Filmkritik zu ‘Dame König As Spion’

Filmkritik zu ‘Dame König As Spion’

Es ist mehr als ein halbes Jahrhundert her, dass MI6-Agent George Smiley zum ersten Mal in Erscheinung trat. Mit dem Roman „Schatten von gestern“ erschuf der britische Schriftsteller John le Carré den Auftakt einer siebenteiligen Krimiserie um Smiley. Der fünfte Teil mit dem Titel „Dame, König, As, Spion“ von 1974 wurde bereits zu einer Miniserie für den britischen Fernsehsender BBC produziert. Sir Alec Guiness übernahm hierfür nach anfänglichen zögern, da er sich nicht traute den Wechsel von der Kinoleinwand auf die Fernsehbildschirme zu vollziehen, die Rolle des pensionierten MI6-Agenten. Sein Mut wurde durch den Erfolg der Serie belohnt und es folgte ein weiterer Auftritt in der Fernsehadaption zu „Agent in eigener Sache“, dem letzten Teil der Serie. Unter der Regie des schwedischen Regisseurs Tomas Alfredson (‚So finster die Nacht‘) gibt sich George Smiley in Form von Schauspieler Gary Oldman erneut die Ehre, die Krimifans des neuen Jahrtausends für die Geschichten von John le Carré zu begeistern.

In der Neuverfilmung von ‚Dame, König, As, Spion‘ wird der pensionierte Top-Spion George Smiley überraschend wieder aktiviert, als man herausfindet, dass es an der Spitze des britischen Geheimdienstes MI6 einen Maulwurf gibt. Dieser soll für den sowjetischen KGB arbeiten. Auf Smileys Liste der Verdächtigen stehen fünf Menschen. Bei seinen verdeckten Ermittlungen lässt sich Smiley allein durch seinen Verstand, seinen Instinkt und von ein paar alten Freunden leiten. Aber schon schnell muss der Spion erkennen, dass wer auch immer der Maulwurf ist, er einen brillanten Plan in der Hinterhand hat und Smileys größte Schwäche kennt.

Filmkritik zu ‘Dame König As Spion’

Benedict Cumberbatch & Gary Oldman

Schauspieler William Hurt in der Rolle der höchsten Instanz der Einrichtung, für die George Smiley innerhalb des MI6 tätig ist, leitet den Film mit den Worten „Traue Niemanden“ ein, womit der Ton für die kommenden zwei Stunden angegeben wird. Selbst Smiley wird sich auf der Liste der Verdächtigen wiederfinden und solange der Zuschauer im dunklen tappt, wer denn nun der Maulwurf ist, werden auch die Zweifel nie verschwinden, wer denn nun der Gesuchte ist. Die Zuschauer müssen ihre Augen wachsam auf den Bildern ruhen lassen, in jedem Moment könnte ihnen ein Indiz entgehen. Regisseur Tomas Alfredson verstrickt die Handlung, die sich einmal in der Gegenwart abspielt, wo wir Smiley und seinem Partner Peter Guillam, passend vom Fernseh-Sherlock Holmes Benedict Cumberbatch dargestellt, bei den Ermittlungen nach dem Maulwurf folgen, sowie in der Vergangenheit, wo wir durch die Erinnerungen der befragten Zeugen hingeführt werden. Problematisch ist das allenfalls dadurch, dass es keine sichtlichen Marken gibt, die dem Zuschauer aufzeigen, in welcher Zeit er sich gerade befindet. Die Übergänge sind fließend, so dass Ermittlungen und Erinnerungen ineinander übergehen. Hier muss also nicht nur Agent George Smiley aufpassen, dass ihm ein wichtiges Detail entgeht.

Gary Oldman präsentiert sich als Idealbesetzung in seiner Rolle. Niemals der Actionheld, immer nur der Beobachter, setzt er sich trotz namenhafter Stärke von ‚Dame, König, As, Spion‘ gegen seine Mitstreiter durch. Die Kamerabilder und die Musik sind immer auf ihn fokussiert. Nur selten löst sich die Kamera von Smiley, allenfalls in Szenen wo Benedict Cumberbatch die Ermittlungen weiter vorantreiben soll – aber auch dies nur im Auftrag von Oldman. Die musikalische Untermalung, immer mehr verspielt spannend als schwer oder gar bedrückend, passt sich zumeist der Mimik des Protagonisten an, der seinem Namen gerecht wird und bei jeder Befragung oder Konfrontation ein aufgesetztes Lächeln behält um sich nicht selbst preiszugeben. Denn auch die Figur des Smiley wurde mit einer Schwäche ausgestattet, die ihm in seinen Ermittlungen einen blinden Fleck beschert.

Filmkritik zu ‘Dame König As Spion’

Toby Jones, David Dencik, Ciarán Hinds & Colin Firth

So möchte jede Figur im Film ihre Maske aufrecht erhalten, ganz gleich auf welcher Seite sie steht. Das zeigt nur noch mehr, dass wir uns ganz tief in der Welt der Spionage befinden. Das persönliche Leben, die Befindlichkeiten des Individuums sollen keinen Einzug in den beruflichen Alltag erhalten. Sobald dies geschieht, ist eine Schwäche vorhanden, die gegen einen verwendet werden kann. Da verheimlichen Spione, dass sie unter dem Seitensprung ihrer Ehefrau zu leiden haben, dass sie im Büro zwar als Frauenheld bekannt sind, aber eigentlich eine innige Liebesbeziehung zu einem Mann führen, das man sich in eine russische Überläuferin verliebt hat oder dass man als bester Freund des Maulwurfs zwar auf der richtigen Seite stehen kann, aber das Wissen um dessen Verrat gegenüber des eigenen Landes durchaus vorhanden ist, aber verschwiegen wird. Der Film lässt diese Geheimnisse aber keine Geheimnisse bleiben, er zeigt auf, dass diese persönlichen Aspekte irgendwann in den Beruf übergreifen werden und man keine Chance hat sich dagegen zu wehren. In dieser Welt gibt es nichts was verheimlicht werden könnte.

‚Dame, König, As, Spion‘ überzeugt durch sein Verwirrspiel der Schachfiguren. Die gräuliche Farbgebung intensiviert die Tristesse der Atmosphäre, die durch starke Bilder und nuancierte emotionale Ausbrüche gebrochen wird. Der Film ist ein charakterstarkes Kammerspiel, bei dem alle Beteiligten als Gewinner hervorgehen. Tomas Alfredson bringt den Spionagethriller zurück auf die Leinwand, ganz ohne bildgewaltige Explosionen, sondern als Krimi, in dem Misstrauen, Detailreichtum und spannende Verwicklungen für dauerhafte Anspannung sorgen.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Dame König As Spion’

‘Dame, König, As, Spion’

Originaltitel: Tinker, Tailor, Soldier, Spy
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: GB/ F/ D, 2011
Länge: ca. 127 Minuten
Regie: Tomas Alfredson
Darsteller: Gary Oldman, Mark Strong, John Hurt, Toby Jones, Ciarán Hinds, Colin Firth, Benedict Cumberbatch


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