Filmkritik zu ‘Freunde mit gewissen Vorzügen’

Schauspielerin Mila Kunis erntete reichlich Lob für ihre Darstellung des schwarzen Schwans in Darren Aronofskys ‘Black Swan’, in dem sie an der Seite von Natalie Portman den Durchbruch auf der großen Leinwand vollführte. Anscheinend wurde Kunis durch das Spiel der Oscar Gewinnerin Portman animiert und beflügelt – so sehr, dass sie ihr Vorbild nun zu kopieren versucht. Während sich Natalie Portman nach ihrem Auftritt in dem Ballett-Thriller der romantischen Komödie ‘Freundschaft Plus’ widmete, heißt es bei Kunis jetzt ‘Freunde mit gewissen Vorzügen‘. Anfang des Jahres wagte Portman gemeinsam mit Ashton Kutcher das Experiment, ob es Freunden gelingt, einfach nur Sex miteinander zu haben. Natürlich lief dieses Vorhaben alles andere als nach Plan ab, was aber wohl keine große Überraschung für die Zuschauer gewesen sein dürfte. Ein halbes Jahr später kommen nun Mila Kunis und Justin Timberlake mit demselben Vorhaben daher. Ob das weniger vorhersehbar abläuft ist fraglich. Vielmehr geht es hier wohl darum, den Kinozuschauern zu vermitteln, warum sie sich den gleichen Film noch einmal, nur in neuer Besetzung anschauen sollten.

Filmkritik zu ‘Freunde mit gewissen Vorzügen’

Richard Jenkins, Woody Harrelson & Justin Timberlake

In Freunde mit gewissen Vorzügen‘ geht es etwas hipper zu als in Ivan Reitmans ‘Freundschaft Plus’. Hier geht es um die junge New Yorker Headhunterin Jamie (Mila Kunis), die den aufstrebenden Art Director Dylan (Justin Timberlake) dazu überredet, seinen Job in Los Angeles zu kündigen und einen Neuen im Big Apple anzutreten. Obwohl sich die beiden sofort voneinander angezogen fühlen, erkennen sie in sich all das, wovor sie in früheren Beziehungen immer geflüchtet sind, und entscheiden sich daher, nur gute Freunde zu werden. Freunde mit gewissen Vorzügen. Jamie und Dylan scheinen das perfekte Arrangement für sich gefunden zu haben – bis sie feststellen, dass an alles im Leben immer auch bestimmte Bedingungen geknüpft sind.

Das auch das Genre der Romantic Comedys an gewisse Bedingungen geknüpft ist, soll in ‚Freunde mit gewissen Vorzügen‘ persifliert werden. So steht Jamie in einer Szene vor einer Straßenwand, voll mit Postern eines Katherine Heigl Filmes, die mit einem „Halt dein Maul, du Lügnerin“ quittiert bekommt, dass ihre Filme vor unnatürlichen Schmalz und Romantik nur so triefen. An einer anderen Stelle stellt Dylan fest, dass es in romantischen Komödien immer zu Momenten kommt, in denen die Musik den Zuseher suggerieren soll, wie dieser sich gerade fühlt. Solche Meta-Momente sind dann auch schon die amüsantesten Einfälle von Regisseur Will Gluck (‚Einfach zu haben‘), der sich ansonsten auf das vertraute Schema der romantischen Komödie verlässt.

‚Freunde mit gewissen Vorzügen‘ versucht mit seinen beiden frischen Gesichtern – Justin Timberlake hat sich seit seiner Rolle in ‚The Social Network‘ dauerhaft in die Schauspielwelt verirrt, Mila Kunis nutzt ihren Aufschwung durch ‚Black Swan‘ – eine Komödie im aktuellen Gewand zu erschaffen. Da spielen dann auch auffällig viele neue Medien und popkulturelle Anspielungen eine Rolle. Justin Timberlake wird als große Nummer im Internetbusiness dargestellt, es gibt Flashmobs auf dem Times Square und der Grand Central Station und iPhone-Apps für jede Gelegenheit, sei es zum Feststellen ob Frau ihre Tage hat oder eine Bibel-App, um immer und überall einen Schwur auf die heilige Schrift ablegen zu können. Sicherlich könnte man hier Kritik auf die moderne, übertechnisierte Gesellschaft hinein interpretieren, allerdings wirkt das Ganze irgendwann dermaßen konstruiert, dass es jegliche Glaubwürdigkeit einbüßt.

Filmkritik zu ‘Freunde mit gewissen Vorzügen’

Patricia Clarkson & Mila Kunis

Gastdarsteller Andy Samberg (‚Saturday Night Live‘) und Emma Stone (‚Einfach zu haben‘) tun gut daran, bereits in den ersten Minuten des Filmes mit ihren jeweiligen Partnern Schluss zu machen und bleiben damit als intelligentestes Beiwerk von ‚Freunde mit gewissen Vorzügen‘ in Erinnerung. Emma Stone zeigt sich dabei wie immer souverän und erhält mit dem Satz „Es liegt nicht an dir, sondern an mir. Ich bin es, die dich nicht mehr mag“ wohl die beste Drehbuchzeile zugesprochen. In weiteren Rollen sind Patricia Clarkson als Hippie-Mutter von Mila Kunis und Woody Harrelson als homosexueller Kumpel von Justin Timberlake zu sehen. Diese stereotypen Figuren stellen sie nicht etwa dar um zur Handlung beizutragen, sondern vielmehr um die Schubladen voller Hippie- und Schwulenwitze zu legitimieren.

Ein Charakterdarsteller wie Richard Jenkins (‚Let Me In‘) wirkt da merkwürdig deplatziert als an Alzheimer leidender Vater. Auch wenn hier versucht wird Dramatik in das Konstrukt zu bringen, hätte man sich erst einmal mehr Zeit nehmen sollen, die eigentlichen Hauptfiguren auszuarbeiten. Kunis und Timberlake werden binnen weniger Drehbuchseiten zu besten Freunden gemacht, die recht schnell und unkompliziert miteinander im Bett landen. Dabei wird noch einmal hervorgehoben, dass Freunde sich wirklich alles erzählen können und es daher vom Vorteil ist mit dem besten Freund ins Bett zu steigen. Da können Wünsche und Misserfolge geäußert werden, die man seinem traditionellen Lebenspartner niemals erzählen würde. Zumindest versucht der Film uns genau das zu vermitteln.

Wenn ‚Freunde mit gewissen Vorzügen‘ etwas geschafft hat, dann sind es die Städte New York und Los Angeles in Szene zu setzen, die hier von ihrer schönsten Seite gezeigt werden. New York ist der wunderbarste Großstadttrubel, den man sich vorstellen kann. Los Angeles ist die Metropole am Meer, wo jedes Haus mit Palmen geschmückt einen Blick auf die See zu haben scheint. Hübsch anzusehen ist das allemal.

‚Freunde mit gewissen Vorzügen‘ lässt seinen Vorgänger ‚Freundschaft Plus‘ im Nachhinein richtig gut aussehen. Es sind Filme wie dieser, nach denen man darüber philosophiert, ob Schauspieler überhaupt noch Drehbücher lesen oder einfach nur noch Geld verdienen wollen – komme was wolle. Weder Regisseur Will Gluck noch Hauptdarsteller Justin Timberlake und Mila Kunis haben hier eine Glanzleistung abgeliefert. Leider wurde der Film nach genau dem Schema inszeniert, wie die Vorurteile die im Film selbst genannt werden. Das bleibt dann vorhersehbare Filmkost, die es an so vielen Stellen hätte besser machen können.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Freunde mit gewissen Vorzügen’

‘Freunde mit gewissen Vorzügen‘

Originaltitel: Friends with Benefits
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 110 Minuten
Regie: Will Gluck
Darsteller: Justin Timberlake, Mila Kunis, Patricia Clarkson, Jenna Elfman, Bryan Greenberg, Richard Jenkins, Woody Harrelson, Nolan Gould, Andy Samberg, Emma Stone

‘Freunde mit gewissen Vorzügen‘ läuft ab dem 8. September 2011 in den deutschen Kinos.
Offizielle Homepage: freunde-mit-gewissen-vorzuegen.de


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