Filmkritik: «Fantastic Four» (ab dem 13. August 2015 im Kino)

Zusammen mit Spider-Man, den Avengers und den X-Men bilden die das Fundament des Marvel-Universums. 1961 erschaffen von Stan Lee und Jack Kirby haben Reed Richards, Sue Storm (später Richards), Johnny Storm und Ben Grimm seither unzählige Abenteuer erlebt, und das Team erfreut sich bei seinen Fans bis heute großer Beliebtheit. Nachdem die FF in den Jahren 2005 und 2007 bereits einmal zu Leinwandehren kamen, wagt sich 20th Century Fox in Zusammenarbeit mit Marvel Entertainment und in Co-Produktion mit Constantin Film nun an ein Reboot. Auf den Titel Fantastic Four hört es, von Josh Trank stammt es und ab dem 13. August 2015 läuft es offiziell in den deutschen Kinos.

Filmkritik: «Fantastic Four» (ab dem 13. August 2015 im Kino)

Betrachtet man sich die Comicvorlage, dann bringt sie alles mit, was man für eine Verfilmung braucht: Die Vier verfügen nicht nur über interessante Superkräfte und eine ansehnliche Zahl an Gegnern, sondern wurden von ihren Vätern mit solch unterschiedlichen Mentalitäten ausgestattet, dass Spannungen innerhalb der Truppe vorprogrammiert sind und spannendem Character Drama nichts im Wege steht. Trotz dieser Voraussetzungen und hunderter zur Verfügung stehender FF-Geschichten, durch die sich das Autoren-Trio hätte inspirieren lassen können, schaffen es Jeremy Slater, Simon Kinberg und Josh Trank einfach nicht, das Potenzial des Ausgangsmaterials abzurufen. Stattdessen verlegen sie sich darauf, aus den Fantastic Four eine Variante der X-Men zu machen und den Protagonisten dafür eine deutliche Verjüngungskur angedeihen lassen. Portraitierten die früheren Verfilmungen das Quartett noch als eine Gruppe gestandener Erwachsener, so sind Reed und Co nun gerade einmal alt genug, um die Teenagerjahre knapp hinter sich gelassen zu haben. Und da solch junge Leute natürlich einen Mentor brauchen, Prof. X aber gerade mit seinen Mutanten beschäftigt war, übernimmt Doktor Franklin Storm, seines Zeichens Vater von Sue und Johnny, diesen Job. Die Frage, wie das Studio auf die Idee kommen konnte, einem FF-Film mit dieser Prämisse grünes Licht zu erteilen, ist schnell geklärt wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass Trank 2012 mit Chroinicle - Wozu bist Du fähig? einen überzeugenden Film über junge Erwachsene mit paranormalen Fähigkeiten vorlegte und es sich bei Kinberg um jenen Mann handelt, von dem das Drehbuch zu dem letztjährigen Hit X-Men: Zukunft ist Vergangenheit stammt, den er auch produzierte. Nun wurden beide von 20th Century Fox zusammengespannt, um für Fantastic Four ihr Talente und ihre Erfolgsformeln zu kombinieren. Doch gerade dieser Cominc-of-Age-Ansatz sorgt dafür, dass man ständig das Gefühl hat, diesen Film schon einmal gesehen zu haben. Ein Eindruck, der nicht zuletzt dadurch verstärkt wird, dass Fantastic Four wie weiland 2005 die Origin Story des Teams erzählt und der Gegner erneut Victor von Doom heißt. Die Aufgabe, die Entstehungsgeschichte des Gespanns zu erzählen, meistert der Film, und die Idee, dass das Militär in den FF Prototypen für Soldaten der Zukunft sieht, ist nicht schlecht. Doch anstatt sich auf diesen Aspekt zu konzentrieren, schiebt man gegen Ende noch die Konfrontation mit Doom ein, damit auch der Punkt, ihn als megalomanischer Bösewicht etabliert zu haben, auf der To-Do-Liste abgehakt werden kann. Als finaler Katalysator für die Formierung des Teams spielt Doom zweifelsohne eine Rolle; als großer Gegenspieler bleibt er jedoch leider äußerst blass.

98 Minuten reichen dem Film, um seine Geschichte zu erzählen - und er tut dies nach kurzem Anlauf in einem angenehm zügigen Schritt, den er auch bis zum Schluss durchhält. Die Hauptrollen wurden mit Miles Teller (Reed), Kate Mara (Sue), Michael B. Jordan (Johnny) und Jamie Bell (Ben) besetzt, die allesamt einen positiven Eindruck hinterlassen. Gleiches gilt Reg E. Cathey, der als Dr. Franklin Richards mit von der Partie ist und den man wie Kate Mara aus der Netflix-Serie House of Cards kennt. Toby Kebbell (Victor von Doom) mimte 2014 in Planet der Affen: Revolution Koba, den Rivalen von Caesar; und einen Hollywood-Veteranen holte man für die Rolle des verschlagenen Dr. Allen an Bord, denn diesen spielt Tim Blake Nelson, der schon in über 50 Filmen (u.a. in Minority Report) zu sehen war. Der Cast mimt sich souverän durch den Film - mehr können und müssen die Beteiligten angesichts des Skripts aber auch nicht tun. Denn weder fordert es mehr, noch lässt es mehr zu. Dies ist offensichtlich auch Regisseur Josh Trank klar, der deshalb erst gar keinen Versuch unternimmt, aus seinen gestandenen Schauspielern Höchstleistungen herauszukitzeln. Stattdessen bettet er deren routinierte Performance in seine ebenfalls mittelprächtige Inszenierung des Films ein und setzt darauf, dass die Effekte es im Zweifelsfall für den Zuschauer richten werden. Diese können sich durchaus sehen lassen (insbesondere die Darstellung von Ben Grimm als Das Ding ist sehr schön gelungen), heben sich aber nicht von dem ab, was man inzwischen an Effektgewittern von den Comicverfilmungen der letzten Jahre gewohnt ist. Obwohl die Effekte denen der ersten beiden FF-Filme überlegen sind und trotz der sauberen Arbeit der Crew um Visual-Effects-Supervisor Kevin Mack, will sich deshalb ein optisches Aha-Erlebnis leider nicht recht einstellen.

Fantastic Four ist ein zutiefst durchschnittlicher Film, für dessen Existenz es handfeste lizenzrechtliche und damit wirtschaftliche Gründe gibt. Dieses Reboot auch inhaltlich zu rechtfertigen, gelingt seinen Machern hingegen nicht. Josh Trank und Co scheitern daran, dem Stoff wirklich neue Seiten abzugewinnen und ergehen sich in einer Variation dessen, was schon vor 10 Jahren im damaligen Streifen gleichen Titels zu sehen war. Weder rufen sie auf diese Weise das Potenzial des Ausgangsmaterials ab, noch geben sie dem Comicfan damit einen plausiblen Grund, sich diese Neuauflage im Kino anzuschauen. Belanglosigkeit, dein Name ist Fantastic Four.

Fanatstic Four kommt am 13. August in die deutschen Kinos.


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