Filmkritik zu ‘Die Muppets’

Filmkritik zu ‘Die Muppets’

Man hat sie viele Jahre ruhen lassen. Nach ihrem letzten Auftritt in dem Kinofilm ‚Muppets aus dem All‘ hatten die kleinen Kreaturen, die von Jim Henson und Frank Oz erschaffen wurden, erst einmal genug vom Leben im Rampenlicht. Neue, moderne Computeranimationen machten der Liebenswürdigkeit der Muppets – halb Marionetten, halb Puppen – zu schaffen. Dabei haben sie so viele Jahre an der Spitze verbracht. Mit einer Erstausstrahlung im September 1976 kamen die Muppets bereits ein Jahr später nach Deutschland, wo sie fünf Staffeln lang auf dem ZDF liefen. Eine wenig erfolgreiche Fortführung der Muppet-Varieté Tradition sollte ‚Muppets Tonight‘ bringen. Hier wurde Ende der 90er Jahre bereits versucht, den Hype um Kermit, Miss Piggy, Gonzo dem Großen und Fozzy Bär wieder aufleben zu lassen – in Form einer Fernsehshow, statt dem üblichen Unterhaltungsformat in einem alten Theater. Das soll sich nun alles ändern, haben sich Regisseur James Bobin und seine Drehbuchautoren Jason Segel und Nicholas Stoller gedacht. Sie führen die Muppets in ihr altes Theater zurück.

Filmkritik zu ‘Die Muppets’

Muppet Walter mit Jason Segel

Aber dazu muss das Theater erst einmal gerettet werden. Und dazu wird der neue Muppet Walter auserkoren, der größte Muppet-Fan der Welt. Mit seinem Bruder Gary (Jason Segel) und dessen Freundin Mary (Amy Adams) macht er Urlaub in Los Angeles und findet dabei nur zufällig heraus, dass der fiese Ölmagnat Tex Richman (Chris Cooper) das alte Theater der Muppets dem Erdboden gleich machen will, weil er in der Nähe ein großes Ölvorkommen wittert. Die drei fackeln nicht lange und helfen dem aufgebrachten Frosch Kermit, die verrückte Truppe von einst wieder zusammenzutrommeln, um das Theater zu retten. Aber die ist in alle Winde zerstreut. Fozzie tritt zusammen mit der Showband „The Moopets“ in einem Casino in Reno auf, Miss Piggy arbeitet bei der Vogue in Paris, das Tier versucht seine Wutanfälle in einer Klinik in Santa Barbara in den Griff zu bekommen und Gonzo hat sich einen renommierten Ruf als Klempner erarbeitet.

Aber irgendwann sind sie wieder alle beisammen. Wer bereits mit dem ersten aller Muppet-Filme vertraut ist, wird die selbstreferenzielle Art dieser Wiederbelebung bereits in der Grundgeschichte erkennen. Die Fahrt der Muppets quer durch die Staaten aus dem ersten Teil, weicht nun der Odyssee über die ganze Welt bis hin nach Frankreich, wo man im „Reisen per Landkarte“-Modus innerhalb weniger Sekunden am Ziel ist. Und ebenso wie im Original von 1979 muss das große, tollpatschige und liebenswürdige Zottelmonster Sweetums den Reisenden hinterher laufen. Und nicht nur diese Zitate auf sich selbst, sondern auch auf die damalige Zeit – Kermit versucht immer noch Präsident Carter anzurufen – lassen den Zuschauer direkt in Erinnerungen an die damalige Zeit schwelgen. Die Muppets sind die guten alten Unterhaltungsprofis geblieben. Da benötigt man keine neumodischen 3D-Effekte, keine animierten Figuren – die Fäden halten immer noch – und keine bombastischen Explosionen, auch wenn dies in einem herrlichen Kommentar von Fozzy Bär bestaunt wird, nachdem Gonzo seine Klempner-Firma in die Luft gesprengt hat. Die Männer, die hinter dieser Wiederbelebung stecken –‚Flight of the Conchords‘-Mitschöpfer James Bobin und Comedy-Freunde Nicholas Stoller und Jason Segel – haben damit bewiesen, dass sie eine wahre Leidenschaft für die Muppets verbindet. Sie haben sich nicht getraut, diese Legenden einer Frischzellenkur zu unterwerfen und bewirken damit den positiven Effekt, dass sie genau so überzeugend auf die Kinoleinwände gebracht wurden, wie es vor mehr als 30 Jahren der Fall war.

Filmkritik zu ‘Die Muppets’

Chris Cooper mit seinen Handlangern

Natürlich schwelgt der Film nicht nur in Erinnerungen, denn damit würden die Macher nur das damalige Publikum ansprechen. Die deutliche Kritik gegenüber den heutigen flachen Unterhaltungsformen, dem Spektakel auf der Leinwand, der einem oft seelenlos dargeboten wird, findet der Zuschauer an jeder Ecke des Filmes. Es wird sogar der Ausflug zu einem Fernsehsender unternommen, der seinen Erfolg wahnwitzigen, hirnlosen Fernsehformaten zu verdanken hat. Wo einst Orson Welles darüber entschied, ob die Muppets On Air gehen oder nicht, sitzt nun Rashida Jones (‚The Social Network‘) als gestresste Managerin, die mit ansehen muss wie die Quoten ihrer Erfolgsserie „Punch Teacher“ in den Keller sinken und erst durch deren Absetzen ein Platz für die Muppets geschaffen wird. Dabei hat Jones noch eine der dankbaren Gastrollen, denn auch wenn das menschliche Ensemble immens groß ist, so spielen sich manche Auftritte binnen weniger Sekunden ab. Aber auch dies ist gute alte Muppet-Tradition. Kein Neil Patrick Harris, keine Emily Blunt, Whoopi Goldberg, Jack Black, Mickey Rooney oder Selena Gomez dürfen Jim Hensons Figuren in die Quere kommen. Lediglich die drei menschlichen Hauptdarsteller Jason Segel, Amy Adams und Gegenspieler Chris Cooper bekommen ähnlich viel Aufmerksamkeit wie ihre Muppet-Kollegen.

Das haben sie sich aber auch verdient. Allesamt tragen ihren eigenen Teil dazu bei, dass ‚Die Muppets‘ auch auf menschlicher Ebene stets komisch bleibt. Wenn Chris Cooper, sonst in ernsten Rollen in Filmen wie ‚Syriana‘, ‚Operation: Kingdom‘ oder ‚Capote‘ zu sehen, auf einmal von seinem Schreibtisch aufspringt und beginnt zu rappen, kommt man unweigerlich ins Schmunzeln. Amy Adams liefert gemeinsam mit Miss Piggy den wunderbaren Song „One Man Party“ ab, während Jason Segel und sein Muppet-Bruder Walter mit der Frage „Man or Muppet?“ ein musikalisches Highlight des Filmes singen, bei dem ‚The Big Bang Theory‘-Darsteller Jim Parsons als menschliche Gestalt von Walter auftreten darf – irgendwie sieht er sogar als Mensch aus wie ein Muppet.

Die Zuschauer werden sich von den Muppets höchstpersönlich angesprochen fühlen und das nicht nur, weil sie mehr als einmal die vierte Wand durchbrechen und die Filmrealität hinter sich lassen – aber auch das kennen wir bereits von ihnen. Es ist das gelungene Revival der Muppet Show innerhalt des Filmes, in dem wir kleine Segmente zu sehen bekommen, die bereits der damaligen Serie zu ihrem Erfolg verhalfen. Das Konzept funktioniert wie eh und je: die menschlichen Gaststars, die flachen, dennoch oftmals gesellschaftskritischen Witze und die liebevoll charakterisierten Muppets, die an ihren Fäden hängend immer noch mehr Charme versprühen, als es jede computeranimierte Figur – Gollum ausgeschlossen – in den letzten Jahren getan hat.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Die Muppets’

‘Die Muppets‘

Originaltitel: The Muppets
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 109 Minuten
Regie: James Bobin
Darsteller: Jason Segel, Amy Adams, Kermit der Frosch, Miss Piggy, Chris Cooper, Fozzie Bär, Gonzo, Rashida Jones, Jack Black, Walter


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