Filmkritik zu ‘Der ganz normale Wahnsinn’

Filmkritik zu ‘Der ganz normale Wahnsinn’

Basierend auf dem Roman ‚Working Mum‘ von Allison Pearson, darf sich ‚Sex and the City‘-Darstellerin Sarah Jessica Parker wieder auf der Kinoleinwand versuchen. Ähnlich wie im letzten Kino-Auftritt der Sex and the City-Girls, bleibt die Darstellerin in ‘Der ganz normale Wahnsinn’ von Douglas McGrath (‚Nicholas Nickleby‘) ein Schatten ihrer Zeit im Fernsehserienbusiness. Während sich die literarische Vorlage aus dem Jahre 2002 unter dem Originaltitel ‚I don’t know how she does it‘ über vier Millionen Mal verkaufte, spielte der Film in den USA gerade einmal seine Produktionskosten wieder ein – was schon an ein Wunder grenzt.

Ein Wunder zwischen Babybrei und Businesskostüm, zwischen Kindergeburtstag und Karriere. Das ist das Leben von Kate Reddy (Sarah Jessica Parker), die nicht nur als erfolgreiche Managerin einer Fondsgesellschaft aktiv ist, sondern sich auch hingebungsvoll und liebend als Ehefrau und Mutter zweier Kinder durch den Alltag bewegt. Kate steht dauernd unter Strom, hat jede Minute des Tages doppelt verplant und bewältigt den Non-Stop-Balance-Akt mit vielen Merkzetteln und spontanem Chaosmanagement. Wie ihre beste Freundin und Kollegin Allison (Christina Hendricks), die in exakt derselben Situation ist, möchte Kate ihr Leben jedoch auf keinen Fall mit dem ihrer Junior-Partnerin Momo (Olivia Munn) tauschen, die als überzeugte Karrierefrau eine regelrechte Kinderphobie pflegt. Als Kate ein großes Projekt übertragen wird, das häufige Reisen erfordert und ihrem Mann Richard (Greg Kinnear) ebenfalls ein Traumjob winkt, gerät Kates ausgeklügeltes System aus den Fugen. Und dann ist da noch ihr neuer Business-Partner Jack Abelhammer (Pierce Brosnan), der unverschämt charmant und gutaussehend ihren gut strukturieren Plan durcheinanderbringt.

Filmkritik zu ‘Der ganz normale Wahnsinn’

Greg Kinnear als liebender Familienvater

Egal wo man bei diesem Film ansetzen möchte, es endet in purer Langeweile. Es hätte eine Komödie im alten Stil der Screwball-Komödie werden können, aber weder Parker noch Pierce Brosnan liefern dialogstarke Schlagabtäusche ab, die dem Genre gerecht werden könnten. Auch die stark besetzten Nebenrollen – Greg Kinnear, Kelsey Grammar oder Seth Meyers – müssen sich von Frau Parker so sehr in den Hintergrund drängen lassen, dass sie ihr volles Potential nicht entfalten können. Nicht einmal wenn eingangs durch die Darstellung des Alltags die stressigsten Situationen auf Filmfigur Kate Reddy warten, kann dies dem Zuschauer ein Lächeln abgewinnen. Ihr Mann hat darunter zu leiden, dass sie einschläft, bevor die beiden Intim werden können, dann wiederum liegt Kate wach im Bett und bastelt an ihrer gedanklichen Liste für Dinge, die sie am nächsten Tag abarbeiten muss. Von ihrer ältesten Tochter wird sie mit einem Umarmungsboykott gepeinigt, der gerade einmal ein erstauntes Gesicht bei Mutter Kate hervorrufen kann. Das ist er eben: Der ganz normale Wahnsinn, bei dem sich die Leser der Romanvorlage zu Recht fragen durften, wie die Businessfrau und Mutter ihre Aufgaben gewissenhaft vollführte. Im Film gestaltet sich diese Gratwanderung zwischen zwei Leben und zwei Männern uninspiriert und belanglos, wenig witzig und niemals glaubhaft überzeugend dargestellt. Wenn ‚Der ganz normale Wahnsinn‘ eine Anleitung zum Leben sein soll, was der Film mehrmals durch den direkten Kontakt der Figuren mit den Zuschauern versucht zu etablieren, so kann man damit nur auf die Nase fallen. Sei es, wenn Sarah Jessica Parker mit einem Blick in die Kamera den Zuseher anspricht, die Zeit stoppt um uns eine Begebenheit genauer zu erläutern oder sich um ihre Kollegin kümmert, die bei ihrer ersten Schwangerschaft einige Tipps bitter nötig hat, wäre der Kauf eines solchen Ratgebers überaus bedenklich.

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Pierce Brosnan als liebreizender Geschäftsmann

Und dann wird plötzlich noch eine ganz andere Schublade aufgemacht: Wenn Sarah Jessica Parker auf einmal versucht, sich in einer von Männern dominierten Welt zu behaupten, entwickelt sich ‚Der ganz normale Wahnsinn‘ recht schnell zu einer Aneinanderreihung von stereotypen Kommentaren, die Zitate wie „Der Versuch wie ein Mann zu sein, ist die Verschwendung einer Frau“ mit sich bringt. Da muss Frau auch von Mann gefeuert werden, weil sie ihren Job nicht einfach hinschmeißen und aufgeben will. Und wenn dann am Ende Greg Kinnear die Kehrtwende machen muss, sich den Methoden seiner Frau anpasst, macht der Film seinen letzten Atemzug als einer der nutzlosesten Filmbeiträge des Jahres 2011.

Der filmischen Umsetzung von ‚Working Mum‘ fehlt es an Humor und Charme. Er präsentiert stattdessen eine belanglose Überspitzung einer Karrierefrau und Mutter, die von Sarah Jessica Parker dargestellt wird, als hätte sie mit der Schauspielerei bereits abgeschlossen. Irgendwie erinnert das Ganze, von seiner filmischen Machart und mit Parker als Hauptprotagonistin, sehr stark an ein Drehbuch, dass genauso gut als ‚Sex and the City 3‘ hätte funktionieren können – oder eher nicht funktionieren. Es ist der ganz normale Wahnsinn Hollywoods, dass Parker nach Kinoproduktionen wie ‚Haben sie von den Morgans gehört?‘ und den ‚Sex and the City‘-Filmen immer noch einen Laufsteg für ihre Eskapaden geboten bekommt.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Der ganz normale Wahnsinn’

‘Der ganz normale Wahnsinn‘

Originaltitel: I don’t know how she does it
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 89 Minuten
Regie: Douglas McGrath
Darsteller: Sarah Jessica Parker, Pierce Brosnan, Greg Kinnear, Christina Hendricks, Kelsey Grammar, Seth Meyers, Olivia Mumm, Busy Philipps, Jessica Szohr


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