Filmgedanken: Phantastische Tierwesen ... Grindelwalds Verbrechen

Von Collectionofbookmarks

Ich habe ein paar Tage hin- und herüberlegt, ob ich meine Gedanken zum Film veröffentlichen soll oder nicht. In der kurzen Zeit, in der Grindelwalds Verbrechen nun in den Kinos läuft, sind viele Kritiken online gegangen, zu denen ich kaum etwas Neues hinzufügen kann. Trotzdem möchte ich gern meinen eigenen, subjektiven Eindruck wiedergeben, auch um mich dann, wenn der dritte Teil erscheint, daran zurückerinnern zu können, wie mir der zweite Part gefiel. Die folgende Besprechung ist jedoch vielmehr eine Aufreihung von positiven wie negativen Punkten und weniger eine zusammenhängende Rezension.
Um es schonmal vorwegzunehmen: ich fand die Fortsetzung von Phantastische Tierwesen für alle Potterfans auf jeden Fall sehenswert, kann aber nicht behaupten, dass er mich begeistert hat. Wer ihn noch nicht sehen durfte, sollte bis zur Bewertung vorscrollen, denn die folgenden Erklärungen werden sicherlich einige Spoiler enthalten.

Back to Hogwarts, Bitches! Ja, Grindelwalds Verbrechen will schockieren, setzt auf Drama und auf großes Bummbumm. Aber wenn ich sagen müsste, welche Szene im Film mir wirklich Gänsehaut verschafft hat, dann unsere Rückkehr nach Hogwarts. Es gibt gleich mehrere Situationen, die wir dort verbringen dürfen und immer fühlten sie sich ein wenig nach Zuhause an. Klar, es handelte sich hierbei um einen Fan-Service, der die Geschichte nicht unbedingt weiterbringt, aber was soll's, es hat gewirkt.
Dumbledore war nie einer meiner Lieblingsfiguren, obwohl ich ihn immer gern mochte. Erst Jude Laws Verkörperung seiner jüngeren Jahre ließ mich so richtig mit ihm sympathisieren. Ok, es mag daran liegen, dass ich ihn als Schauspieler schon immer ganz toll fand, aber ich bin auch davon überzeugt, dass so der mittelalte Dumbledore hätte agieren können. Ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, gepflegtes Äußeres und so viel Charme. Also für mich hätte man ihn nicht besser treffen können und somit bildete er auch eine der wenigen Figuren des Films, die ich wirklich mochte.
Wo wir bei dem zweiten Charakter wären, über den ich vorm Schauen des Films bereits so viel Negatives gehört hatte, der mich jedoch durchweg überzeugen konnte: Grindelwald. Lassen wir mal alles Öffentliche zu Johnny Depp außen vor, so finde ich, dass er einen großartigen Bösewicht spielt, der all das mitbringt, was ein guter Böser braucht. Seine Rolle bringt all die Aktualität unserer derzeitigen Politik mit in den Film; Manipulation, Verdrehung der Realität und das Spiel mit der Angst. Das hätte daneben gehen können, ging es aber nicht, was man Depps Talent zuschreiben muss. Außerdem war ich ganz angetan davon, ihn mal in einer anderen Rolle zu sehen, nachdem man die Jack Sparrow-ähnlichen Figuren doch etwas leid war.
Alles in allem ist dieser zweite Teil mehr mit den Harry Potter-Büchern und -Filmen verdrahtet, sodass Fans wahrscheinlich mehr auf ihre Kosten kommen als noch im ersten Teil. Es gab einige Anspielungen, noch mehr Informationen zu geliebten Charakteren und eben die Hogwartsverbindung, die im Vorgänger noch nicht existent war. Und trotzdem hatte der Film Platz für seine magischen Tierwesen, die zwar seltener vorkamen, aber dafür umso süßer waren. Niffler inklusive. Als Familienfilm kann ich ihn allerdings kaum noch bezeichnen, denn die Altersgreigabe von 12 Jahren ist mehr als berechtigt. Bereits die ersten Minuten des Films lassen auf eine düstere Begegnung schließen, was ich zwar einerseits toll fand, was mich aber auch etwas traurig zurückließ, weil es Kindern nicht möglich sein wird, die Filme so zu genießen wie ich damals die Harry Potter-Filme genossen habe.

Ohje, wo fange ich nur an? Vielleicht bei den Punkten, die mich bereits am ersten Teil gestört haben. Newt und Tina verband für mich weiterhin keinerlei Chemie, sodass ich ihre Zusammenführung als erzwungen und unharmonisch empfand. Während des Films hatte vor allem Tina auch keinen höheren Sinn und war scheinbar nur dazu da, Newt nach Paris zu locken. Die Rollen der beiden gerieten nach und nach in den Hintergrund, weil andere Handlungsstränge wichtiger erschienen, was mich auch nicht weiter störte. Trauriger war ich da schon eher über die brutalst in den Film geprügelten Szenen von Queenie und Jacob, deren Geschichte im ersten Teil einfach ein schönes Ende hätte nehmen sollen. Zwar waren sie die Sympathieträger des ersten Films, aber die Entwicklung ihrer Beziehung war ein  nerviger, gewaltiger Minuspunkt für mich, der nicht hätte sein müssen. Ich weiß, dass man versucht hat, ein ernstes Thema darin aufzuarbeiten, aber die Entscheidungen die darauf von Queenie getroffen werden, sind sowas von bescheuert, dass mich nichts im Film so sehr aufregen konnte wie dieser Fakt.
Wo wir schon bei sinnlosen Charakteren sind, können wir auch gleich über Newts Bruder Theseus (alias ein früher Percy Weasley) und seiner Verlobten Leta Lestrange sprechen. Ich hatte nichts gegen die beiden und bis zu einem gewissen Punkt des Films schien ihr Auftreten auch Sinn zu ergeben bzw. der ganzen Geschichte Tiefe zu verleihen. Dann aber kommt besagter Punkt, alle Zuschauer*innen wissen, dass sie in die Irre geführt wurden und es wird klipp und klar verdeutlicht, dass vor allem Leta nicht mehr war als ein Köder, den man schlucken sollte. BAM! Das war's dann. Überraschung? Ja. Gelungen? Nein.
Tja und dann kommt eben dieses Ende, welches uns nur ein weiteres Mal unter Beweis stellt, wie sinnlos 75% des eben geschauten Films waren. Das wirklich Wichtige hätte auch in fünf Minuten erzählt werden können. Über den Sinn des Endes wollen wir uns gar nicht erst streiten. Ich persönlich kann nur hoffen, dass auch hier wieder in die Irre geführt wurde, um den Cliffhanger so richtig schön wirken zu lassen. Das was ich aber dachte war vielmehr: "ABSURD!" Phönix hin oder her, diese Wendung gleicht einer schlechten Fanfiction und erinnerte mich an Harry Potter und das verwunschene Kind. Ich kann es nicht ernst nehmen und werde geduldig bis zur Auflösung warten...  
Lange Rezi, kurzer Sinn...
+Ich fand es schön, dass wir wieder mehr von Hogwarts sehen konnten, alte Charaktere in junger Fassung kennenlernen durften und auch neue Tierwesen zu Gesicht bekamen...
-...was aber nicht darüber hinwegtröstete, dass an dieser Geschichte und an der Narration des Films so vieles falsch war.