Die Werke des Science-Fiction Autors Philip K. Dick ziehen sich nicht nur durch die Jahrzehnte der Literaturgeschichte, sondern haben im Laufe der Zeit auch immer wieder als Grundlage für Filme in einer fernen Zukunft oder dystopische, alternative Realitäten der Gegenwart her gehalten. Die verschiedensten Schauspieler haben sich bereits in diese Welten hinein gewagt. Von Harrison Ford in ‚Der Blade Runner‘ und Arnold Schwarzenegger in ‚Total Recall‘ in den 80er und 90er Jahren bis hin zu den 2000ern und Keanu Reeves, Ben Affleck oder Tom Cruise in Filmen wie ‚A Scanner Darkly‘, ‚Paycheck‘ und ‚Minority Report‘. Das neueste Beispiel kommt mit ‚Der Plan‘ daher und schickt Matt Damon in eine Welt, die genausten strukturiert abläuft und von ‚Momo‘-ähnlichen, grauen Männern kontrolliert wird.
Die Männer mit Hut
Als der erfolgreiche Politiker David Norris (Matt Damon) der Balletttänzerin Elise (Emily Blunt) begegnet, gerät sein Leben aus den Fugen. Und dabei geht es nicht nur um einen spontanen Kuss. Auf einmal steht seine komplette Welt und sein Leben auf dem Spiel. Eine Gruppe mysteriöser Männer setzt alles daran, ihn von Elise fernzuhalten. David findet heraus, dass diese Männer die Agenten einer allmächtigen Organisation sind und vor nichts zurückschrecken um den Plan zu sichern, der für ihn vorherbestimmt ist. David muss sich entscheiden. Entweder er lässt Elise ziehen und geht seinen Weg weiter wie geplant oder er muss alles riskieren, um mit ihr zusammen zu sein.
Es schwingt das Gefühl mit, etwas Gott gleiches hätte seine Finger im Spiel. Früh im Film werden die Agenten mit Engeln verglichen, stellen sich dann aber selbst eher als Beamte im Dienste einer höheren Macht vor. Dieser höheren Macht, so erfährt es der Zuschauer, kann man jederzeit begegnen. In der Form einer Frau, in der Form eines Mannes, vielleicht ist man ihm oder ihr auch schon längst begegnet. Man weiß es nicht so genau. Ein mehr als eindeutiger Hinweis auf die Glaubensfrage, die hinter ‚Der Plan‘ stecken dürfte. Und zugleich entwickelt der Film hier auch eines seiner größten Probleme. Die Handlung impliziert diesen unausweichlichen Plan, der von den huttragenden Männern kontrolliert werden soll. Sorgfältig und gewissenhaft verrichten diese natürlich ihre Arbeit, immerhin ist der Plan äußerst wichtig. Egal ob kleine oder große Abweichungen in einem vorbestimmten Weg, diese würden Wellen auslösen, die alle weiteren Geschehnisse ebenfalls verändern würden. Nun kommt aber des Öfteren das Schicksal daher und macht dem Plan einen Strich durch die Rechnung, dann wäre da noch der eigene Wille, der den Plan verändern kann und natürlich, wie könnte Hollywood es je vergessen, die Liebe, die auch ihren Einfluss auf den Plan auszuüben im Stande ist.
Matt Damon & Emily Blunt
Nun bekommt der Zuschauer also von der ersten Minute an gesagt, dass es diesen wichtigen Plan des Lebens gibt und dass da Männer existieren, die eine korrekte Durchführung gewährleisten sollen. Und dann kommen das Ende des Filmes und die Erkenntnis, dass die Hutträger wohl nur einer unnötigen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zum Opfer gefallen sind. Denn sowohl der Plan als auch die Anwesenheit besagter Männer stellen sich als höchst zweifelhaft und gar nicht so fest verankert heraus. Und hier knüpft das zweite Problem von ‚Der Plan‘ nahtlos an das Erste an. Das Ende des Filmes. Bis zu einem gewissen Punkt schafft es Regisseur George Nolfi die Geschichte interessant zu erzählen. Alles macht irgendwie noch Sinn in dieser filmischen Welt. Die Darsteller handeln nachvollziehbar, das Schicksal genügt als anfängliche Erklärung für Abweichungen vom Plan und es gibt diesen einen Moment, der die Abweichung überhaupt erst ins Rollen bringt. Die Männer liefern sich eine amüsante Verfolgungsjagd durch die Türen New Yorks, durch die sie dank ihrer Hüte ein komplexes Netz an meilenweiten Verbindungen von Ort zu Ort nutzen können. Dann aber gibt es auch diesen anderen, zweiten Moment, bei dem all das auf einmal verschwindet. Die lockere, lustige Umgangsweise, die Matt Damon und Emily Blunt bis dahin pflegten, weicht einer Mischung aus schmalzigen Liebesfloskeln und panischer Verständnislosigkeit gegenüber der Situation.
Wenn in den letzten fünf Minuten dann schnell eine Erklärung sämtlicher Umstände erfolgt, wirkt das viel zu plötzlich. Das Gefühl des Endes möchte sich bei dem Zuschauer noch nicht einstellen, vielmehr wirkt es so, als hätten die Macher des Filmes keine Idee gehabt, wie man an dieser Stelle ein vernünftiges Ende konstruieren könnte und dementsprechend einfach hier den Schnitt gemacht.
‚Der Plan‘ ist leider einer dieser Filme, die eigentlich durchweg gut funktionieren, sich selbst dann aber durch ihr Ende zu Nichte machen. Durch das harmonierende Schauspiel zwischen Matt Damon und Emily Blunt, sowie der Prämisse des Lebensplanes und den huttragenden Männern, wird hier eine originelle Science-Fiction Romanze erzählt. Ein interessantes Werk bis kurz vor Schluss. Das ärgerliche Ende hätte man sich sicher sparen können.
Denis Sasse
’Der Plan’
Originaltitel: The Adjustment Bureau
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 110 Minuten
Regie: George Nolfi
Darsteller: Matt Damon, Emily Blunt, Anthony Mackie, John Slattery, Michael Kelly, Terence Stamp
‘Der Plan‘ läuft ab dem 10. März 2011 in den deutschen Kinos.