Filmkritik zu ‘Die drei Musketiere’

Jedes Jahrzehnt scheint seine Verfilmung von Alexandre Dumas‘ Klassiker ‚Die drei Musketiere‘ zu benötigen. Bereits in den 20er Jahren feierten die französischen Helden in einem Stummfilm ihr Leinwanddebüt. Zuletzt waren 1993 die Schauspieler Charlie Sheen, Kiefer Sutherland, Oliver Platt und Chris O’Donnell als D’Artagnan, Athos, Porthos und Aramis unterwegs. Der britische Regisseur Paul W. S. Anderson, der vor allem durch seine ‚Resident Evil‘-Filmreihe bekannt sein dürfte, hat die Vorlage aus dem Jahr 1844 nun für die heutige Generation aufbereitet – natürlich mit einigen gravierenden Änderungen. Seiner Ehefrau bleibt er derweil treu: Milla Jovovich ist in der Rolle der zwielichtigen Mylady de Winter zu sehen, einer Figur, die in der Filmgeschichte bereits von der Schauspielerin Faye Dunaway (‚Chinatown‘, ‚Die drei Tage des Condor‘) gespielt wurden.

Aber nicht nur Mylady de Winter tritt im Film als Gegenspielerin der Musketiere auf. Bevor der junge D’Artagnan (Logan Lerman) allerdings auf die bösen Buben trifft, legt er sich erst einmal direkt mit seinen baldigen Freunden an. Im Frankreich des 17. Jahrhunderts verschlägt es D’Artagnan mit dem Vorhaben ein Musketier zu werden nach Paris. Gleich an seinem ersten Tag dort legt er sich mit Athos (Matthew MacFadyen), Porthos (Ray Stevenson) und Aramis (Luke Evans) an. Doch als er mit geschickter Klinge die Truppen des Fieslings Rochefort (Mads Mikkelsen) in die Flucht schlägt, nimmt das Trio den jungen Abenteurer in ihrem Kreis auf. Gemeinsam müssen sie einen drohenden Krieg zwischen Frankreich und England abwenden, den der machthungrige Kardinal Richelieu (Christoph Waltz) herbeiführen möchte indem er den Herzog von Buckingham (Orlando Bloom) gegen Frankreich aufbringt.

Filmkritik zu ‘Die drei Musketiere’

Orlando Bloom

Paul W. S. Anderson überrascht mit seinem Mantel und Degen Film der Neuzeit. Trotz der Verknüpfung der klassischen Geschichte mit technischen Spielereien wie mittelalterlichen Tauchanzügen oder Luftschiffen, die für die Modernisierung der Geschichte sorgen sollen, hat es der Regisseur geschafft, einen überzeugenden Film über die drei Musketiere zu inszenieren. Der durch die ‚Resident Evil‘-Filme in Mitleidenschaft gezogene Ruf des Regisseurs dürfte sich durch diesen Historienfilm wieder ein Stück aufpolieren lassen. Trotz 3-D Technik wird hier nur in wenigen Sequenzen auf Bombast gesetzt, zumeist bei Landschaftsaufnahmen – das klassische Paris strotzt vor Detailverliebtheit – und beim Auftauchen der Luftschiffe von Buckingham und Kardinal Richelieu. Fernab von diesen Ausflügen ins Actionkino, liefert ‚Die drei Musketiere‘ eine solide Erzählstruktur, die sich eher am Abenteuerkino orientiert.

Und wo auf die Detailverliebtheit bei der Darstellung der Stadt Paris eingegangen wird, sollte auch die allgemeine Liebe zum Detail, die Mühe, die in dem Film steckt, nicht unerwähnt bleiben. Die Kostüme sind schillernd bunt, den jeweiligen Figuren angemessen. Mit langen Mänteln oder Roben hat Pierre-Yves Gayraud, 2007 mit dem deutschen Filmpreis für das beste Kostümbild für ‚Das Parfüm‘ ausgezeichnet, kleine Hingucker erschaffen. Und auch die Degen der Musketiere wurden auf die vier Helden zugeschnitten. Jeder Degen trägt die individuellen Züge ihrer Inhaber, sei es ein Haudegen mit klobigem Griff für Porthos oder ein Kreuz-ähnlicher Griff am Degen des ehemaligen Predigers Athos. Wenn der Kinogänger genau hinsieht, kann er viele dieser kleinen Details entdecken, die dem Film seine angenehme Atmosphäre verschaffen, durch die man in die damalige Zeit hineinversetzt wird.

Filmkritik zu ‘Die drei Musketiere’

Christoph Waltz & Milla Jovovich

Anderson hat auf relativ unbekannte Gesichter für die bekannten Figuren der Musketiere vertraut, während er die Rollen der Bösewichte, deren Namen nicht jedem geläufig sein dürften, mit gestandenen Darstellern wie der Ukrainerin Milla Jovovich, dem Österreicher Christoph Waltz, dem Dänen Mads Mikkelsen und dem Briten Orlando Bloom besetzt hat. Und auch wenn die Darsteller nicht so viel Zeit zugesprochen bekommen um ihren Figuren Leben einzuhauchen, werden sie teilweise doch so überspitzt und deutlich gespielt, dass schnell klar wird, dass es sich bei D’Artagnan um einen ungestümen Jungspund handelt, bei Aramis und einen Zweifler, Athos ein gottesgläubiger Mensch ist und Porthos ein rauer Haudrauf. Und auch auf der Gegenseite spielen Waltz, Bloom und Jovovich das infernale Dreigestirn bestehend aus der Kraft der Kirche, dem übermütigen Eroberer und der hinterlistigen Schönheit mit überzeugender Schauspiellust.

Ein offensichtliches Vorbild für Anderson waren die ‚Fluch der Karibik‘-Filme. Hier taucht zwar kein Captain Jack Sparrow auf, aber durch seine extravaganten Kleidungsstile, tritt ausgerechnet Sparrows Verbündeter Orlando Bloom hier in den Vordergrund. Wie die Piraten in der Disney Quadrologie versucht in ‚Die drei Musketiere‘ – mit Ausnahme der Helden natürlich – jeder den anderen zu betrügen. Und auch die musikalische Untermalung von Paul Haslinger fügt sich dem abenteuerlichen Charakter des Filmes. Den größten schauspielerischen Schritt hat wohl Logan Lerman vollzogen, der hier, wie Orlando Bloom im ersten ‚Fluch der Karibik‘, in eine für ihn neue Welt geworfen wird. War er im vergangenen Jahr noch in ‚Percy Jackson – Diebe im Olymp‘ wenig überzeugend, schafft er es hier ein schauspielerisch gleichwertiges Mitglied der Musketiere zu werden.

‚Die drei Musketiere‘ hätte sich für alles ein wenig mehr Zeit nehmen können, sei es die Geschichte oder seien es die Figuren. Aber das war sicher nicht die Absicht hinter dieser Verfilmung. Der Film soll Spaß machen und unterhalten – dieses Vorhaben ist gelungen. Außerdem wird man sicher noch Zeit genug haben um die jeweiligen Figuren kennenzulernen. Am Ende sieht es nämlich ganz und gar nicht danach aus, als wären die Abenteuer der drei Musketiere bereits abgeschlossen.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Die drei Musketiere’

Die drei Musketiere’

Originaltitel: The Three Musketeers
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: D / F / GB, 2009
Länge: ca. 110 Minuten
Regie: Paul W. S. Anderson
Darsteller: Logan Lerman, Matthew MacFadyen, Luke Evans, Ray Stevenson, Christoph Waltz, Orlando Bloom, Milla Jovovich, Juno Temple, Mads Mikkelsen, Til Schweiger

‘Die drei Musketiere‘ läuft ab dem 1. September 2011 in den deutschen Kinos.
Offizielle Homepage: musketiere-film.de


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