Filmkritik "Rapunzel: Neu verföhnt"

Filmkritik zu Disneys ‘Rapunzel: Neu verföhnt’

Mit ihrem inzwischen 50. abendfüllenden Animationsfilm feiern die Walt Disney Animation Studios nicht nur ein kleines Jubiläum, sondern bringen auch den derzeitig teuersten Zeichentrickfilm auf die Kinoleinwände. Mit einem Budget von 260 Mio. US Dollar hat man die Regisseure Byron Howard und Nathan Greno beauftragt, die Zuschauer wieder von der Qualität der Disney Filme zu überzeugen. Hierfür bedient man sich eines Märchens der Gebrüder Grimm. Am 9. Dezember 2010 startet ‘Rapunzel: Neu verföhnt’ in den deutschen Kinos.

Und die Geschichte um das langhaarige Mädchen beginnt mit einem Dieb. Flynn Rider ist smart, charmant und seinen hartnäckigen Verfolgern immer einen Schritt voraus. Groß ist seine Freude, als er auf der Flucht einen scheinbar verlassenen Turm im Wald entdeckt. Schnell klettert er hinauf und geschwind hangelt er sich hinein. Noch größer ist dann allerdings die Überraschung, als er dort auf ein Mädchen mit langem, seidig glänzendem, blonden Haar trifft. Rapunzel, so ihr Name, will raus aus dem Turm, in dem sie seit langer Zeit von ihrer scheinbaren Mutter festgehalten wird. Sie sieht in Flynn ihre Möglichkeit sich ihren Traum zu erfüllen.

 

Filmkritik zu Disneys ‘Rapunzel: Neu verföhnt’

Rapunzel & Maximus

Disney hat seinen langjährigen Fans mit ‘Rapunzel’ einen Herzenswunsch erfüllt. Man ist zurückgekehrt zur guten alten Geschichtenerzählung wie man sie von Disney auch gewohnt ist. Gänzlich vergessen sind die Zeiten von ‘Himmel und Huhn’ oder ‘Die Kühe sind los’. Bereits mit ‘Küss den Frosch’ hat man sich zur alten Philosophie der Disney Filme zurückbesonnen, mit ‘Rapunzel’ wird dieser Rückschritt nach Vorne zur Vollendung gebracht. Der Film schafft es Elemente wie den klassischen Zeichenstil Disneys mit moderner CGI-Animation zu vereinen. Die Entwicklung des Filmes erfolgte sowohl von Zeichnern als auch von Animationstechnikern. Das Zusammenspiel dieser beiden Vorgehensweisen darf gerne als gelungen angesehen werden.

Hinzu kommen die typischen Disney Motive. Mit der Orientierung an dem romantischen Stil des Gemäldes ‘Die Schaukel’ vom französischen Künstler Jean-Honoré Fragonard kehren liebevoll gestaltete Landschaften zurück in das Disney Werk. Eine eingeschlossene Prinzessin, ein junger Draufgänger der die Reise des Helden antreten wird und Tiere als lustige Sidekicks der Hauptprotagonisten. Mit solchen Figuren hat man Disney Filme viele Jahre lang assoziiert. Damit kommen natürlich auch die Geschlechterrollenvorstellungen zurück. So wird auch in ‘Rapunzel’ ein Frauenbild vermittelt, dass auf die Abhängigkeit vom Mann abzielt und der Frau Tätigkeiten wie putzen oder kochen auflastet. Viele Jahre bleibt Rapunzel in ihrem Turm eingeschlossen, bleibt Opfer ihrer Naivität. Ihr Schicksal ändert sich erst durch das Eingreifen des stereotypen starken Geschlechts. So frech und modern Rapunzel als Figur also daher kommt, so sehr fügt sie sich doch dem Rollenbild des Disney Konzerns und vermittelt, wie viele Prinzessinnen vor ihr, die Unterwürfigkeit gegenüber dem Mann.

 

Filmkritik zu Disneys ‘Rapunzel: Neu verföhnt’

Gothel & ihre Handlanger

Aber mit solchen Feststellungen entfernt man sich zu sehr von dem Unterhaltungswert den ‘Rapunzel’ tatsächlich bietet. Der Film enthält durch Figuren wie dem Pferd Maximus und dem Chameleon Pascal eine Menge lustiger Momente, Flynn und Rapunzel selbst sind für das Abenteuer und die Action verantwortlich, das um ihre Tochter trauernde Königspaar vermittelt die Dramatik und mit Gothel taucht eine böse Schwiegermutter auf, die für die unheimlichen Momente und finsteren Bilder des Filmes verantwortlich ist.

Und spätestens wenn Flynn und Rapunzel auf einem kleinen Schiff in einem Meer von Laternen baden und dazu ein Liebeslied anstimmen, fühlt man sich zurückversetzt in eine Zeit, in der Disney mit seinen Filmen noch erinnerungswürdige Momente erschaffte. Der Teppichflug von Aladdin und Jasmin über Agrabah kommt einem hier vielleicht zuallererst in den Sinn.

3-D oder nicht ist mal wieder eine Geschmackssache. Die Geschichte entfaltet sich jedenfalls auch ohne Brille auf der Nase. ‘Rapunzel: Neu verföhnt’ bietet rundum gelungene Figuren, einen romantisch lustigen Umgang mit einer klassischen Geschichte der Gebrüder Grimm und setzt dort an, wo Disney 1999 mit ‘Tarzan’ aufgehört hat. ‘Rapunzel’ reiht sich zu Recht als 50. Film in die Liste der abendfüllenden Animationsfilme ein.

Filmkritik zu Disneys ‘Rapunzel: Neu verföhnt’

‘Rapunzel: Neu verföhnt’

Originaltitel: Tangled
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung
Produktionsland, Jahr: USA, 2010
Länge: ca. 100 Minuten
Regie: Nathan Greno & Byron Howard
Synchronsprecher: Alexandra Neldel, Moritz Bleibtreu, René Marik

‘Rapunzel: Neu verföhnt’ läuft ab dem 9. Dezember 2010 in den deutschen Kinos.


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