Vom Animationsfilm bis zum Horror, vom klassischen Western bis zum Sportfilm, die Reihe Filmgenres der kleinen gelben Reclam-Heftchen erfreut sich seit jeher schönster Übersichtlichkeit und fasst wichtige Vertreter eines Filmgenres ebenso zusammen, wie es grundlegende Überlegungen und Muster darlegt. In der Neuveröffentlichung Thriller geht es nun also um den Thrill beim Filmegucken, um ein Genre, das in die pure Aufregung hineinreißen will, den Zuschauer zugleich aber auch mit- und fortreißen möchte, so heißt es in der Einleitung des emeritierten Filmwissenschaftlers Thomas Koebner und des Medienwissenschaftlers Hans Jürgen Wulff.
Diese beiden Herren sind in Reclam Filmgenres Thriller für die Erläuterung des Genres verantwortlich, schreiben vom Verlust der Sicherheit und der Kontrolle bei den Protagonisten des Thrillers, aber auch über eben diesen Verlust beim Zuschauer selbst. Der Zuschauer nimmt gemeinsam mit dem Protagonisten die Opfer-Rolle ein, bleibt unwissend über das Geschehen, wodurch die Thrill-Spannung erzeugt wird. Hier unterteilt sich das Hauptmerkmal des Thrillers in zwei Unterkategorien: der offenen Spannung (wo wird die Handlung hinführen?) und der geschlossenen Spannung (wird die Handlung ein gutes oder ein böses Ende nehmen?).
Oftmals finden diese Muster in der Detektivgeschichte ihren Platz, eines der am meisten genutzten Erzählmuster des Thrillers, in der ein Opfer nach den Motiven eines Täters forscht. Der Täter wird hierbei oftmals als Machtapparat, als Stalker oder ehemaliger Liebhaber interpretiert, psychotisch veranlagt mit einer eher missgünstigen Vergangenheit im Nacken. Natürlich muss es nicht die Detektiv- oder Kriminalgeschichte allein sein, die sich des Thrills bedient, auch Genreüberschneidungen hin zum Horror- oder Abenteuerfilm sind denkbar, machbar und ebenso weit verbreitet.
Nach dem mit lockerer Hand formulierten Eingangsworten, die recht schnell und einfach verinnerlicht werden können, folgen insgesamt 118 Einzel-Filmanalysen, die noch mal einen umfangreichen Überblick über Motive, Vorgehensweisen und Thrill-Momenten innerhalb dieses Genres liefern. Hier sind Werke von Regisseuren wie Fritz Lang (Das Testament des Dr. Mabuse, 1933) bis hin zu Roman Polanski (Rosemaries Baby, 1968) und Steven Spielberg (Duell, 1971 / Der weiße Hai, 1975) zu finden. Natürlich darf im Thriller-Genre auch der Master of Suspense nicht fehlen: Alfred Hitchcocks Der unsichtbare Dritte von 1959 als auch der ein Jahr danach realisierte Psycho sind in Reclams neuesten Filmgenres Büchlein vorzufinden.
Um nur einige, wenige Namen mehr zu nennen: Francis Ford Coppola, Claude Chabrol, Sidney Pollack, Martin Scorsese, David Lynch, Kathryn Bigelow, Luc Besson, Oliver Stone, Wolfgang Petersen, Sidney Lumet, Terry Gilliam, David Fincher, Michael Mann und Brian de Palma sind nur eine kleine Auswahl von Namen, die mit ihren jeweiligen Filmproduktionen bereits einen Beitrag zum Genre geliefert haben.
Das macht aus Reclams Filmgenres Thriller Heft eine gut sortierte Bereicherung für die Gesamtreihe, die gerne weitaus hoch frequentierter veröffentlicht werden dürfte.
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