Filmkritik zu ‘Brautalarm’

Seit vielen Jahren ist Paul Feig als Regisseur im Fernsehen tätig. Er inszenierte eine Folge der Erfolgs-Teenie-Serie ‚Freaks & Geeks‘ – in Deutschland unter dem Titel ‚Voll daneben voll im Leben‘ gelaufen. Dann war er für mehrere Episoden der Serie ‚Arrested Development‘, ‚Mad Men‘, ‚Weeds‘, ‚30 Rock‘ oder ‚The Office‘ verantwortlich. Nun widmet er sich mit ‚Brautalarm‘ der großen Leinwand und versammelt ein kleines Who is Who der Serienlandschaft um Saturday Night Live Veteraninnen Kristen Wiig und Maya Rudolph.

Filmkritik zu ‘Brautalarm’

Kristen Wiig & Chris O'Dowd

Annie (Kristen Wiig) ist eine Frau deren Leben alles andere als rund läuft. Ihr langjähriger Freund hat sie verlassen, der aktuelle Lover (Jon Hamm aus ‚Mad Men‘) will außer Sex nichts von ihr wissen und beruflich sieht es nach dem Verlust ihrer eigenen Bäckerei so schlecht aus, dass sie sich außer einem WG-Zimmer nicht viel leisten kann. Kein Wunder also, dass es ihr nicht sonderlich leicht fällt, sich mitzufreuen, als ihre beste Freundin Lillian (Maya Rudolph) sich verlobt. Trotzdem nimmt Annie ihre Aufgabe als Trauzeugin natürlich ernst. So ernst, dass sie sich auf keinen Fall von der reichen Zicke Helen (Rose Byrne aus ‚X-Men: Erste Entscheidung‘ und ‚Insidious‘) die Show stehlen lassen will. So wird aus simplen Trauungsvorbereitungen ein erbitterter Zweikampf und ein schamloses Brautjungfern-Stelldichein, in dem auch Lillians toughe Schwägerin Megan (Melissa McCarthy aus ‚Gilmore Girls‘), die frustrierte Hausfrau Rita (Wendi McLendon-Covey aus ‚Reno 911‘) und die naive Becca (Ellie Kemper aus ‚The Office‘) mitmischen.

Ein Film der auf simplen Gags und einer platten Geschichte beruht – das wird der handelsübliche Kinogänger nach dem Konsum des Kinotrailers zu ‚Brautalarm‘ erwartet haben. Wer sich dann aber den Weg zum Traualtar auf der großen Leinwand getraut hat, wurde mit einer Überraschung belohnt. ‚Brautalarm‘ kommt gar nicht so platt daher. Der in Komödien verschriene, wenig beliebte Fäkalhumor wird in einer Szene zwar angewandt, im letzten Bild aber schafft es Maya Rudolph als auf der Straße sitzende baldige Braut, unter ihrem Kleid “einen” abzuseilen und damit tatsächlich einen Lacher zu provozieren. Nicht etwa durch eine unnötige Abgas-Geräuschkulisse, sondern durch ihre bloße Mimik. Und genau da hat ‚Brautalarm‘ einen ganz großen Pluspunkt: Die beiden ‚Saturday Night Live‘-Darstellerinnen Kristen Wiig und Maya Rudolph spielen nicht nur mit Leichtigkeit die besten Freundinnen, denen man ihre Sandkasten-Zeit geradezu anmerkt, sondern sie haben immer das passende Gesicht auf Lager um den Zuschauern auch in den absurdesten Situationen einen Schmunzler abzugewinnen.

Filmkritik zu ‘Brautalarm’

Kristen Wiig & Maya Rudolph

Die Darsteller sind das Herzstück des Filmes, in dem es nur vordergründig um die bevorstehende Hochzeit geht. Eigentlich ist es die Freundschaft zwischen Menschen, zwischen alten Freunden und neuen Bekanntschaften, die das zentrale Thema des Filmes bildet. Und wie bereits zuvor erwähnt, wird dies am besten und glaubhaftesten durch die beiden Hauptdarstellerinnen präsentiert. Unter den Frauen heben sich aber auch die notorische Perfektionistin Helen hervor, die von Rose Byrne mit perfektionierter Zickigkeit portraitiert wird und Melissa McCarthy bietet den Hingucker des Jahres: Wer sie noch aus vergangenen Zeiten als Sookie in der Fernsehserie ‚Gilmore Girls‘ in Erinnerung behalten hat, wird ihr eine gewisse Wandlungsfähigkeit nicht absprechen können.

Lobend erwähnt werden darf auch ‚The IT Crowd‘-Darsteller Chris O’Dowd, der hier einen guten Filmpartner für Kristen Wiig abgibt und eine Love Story so verpackt verkaufen kann, dass man sich am Ende des Filmes nicht etwa wünscht, dass eine Hollywood Produktion endlich einmal mutig genug ist, auf das elendige Happy End zwischen Mann und Frau zu verzichten.

‚Brautalarm‘ weiß ungefähr genauso zu überraschen wie es ‚The Hangover‘ vollführte – und damit ist nicht der zweite Teil gemeint. Eine Gruppe von gut miteinander harmonierenden Schauspielerinnen geht auf einen Hochzeitstrip, der in episodenhaften Komödienelementen zum Lachen anregt. Dabei gestaltet die Gruppierung die seit langem amüsanteste Flugzeugreise, die es in einem Film zu sehen gab. Der Film nimmt sich Zeit für seine Witze, baut sie langsam auf, versucht sie nicht mit dem Holzhammer schnell unter das Volk zu bringen. Er zelebriert den Charme der Frauen geradezu auf der Leinwand. Das ist hübsch anzusehen und in seiner vollen Länge ohne größere Fehltritte inszeniert.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Brautalarm’

‘Brautalarm‘

Originaltitel: Bridesmaid
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2011
Länge: ca. 125 Minuten
Regie: Paul Feig
Darsteller: Kristen Wiig, Maya Rudolph, Wendi McLendon-Covey, Ellie Kemper, Rose Byrne, Melissa McCarthy, Chris O’Dowd, Jon Hamm

Deutschlandstart: 21. Juli 2011
Offizielle Homepage: universal-pictures/brautalarm/


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