Mein aktueller Filmplan beinhaltet immer noch sehr viel Sherlock Holmes und da zeichnet sich noch nicht so richtig ein Ende ab – ich hab grad eine Ladung Jeremy Brett bestellt. Vorerst aber wieder eine Kinoverfilmung – Holmes und Watson zu ihrer Schulzeit, produziert von Steven Spielberg, und besser als es das furchtbare DVD-Cover vermuten lässt. Und für mich einer dieser irritierenden Filme, bei denen man bestimmte Szenen auf einmal wiedererkennt und merkt, dass man den Film offenbar schon irgendwann mal gesehen haben muss, obwohl man sich da gar nicht daran erinnert…
Regisseur: Barry Levinson
Drehbuch: Chris Columbus
Musik: Bruce Broughton
Darsteller: Nicholas Rowe, Alan Cox, Sophie Ward, Anthony Higgins, Nigel Stock, Roger Ashton-Griffiths
Erscheinungsjahr: 1985
STORY
John Watson (Alan Cox) kommt an eine neue Schule und wird dort von Sherlock Holmes (Nicholas Rowe) unter die Fittiche genommen. Als mehrere Menschen unter mysteriösen Umständen zu Tode kommen, beginnt Holmes ihr Rätsel mit der Hilfe von Watson und Elizabeth (Sophie Ward), der Tochter des ehemaligen Lehrers und Erfinders Waxflatter (Nigel Stock), zu untersuchen…
REVIEW
Es hat doch etwas beruhigendes, dass Sherlock Holmes nie lange abwesend von den Kinoleinwänden oder Fernsehbildschirmen ist, und immer wieder in neuen Formen auftaucht. 1985 eben als familientaugliches Abenteuerfilmchen mit jugendlichen Hauptdarstellern. Das Ganze ist eine Mischung aus Sherlock Holmes, Indiana Jones (besonders dem zweiten Film) und Harry Potter. Klar, letzteres gab es damals noch nicht, aber heute denkt man bei Watsons Äußerem und der ganzen Internats- schulästhetik inklusive schnöseligem Kon- kurrenten mit blonden gegelten Haaren automatisch an Potter.
Aus dieser Mischung entsteht unter der Regie von Barry Levinson schließlich ein kurzweiliger, unterhaltsamer Film, der aber auch etwas gar harmlos, glattgebügelt und schablonenhaft wirkt. Das ist ganz gut für einen Sonntag-Abend-Zeitvertreib, aber so richtig hängen bleibt vom Film nichts. Das mag auch der Grund sein, warum mir manche Szenen bekannt vorkamen, ich aber sonst keine Erinnerungen an den Film hatte.
Zu den Höhepunkten des Films gehören die Halluzinationen, die die Mordopfer vor ihrem Tod haben -die sind auf der einen Seite ziemlich gut getrickst (dafür gabs auch eine Oscar-Nominierung), aber vor allem auch schön surreal-unheimlich, ohne natürlich die familientauglichkeit des Films zu gefährden. Schade, dass die da aufkommende Atmosphäre und Spannung nicht im Rest des Films durchgehalten wird.
Der junge Sherlock Holmes ist ganz gut getroffen und von Nicholas Rowe etwas glatt, aber solide dargestellt. Er ist ein wenig zu charmant und freundlich verglichen mit der Originalvorlage, aber das passt für einen Kinderfilm gut so, und für die ganze uncharakteristische Romantiksache gibt es wenigstens eine brauchbare Erklärung. Der kleine Watson geht ein klein wenig in die Richtung der “dämliches und unnützes Anhängsel”-Watson-Tradition, ist aber zwischendurch dann doch wieder recht kompetent und Alan Cox spielt ihn auch sehr sympathisch.
Die Figur der Elizabeth dagegen ist ziemlich enttäuschend. Anfangs kann man sich noch denken, dass man für das Publikum den beiden Helden eine Heldin zur Seite gestellt hat, damit auch Mädchen eine ordentliche Identifikationsfigur haben und ein Geschlechtergleichgewicht herrscht. Sehr schnell merkt man dann aber, dass Elizabeth keineswegs eine Heldin ist, sondern nur da ist, um ein bisschen Romantik in die Geschichtezu bringen und sich von unseren Jungen retten zu lassen. Urgs. Danke, auf solche Figuren kann ich verzichten. Die ganzen Erwachsenen in der Cast wie Anthony Higgins als Lehrer Rathe und Nigel Stock als verschrobener Erfinder sind schließlich allesamt solide, bekommen aber auch keine Möglichkeit schauspielerisch zu glänzen.
Alles in allem also ein nettes Filmchen, dass man sich ruhig anschauen kann, das man aber nicht gesehen haben muss.