Filmkritik zu "Burlesque"

Filmkritik zu ‘Burlesque’

Im Jahr 2000 war es Schauspielerin Piper Perabo (‚Carriers‘) die in ‚Coyote Ugly‘ aus einem kleinen, verschlafenem Nest in Jersey in die Großstadt auszog um in einer Bar Karriere als Sängerin zu machen. Während ihre Gesangsstimme von LeAnn Rimes übernommen wurde, darf die Hauptdarstellerin des ähnlich gestrickten Filmes ‚Burlesque‘ selbst in das Mikro trällern, bunte Outfits tragen und durchchoreographierte Tänze auf der Bühne performen. Es ist das Leinwand-Debut von Christina Aguilera, die an der Seite von Oscar-Preisträgerin Cher ebenfalls das Mädchen vom Land verkörpert, die in der großen Stadt Karriere machen möchte.

Christina Aguilera ist hier als junge Sängerin Ali zu sehen, die eine ungewisse Zukunft vor sich hat. Sie verlässt ihre kleine Provinzstadt um nach Los Angeles zu gehen. Dort möchte sie ihre Träume verwirklichen. Durch Zufall verschlägt es sie in die Burlesque Lounge, ein altehrwürdiges aber etwas heruntergekommenes Revuetheater, dessen Besitzerin Tess ihr einen Job als Cocktail-Kellnerin gibt. Die sexy-provokanten Kostüme und die gewagten Tänze der Revue faszinieren das unschuldige Mädchen auf Anhieb und Ali schwört sich selbst, dass auch sie dort eines Tages auf der Bühne stehen wird. Sie freundet sich mit einer der Tänzerinnen an, findet eine Rivalin in einer eifersüchtigen Sängerin und gewinnt die Zuneigung von Barkeeper und Musiker Jack. Mit der Unterstützung des Bühnenmanagers schafft Ali den Sprung von der Bar auf die Bühne. Ihre unvorhergesehene Stimmgewalt verhilft der Burlesque Lounge wieder zu altem Glanz. Da erscheint ein charismatischer Unternehmer auf der Bildfläche und unterbreitet ein verlockendes Angebot.

 

Filmkritik zu ‘Burlesque’

Cher & Stanley Tucci

Der Vergleich mit ‚Coyote Ugly‘ ist gar nicht so weit hergeholt. Die Story bewegt sich auf ähnlich dünnem Eis. Hier geht es nicht um Originalität, es geht darum Christina Aguilera fürs Kino in Szene zu setzen. Der Zuschauer wird in den ersten Minuten ahnen, wie sich die Reise der Hauptdarstellerin gestalten wird. Regisseur Steve Antin scheint nicht überraschen zu wollen. Er ist fixiert auf seinen Star, auf opulente Kostüme, auf bunte Farben, auf seine burlesquen Videoclips, die er durch eine banale Handlung miteinander in Verbindung gesetzt hat. Aber ist das wirklich so schlimm? Niemand erwartet, dass Aguilera an vergangene Leistungen ihrer Kollegin Cher anknüpft. Aber wer denkt, dass dies das Ziel von ‚Burlesque‘ ist, der hat weit gefehlt. Es sind die ersten Gehversuche eines bisherigen Musikclip-Stars, der sich nun auf der großen Leinwand austoben möchte. Die Rolle ist für Aguilera maßgeschneidert, wenig muss sie sich mit dem schauspielern beschäftigen. Umso mehr darf sie auf der Burlesque-Bühne herumtollen. Auch wenn dies nicht immer glaubhaft wirken möchte. Bekommt der Zuschauer nämlich in der einen Minute das schüchterne, zurückhaltende Mädchen vom Land zu sehen, verwandelt sie sich wenige Sekunden später in eine extrovertierte Burlesque-Tänzerin die von der Männerwelt angehimmelt wird und auch durchaus damit zu spielen weiß.

Aber nicht nur dadurch wird man aus der filmischen Realität gerissen. Die Songs, sowohl von Christina Aguilera als auch Cher performed, werden allesamt eingespielt, niemals möchte ein Live-Gefühl aufkommen. Viel zu sauber ist hier der Klang. Eine Erklärung bietet der Playbackgesang in der Burlesque Lounge. Klingt dann aber der Gesang in der anfänglichen Dorfidylle genauso abgemischt wie später auf der Bühne, wirkt dies dann doch etwas irritierend.

Wo Aguilera erste Schritte machen möchte, ist Cher natürlich schon abgebrüht und routiniert. Sie nutzt ihren Auftritt in ‚Bourlesque‘ offenbar dazu, die Fackel an die Jungschauspielerin weiterzureichen. Im Film muss Aguilera vorsingen, muss sich vor Cher behaupten, muss Chancen nutzen die ihr gegeben werden um sich als geeignet für die Welt von Cher zu beweisen. Diese stellt sich gar nicht erst ins Rampenlicht, nutzt wenige Momente um sich hervorzuspielen, bleibt sonst aber eher im Hintergrund. Schade das es im Film zu keinem gemeinsamen Gesangsauftritt von Cher und Christina Aguilera kommt.

 

Filmkritik zu ‘Burlesque’

Cam Gigandet

Aber auch sonst ist die Unterstützung für Aguilera groß. Stanley Tucci, der vom fiesen Bösewicht in ‚In meinem Himmel‘ bis zum liebenswerten Ehemann in ‚Julie & Julia‘ jede Rolle mit bravour meistert, kann auch in ‚Burlesque‘ am ehesten überzeugen und hat die Lacher für sich reserviert. ‚O.C. California‘ Darsteller Cam Gigandet füllt die stereotype Rolle des Schönlings aus, die ihm sicherlich ab sofort in der Gunst der Casting Agenten steigen lassen wird. Und am Ende hat es dann auch ‚Veronica Mars‘ Darstellerin Kristen Bell endlich geschafft sich von ihren Blödel-Komödien (‚Nie wieder Sex mit der Ex‘, ‚All Inclusive‘, ‚When in Rome‘, ‚Du schon wieder‘) zu trennen. Hier spielt sie das eifersüchtige Biest, dass nichts unversucht lässt ihre Kontrahentin auszustechen, dabei aber immer wieder scheitert. Ebenfalls nicht unbedingt anspruchsvoll, aber zumindest eine Abkehr von ihren sonstigen Rollen, was allein schon als positiv gewertet werden kann.

Und am Ende wird dann ja auch alles gut. Nur nicht für den Zuschauer. Das absehbare Happy-End wirkt viel zu konstruiert und plötzlich. In einer Aneinanderreihung von Problemlösungen widmen sich die letzten fünf Minuten der schnellen Abschließung des Filmes. Bei einer Gesamtlaufzeit von 119 Minuten hätte man sich hier weitaus mehr Mühe geben können.


Filmkritik zu ‘Burlesque’

‘Burlesque’

Originaltitel: Burlesque
Altersfreigabe: ab 6 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 119 Minuten
Regie: Steve Antin
Darsteller: Christina Aguilera, Cher, Stanley Tucci, Kristen Bell, Alan Cumming, Eric Dane, Cam Gigandet

‘Burlesque’ läuft seit dem 6. Januar 2011 in den deutschen Kinos.


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