Filmkritik zu ‘Barney’s Version’

Filmkritik zu ‘Barney’s Version’

Mit Filmen wie ‚Mein Partner mit der kalten Schnauze 3‘ in seiner Filmografie, möchte man Regisseur Richard J. Lewis nicht unbedingt ein komödiantisches Drama wie die Literaturverfilmung ‚Barney’s Version‘ zutrauen. Dennoch erhielt der Film bei den 67. Filmfestspielen von Venedig eine Nominierung für den Goldenen Löwen. Aber das ist wohl weniger dem Regisseur zuzuschreiben, sondern vielmehr dem Hauptdarsteller Paul Giamatti, der mit ‚Win Win‘, einer Nebenrolle in ‚Hangover 2‘ und nun ‚Barney’s Version‘ omnipräsent in den deutschen Kinos ist.

Hier ist er als Fernsehproduzent Barney Panofsky zu sehen, der durch die Memoiren seines Erzfeindes bloßgestellt wird. Daraufhin entscheidet er sich, seine Version der Geschichte zu erzählen. Da Barney es aber weder mit Höflichkeit noch Wahrheit allzu genau nimmt, wird daraus eine offenherzige, pikante und einzigartige Lebensbeichte, die vier Jahrzehnte, drei Ehen, zwei Kontinente und eine große Liebe umfasst. Da ist seine erste Frau Clara (Rachelle Lefevre), ein rothaariger Freigeist, mit dem Barney seine Boheme-Zeit in Rom verlebt. Dann ist da seine zweite Gattin (Minnie Driver), eine ebenso reiche wie mitteilsame Prinzessin. Und zu guter Letzt ist da noch seine wahre Liebe Miriam (Rosamund Pike), die er auf seiner zweiten Hochzeitsfeier kennenlernt und nicht mehr loslässt. Sie wird zu seiner dritten Frau und Mutter seiner Kinder. Natürlich darf auch ein Blick auf seinen eigenwilligen Vater (Dustin Hoffman) und seinen lasterhaften Kumpel (Scott Speedman) nicht fehlen.

Filmkritik zu ‘Barney’s Version’

Rosamund Pike & Paul Giamatti

Am 3. Juli 2001 ist der kanadisch-jüdische Schriftsteller Mordecai Richler, auf dessen gleichnamigen Roman ‚Barney’s Version‘ basiert, im Alter von 70 Jahren gestorben. Er kann leider nicht mehr miterleben wie Paul Giamatti in die Rolle seines tragischen Arschlochs schlüpft und sich durch drei unterschiedliche, aber immer erfolglose Ehen schlägt. Dabei verlaufen bereits die Eheschließungen nie ohne Probleme. Bei Hochzeit Nummer Eins streiten sich Braut und Bräutigam bereits am Traualtar, bei Hochzeit Nummer Zwei flirtet Barney lieber mit einer neuen Bekanntschaft, als sich um seine Frau zu kümmern. Erst die dritte Ehe scheint erfolgsversprechend zu werden, fällt dann aber einem Seitensprung zum Opfer, den natürlich Barney zu verschulden hat.

Irgendwie schafft es Giamatti aber sein Arschloch trotzdem sympathisch wirken zu lassen. Wenn er seine zweite Frau mit seinem besten Freund im Bett erwischt und sich darüber wie ein kleines Kind freut, da er nun einen triftigen Scheidungsgrund vorzuweisen hat, freut sich der Zuschauer aus unerfindlichen Gründen mit ihm. Sein eigener Seitensprung bei Frau Nummer Drei wird dadurch abgeschwächt, dass man aufgrund der aufkeimenden Alzheimer-Erkrankung eher Mitleid mit dem alten Mann bekommt. Geschickt wird so mit den Gefühlen der Zuschauer gespielt, die sich der Herausforderung gegenüber sehen, Barney zu mögen, obgleich seine Taten keinen Grund liefern dies zu rechtfertigen.

Filmkritik zu ‘Barney’s Version’

Paul Giamatti & Dustin Hoffman

Hinzu kommt ein filmisches Mittel, welches dem Film eine interessante Facette beschert. Es geht um einen Film, der in Erinnerungen erzählt wird, aber von einem Mann handelt, der aufgrund seiner Alzheimer Erkrankung seine Erinnerungen verliert. Am Ende steht also die Frage, wie sehr die Erinnerungen, die der Zuschauer vorgesetzt bekommt, noch der Wahrheit entsprechen, wenn sie von einem Mann erzählt werden, der sich nicht erinnern kann. Es geht nicht darum die Realität wiederzugeben, der Zuschauer erfährt nicht zwangsläufig die wahre Geschichte, sondern einfach nur ‚Barney’s Version‘.

Mit dem Film empfiehlt sich Paul Giamatti einmal mehr als einer der hochkarätigsten Schauspieler Hollywoods. Mit einer gesunden Portion Raffinesse durchspielt er sich durch mehrere Jahrzehnte, beweist Wandlungsfähigkeit und spielt in Gesprächen mit seinem Filmvater Dustin Hoffman sogar diesen an die Wand. Der Film weist einige Abwandlungen im Vergleich zur literarischen Vorlage auf, kann aber trotzdem den richtigen Ton wiedergeben, auch wenn Giamatti ein wenig liebenswürdiger als in Reichlers Vorlage daherkommt.

Denis Sasse

Filmkritik zu ‘Barney’s Version’

‘Barney’s Version‘

Originaltitel: Barney’s Version
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: Kanada, 2010
Länge: ca. 134 Minuten
Regie: Richard J. Lewis
Darsteller: Paul Giamatti, Rachelle Lefevre, Minnie Driver, Rosamund Pike, Scott Speedman, Dustin Hoffman, Bruce Greenwood

Deutschlandstart: 14. Juli 2011
Offizielle Homepage: barneysversionthemovie.com/


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