelt es Green Lantern an einem Charakter. Ryan Reynolds schlüpft in die Rolle eines langweiligen Raufboldes, der nach dem Auffinden eines grünen Ringes urplötzlich sein Leben ändert und zum Retter der Galaxis wird. Alle Figuren, samt Hauptprotagonist und dessen Gegenspieler Hector Hammond (Peter Sarsgaard), ein Wissenschaftler der mit der Alienmasse von Parallax in Berührung kommt und daraufhin zum Superhirn mutiert, bekommen es in einer Rahmenhandlung mit ihren Vätern zu tun. Während Marvel ein Händchen dafür bewiesen hat, die Probleme ihrer Helden im Hintergrund zu thematisieren, wird bei DC recht plakativ gearbeitet. Es wird überdeutlich ausgesprochen, was unsere Helden beschäftigt. Der Zuschauer wird als dumm verkauft, ihm wird nicht zugemutet, selbst zu sehen, was die Figuren durchleiden sollen. Aus filmischer Sicht nimmt man den Darstellern die Möglichkeit, sich zu etablieren, ihren Figuren wirkliches Leben einzuhauchen. Sie müssen oberflächlich bleiben.

Filmkritik zu ‘Green Lantern’

Peter Sarsgaard

Nicht einmal die Spezialeffekte, die im Vorfeld so hochgelobt wurden, können im Endprodukt überzeugen. Mit Ausnahme des Planeten Oa, wundert man sich schon über den Ryan Reynolds Kopfaufsatz, den der am Computer animierte, fliegende Körper von Green Lantern bekommen hat. Auch dessen komplett am Computer entstandenes Kostüm wirkt wenig kostspielig, eher wie ein Produkt, das wenig Liebe erfahren hat. Die Mutation von Hector Hammond und die Dunstwolke Parallax, die grausame Erinnerungen an Ang Lees ‚Hulk‘ Geschöpf am Ende des Filmes von 2003 aufkommen lässt, überzeugen tricktechnisch nur sehr wenig, bescheren dem Film einen äußerst unglaubwürdigen Look innerhalb der Filmrealität.

Und somit kann man zum Direktvergleich zurückkehren: Die DC Schmiede befindet sich zurzeit dort, wo Marvel 2003 war – und selbst der Hulk erfährt mit Mark Ruffalo in ‚The Avengers‘ bereits seine dritte Inkarnation. Viel musste der Comicverlag lernen – man denke nur an die ‚Blade‘-Fortsetzungen, ‚Daredevil‘ oder den ‚Ghost Rider‘ – bevor man mit ‚X-Men‘ und ‚Spider-Man‘ Erfolge feiern konnte und seit ‚Iron Man‘ auf das Gipfeltreffen der Marvel-Helden hinsteuert. Eigentlich hätte DC sich bei seinem Konkurrenten etwas abschauen können, aber anscheinend möchte man sich selbst durch die fehlerhaften Inszenierungen durcharbeiten, bevor man eine beständige Qualität vorweisen kann. Bis dahin dürfen die ‚Batman‘-Verfilmungen von Christopher Nolan weiterhin als das Nonplusultra des DC Universum angesehen werden.

‚Green Lantern‘ ist wirklich noch grün hinter den Ohren. Wenig verständlich ist der mediale Hype um die weibliche Hauptdarstellerin Blake Lively, die über ihre Serienqualitäten in ‚Gossip Girl‘ niemals hinauskommt. Mit einer unausgereiften Handlung, wenig überzeugenden Gegenspielern, unnötiger und langweilig dargestellter Mythologie und schlechten Spezialeffekten hat sich das DC Film-Universum hier keinen Gefallen getan.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Green Lantern’

‘Green Lantern‘

Originaltitel: Green Lantern
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 114 Minuten
Regie: Martin Campbell
Darsteller: Ryan Reynolds, Blake Lively, Peter Sarsgaard, Mark Strong, Tim Robbins, Angela Bassett

Deutschlandstart: 28. Juli 2011
Offizielle Homepage: greenlanternmovie.warnerbros.com/


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