My name’s Alan and I bought a giraffe! Oh, my life is perfect!
Nach dem geradezu desaströs ideenarmen Sequel der „Hangover“-Reihe war die Spannung groß, wie es nun weitergehen würde. Wäre Regisseur und Co-Autor Todd Phillips tatsächlich dreist genug, das längst viel zu oft kopierte Konzept nochmals zu kopieren? Glücklicherweise ist er das nicht. Aber fangen wir doch erstmal von vorne an:
Die drei Freunde Doug (Justin Bartha), Phil (Bradley Cooper) und Stu (Ed Helms) führen nach den turbulenten Eskapaden in Bangkok wieder ein gutbürgerliches Leben zwischen Beziehung und Arbeit. Stu ist immer noch glücklich mit seiner Frau Lauren verheiratet und der destruktive Chaot Mr. Chow (Ken Jeong) sitzt in einem thailändischen Hochsicherheitsgefängnis unschädlich hinter Gittern. Alles ist wieder gut, möchte man meinen, doch im Gegensatz zum Rest des „Wolfsrudels“ will es dem Exoten der Clique, Alan (Zach Galifianakis) partout nicht gelingen, sich wieder in ein normales, harmloses Leben einzugliedern. Als sein geliebter Vater (Jeffrey Tambor) dann nach einem tragikomischen Vorfall stirbt, ist für Stu, Doug und Phil schnell klar, dass sie Alan aus seiner Misere helfen müssen. Mittels einer therapierenden Kurfahrt, direkt in das grelle Herz der Finsternis, welches zugleich ihren gemeinsamen Ursprung darstellt: Las Vegas. Alles schreit danach, dass uns Phillips erneut eine weitere Variation des Erstling vor den Latz knallt, doch dann kommt plötzlich alles ganz anders…
Schon der erste leidlich durchdachte Versuch einer Witzpointe gibt den Grundtenor der folgenden 100 Minuten wieder. Größer, rasanter, brachialer – den Fokus ganz und gar auf Alan und Mr. Chow gerichtet. Während die drei anderen Freunde bereits in den ersten zwei Filmen eine tendenziell untergeordnete Rolle spielten, werden sie nun gänzlich zu belanglosen Nebencharakteren degradiert, deren einziger Sinn es ist, mit dem absurden Verhalten der beiden Witzlieferanten zu interagieren und somit vermeintlich humorvolle Situationen zu kreieren. Da dies jedoch mit hemmungsloser Offensichtlichkeit und thematischer Monotonie vonstatten geht, fragt sich der Zuschauer schnell, wie er mit dem Film umgehen soll. Stets wirkt es so, als wisse Phillips selbst überhaupt nicht, wohin sein Film führen soll. So wird aus „Hangover 3“ ein kruder Genre-Mix zwischen Heist-Movie, absurder Coming-of-Age-Geschichte und Resozialisierungsdrama, dessen Langatmigkeit noch eines der geringeren Übel ist. Wie eine wirre Posse, deren zusammenhanglose Sketche mittels vorgeblich spektakulären Action-Sequenzen verknüpft werden sollen (was dem Film natürlich in den seltensten Fällen gelingt), torkelt er so ziellos wie seine Figuren von Verfolgungsjagd zu Sex-Witz zu Verfolgungsjagd.
Hinzu kommt traurigerweise, dass der ausgesprochen konservative und überdies geradezu heuchlerische Subtext, den die meisten modernen US-Komödien in jüngerer Zeit regelrecht zelebrieren, in „Hangover 3“ offensichtlich und anscheinend sogar mit stolzer Miene ausgestellt wird. Der Großteil seiner Gags basiert auf skurrilen Situationen, die durch Alans und Chows ausgelebte Bisexualität und deren künstlich aufgebauschten asozialen Neigungen zustande kommen, womit sich der Film also größtenteils peinlichen Schwulen-Witzchen hingibt, anstatt kreative Situationskomik zu erfinden.
Das große Thema der Reihe war und ist seither die vermeintlich komische Konfliktsituation zwischen dem wilden Zelebrieren animalischer Instinkte in Form von ausgelassenem Spaß (die Trips nach Bangkok und Las Vegas) und der anschließenden wehmütigen Rückkehr in die gesellschaftliche Norm und das Bildungsbürgertum. Teil eins und zwei waren dramaturgisch in dieser Hinsicht bereits äußerst verlogen, weil sie in ihrer strikten Schwarz-Weiß-Malerei die Natur des Menschen ungerechterweise verdammten und ihre Protagonisten schlussendlich wieder in das strenge Korsett ihrer Pflichten zwangen und dies zudem als Happy End präsentierten. Phillips’ Charaktere stellen also Opfer ihrer eigenen Lust dar, deren „abartige Neigungen“ es schleunigst zu unterbinden gilt, sie zum wenigsten eine Lektion aus ihren allzu verwerflichen Eskapaden lernen müssen, damit die heilige Institution Familie (und mit ihr zusammen Arbeit, Kapitalismus, Wirtschaft) nicht gefährdet wird. Dass die Klischee-Beziehungen und das eintönige Leben, welches die Figuren führen, freiheitsberaubend oder gar schädlich für sie sein könnten, das ist natürlich ausgeschlossen.
Entgegen sämtlicher Befürchtungen gestaltet „Hangover 3“ dementsprechend storytechnisch immerhin seine schon bröckelnde Fassade neu, ohne jedoch konzeptionelle Änderungen im Inneren vorzunehmen oder etwas am erfolgsbewährten Dödel-Humor zu verändern. Inmitten halbgarer Action-Szenen, welche zum Teil erschreckend ernst daherkommen, und lauen Galifianakis-Chow-Späßchen stellt der letzte Teil den mangelhaften Abschluss dieser stets belanglosen Flachwitz-Trilogie dar. „Willst Du normal sein oder glücklich?“ Schöpfer Todd Phillips beantwortet uns diese Frage so, als käme er direkt aus einer längst vergangenen Zeit. So etwas gehört sich nicht für einen Komödien-Regisseur, der idealerweise der Subversion von bestehenden Normen frönen sollte.