Oslo, August 31st
R/D: Joachim Trier, 2010
2006 hat Joachim Trier die Aufmerksamkeit der ganzen Kinowelt mit seinem Debut „Reprise“ auf sich angezogen. Dementsprechend groß waren die Erwartungen an seinen nächsten Film. Mit „Oslo, August 31st“ beweist Trier zweifellos, dass er einer der interessantesten norwegische Regisseure der Gegenwart ist.
Der Film zeigt einen Tag aus Anders Leben. Vor sechs Jahren wohnte er in Oslo, arbeitete bei einer Zeitschrift, hatte eine Freundin und viele Kontakte in der Stadt. Heute ist er drogenabhängig und bekämpft seine Sucht seit zehn Monaten in einer Klinik außerhalb von Oslo. Am 31. August bekommt er seinen ersten Freigang und geht in die Stadt für ein Vorstellungsgespräch bei einer Zeitschrift. Er nutzt die Zeit noch um seine alten Freunde und die Familie zu besuchen. Seine Bekannte haben Familien gegründet, Kinder und Karrieren und Anders merkt, dass er keine Richtung und kein Ziel im Leben hat. Er ist 34 Jahre alt, hat keine Arbeit, kein Geld und begreift, dass seine Sucht einen tiefen Graben zwischen ihm und den Menschen um ihn herum geschaffen hat.
Dieses existentielle Drama stellt die Frage, ob es wirklich möglich ist die Vergangenheit zu überwinden und ein neues Leben zu beginnen. Ist das “nochmal ganz von Vorn anfangen“ nur ein Wunschtraum oder ein real erreichbares Ziel? Der Film inszeniert Oslo auf ungewöhnliche Weise. Anders taucht ein in die lebendige, dynamische Atmosphäre der Stadt, um das Leben neu zu entdecken, aber auch um die stummen Schreie und das Flüstern von Oslo zu hören. Unvergesslich bleibt die Szene, als Anders in einem Café sitzt und die Gespräche anderer Menschen belauscht. Er hört ihre Träume und Enttäuschungen, Hoffnungen und Pläne. „Oslo, August 31st“ ist eine wunderschöne Reise durch Oslo, eine Mischung aus einzigartiger Ästhetik, extrem gutem Schauspiel, Story und Musik, die den Film zu einem traumhaften Erlebnis macht. Trier inszeniert Oslo wie kein anderer zuvor. Atemberaubend…
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