Filmkritik zu ‘Crazy, Stupid, Love’

Drehbuchautoren bleiben zumeist unbekannte Namen in Hollywood. So dürfte es auch wenig verwundern, wenn niemand etwas mit Dan Fogelman anzufangen weiß, obgleich dieser bereits für viele vergnügliche Familiennachmittage verantwortlich gewesen sein dürfte. Er schrieb Geschichten zu Disneyfilmen wie ‚Bolt – Ein Hund für alle Fälle‘ und ‚Rapunzel – Neu verföhnt‘ oder erschuf das Drehbuch zum Pixarfilm ‚Cars‘ samt Fortsetzung. Das ausgerechnet dieser Herr sich nun einer Ensemble Komödie widmet, scheint erst einmal weit hergeholt. Dennoch lieferte er die Grundlage zu ‚Crazy, Stupid, Love‘, der von dem Regisseur-Duo Glenn Ficara und John Requa (‚Ich liebe dich, Phillip Morris‘) realisiert wurde.

Filmkritik zu ‘Crazy, Stupid, Love’

Steve Carell & Ryan Gosling

Und hier geht es zuallererst einmal um Cal Weaver (Steve Carell), der jenseits der 40 ein gutes Leben führt. Er hat einen zufriedenstellenden Job, ein schönes Haus, wunderbare Kinder. Doch dann erfährt Cal, dass seine Frau Emily (Julianne Moore) ihn betrogen hat und die Scheidung will. Die perfekte Idylle löst sich binnen weniger Sekunden auf. Als Single wider Willen hat Cal völlig verlernt wie man sich auf Dates verhält. Weil er sein Selbstmitleid an einsamen Abenden in einer Bar öffentlich zur Schau stellt, nimmt ihn der attraktive Aufreißer Jacob (Ryan Gosling) unter seine Fittiche. Er will Cal helfen, seine Frau zu vergessen und ein neues Leben zu beginnen. Und er demonstriert ihm, welche Möglichkeiten sich dadurch eröffnen. Cal trifft auf willige Frauen, konsumiert maskuline Drinks und entwickelt ein Gefühl für Stil. Doch nicht nur Cal und Emily haben Probleme mit der Liebe. Auch ihr 13-jähriger Sohn Robbie (Jonah Bobo) verknallt sich in seine 17-jährige Babysitterin Jessica (Analeigh Tipton), die ihrerseits in Cal verliebt ist.

Anscheinend hat es zweier Regisseure benötigt, um diesen ganzen Haufen an Darstellern zu bewältigen und zeitgleich niemanden zu kurz kommen zu lassen. Vom ersten Moment, in dem Julianne Moore ihrem Filmgatten Steve Carell gesteht, dass sie die Scheidung möchte, bis zu einem handfesten, männlichen Herumgeraufe zwischen Ryan Gosling, Kevin Bacon, John Carroll Lynch und Steve Carell geht der Spaß in ‚Crazy, Stupid, Love‘ niemals verloren. Die beiden Regisseure bewältigen mit Bravour die Aufgabe, die Figuren immer um die drei titelgebenden Stichworte tänzeln zu lassen: Mal wirken die Aufeinandertreffen schlicht verrückt, wenn der jüngste Sprössling der Weaver Familie seiner Babysitterin immer wieder seine uneingeschränkte Liebe gesteht. Dann gibt es diese dummen Momente, in denen Emily Weaver erkennt, dass es ein Fehler war, ihren Mann ziehen zu lassen oder dieser verkündet, seit ihrer Trennung mit bereits neun verschiedenen Frauen geschlafen zu haben. Und am Ende kann man doch alles unter dem Oberbegriff der Liebe zusammenfassen. Alle Figuren, selbst der Frauenaufreißer Jacob, handeln nur aus diesem Grund.

Filmkritik zu ‘Crazy, Stupid, Love’

Emma Stone & Ryan Gosling

Und so windet sich die Handlung pointiert durch zwei Stunden abwechslungsreiche Unterhaltung. Niemals wird es zu dramatisch – ein Dank hierfür an das amüsante Zusammenspiel von Steve Carell und Ryan Gosling – und niemals wird es zu abgedroschen lustig, wofür ebenfalls Carell das Lob einstecken darf, der nach Filmen wie ‚Little Miss Sunshine‘ und ‚Dan – Mitten im Leben‘ einmal mehr unter Beweis stellt, dass er nicht auf das Komödienfach beschränkt werden sollte. Und wo Eingangs bewusst das Drehbuch hervorgehoben wurde: Die Dialoge sind mit reichlich Wortwitz gespickt, so dass jeder Charakter seine eigenen Momente bekommt. Ryan Gosling und Emma Stone legen eine ‘Dirty Dancing’-Einlage hin, die trotz aller romantischen Bezüge eher komisch inszeniert wurde. Steve Carell beschwert sich, deprimiert im Regen stehend, über eben jenes Klischee, welches angeschlagene Figuren immer wieder im plötzlichen Regenguss leiden lässt und Kevin Bacon muss sich mit einem neunmalklugen 13-jährigen herumschlagen, der ihm eine klare Kampfansage erteilt.

So episodenhaft wie die Einzelschicksale erzählt werden, so gut werden diese dann irgendwann auch miteinander kombiniert. Der Film schafft es Momente zu erzeugen, die sich nicht vorhersehbar, dennoch aber gut in die Geschichte einfügen und für den ein oder anderen Aha-Effekt sorgen dürften. Und wann hat man das zum letzten Mal erlebt? Eine romantische Komödie, die noch mit Überraschungen zu glänzen weiß? Hier ist sie. Auch wenn am Ende dann natürlich ein Happy End bevorsteht, welches für wenig Überraschung sorgen dürfte. Die Moral, an seiner Liebe festzuhalten, nicht aufzugeben und um sie zu kämpfen wird zwar im Laufe des Filmes tief erschüttert, aber wie würde sich denn bitteschön der Zuschauer fühlen, wenn er mit einem geknickt dreinblickenden Steve Carell aus dem Kino geschickt werden würde?

‚Crazy, Stupid, Love‘ ist ein seltenes Beispiel für eine gelungene Gratwanderung zwischen zwei Genres, wie es sie öfters geben sollte. Zu verdanken hat man dies dem gut konzipierten Drehbuch, welches durch Handlung und Dialoge die Darsteller zu höchsten Leistungen anspornt. Wo diverse Filmtrailer im Vorfeld ein aufpoliertes ‚Hitch – Der Date Doktor‘-Bild abgeliefert haben, wird der Kinogänger eher mit einem durchweg gelungenen Filmwerk belohnt werden.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Crazy, Stupid, Love’

‘Crazy, Stupid, Love‘

Originaltitel: Crazy, Stupid, Love
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 118 Minuten
Regie: Glenn Ficarra & John Requa
Darsteller: Steve Carell, Ryan Gosling, Julianne Moore, Emma Stone, Analeigh Tipton, Jonah Bobo, Joey King, Marisa Tomei, Kevin Bacon, Beth Littleford, John Carroll Lynch, Liza Lapira, Josh Groban

Deutschlandstart: 18. August 2011
Offizielle Homepage: warnerbros.de/crazystupidlove/


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