Goodbye
R/D: Mohammad Rasoulof, 2011
“If you feel like a foreigner in your own land, it’s better to be a foreigner abroad”
In den letzten Jahren wurde das iranische Kino mit seiner spezifischen Ästhetik und politischen Engagement besonders beliebt auf europäischen Filmfestivals. „About Elly“ (2009) und „A Separation“ ( 2011) von Asghar Farhadi, „Iron Island“(2005) und „The White Meadows“(2009) von Mohammad Rasoulof, „Crimson Gold“(2003) und „Offside“(2006) von Jafar Panahi sind Beispiele für Filme, die auf den größten Filmfestivals in Europa gezeigt und ausgezeichnet wurden. Die iranischen Filme sind in den letzten Jahren eine künstlerische Äußerung der politischen Position der Filmschaffenden gegen die Diktatur und Anprangerungen der groben Verletzungen der Menschenrechte im Iran.
Rasoulofs neuester Film „Good bye“ hat eine sehr klare politische Botschaft und kritisiert direkt das Regime im Iran. Der Film schildert die Versuche der Protagonistin Noora zu emigrieren. Der Rechtsanwältin wurde jedoch die Lizenz entzogen und sie kann ihren Beruf nicht mehr ausüben. Ihr Mann, ein politischer Journalist, versteckt sich von den Behörden und kontaktiert sie nur selten per Telefon. Noora ist fest entschlossen auszuwandern, aber erst mal muss sie ein Visums bekommen und ist die mit den Schwierigkeiten, die sie als alleinstehende Frau in der Gesellschaft hat, konfrontiert. Ausserdem erlebt sie das Drama einer Schwangerschaft mit Komplikationen.
Die Handlung hat viele verschiedene Ebenen. Einerseits thematisiert der Film eine Vielzahl von aktuellen Problemen im Iran wie Meinungs- und Äußerungsfreiheit, Emigration, Gleichberechtigung der Frau und andererseits die moralisch-ethischen Aspekte von Abtreibung. Die Handlung entwickelt sich besonders langsam, wodurch die Einsamkeit und Isolation Nooras betont wird. Der Film zeichnet sich durch lange schöne Einstellungen mit sehr spezifischen Farben und Beleuchtung aus. Aber das, was ihn zu einem Meisterwerk macht, ist die direkte Ko-relation zwischen der Tonebene und dem Bild, was zu einem neuen Verständnis und Gefühl für die Handlung führt. Die Kamera verharrt in langen statische Einstellungen, während sich die Handlung z.B. in Nebenraum abspielt und der Zuschauer nur Geräusche oder Stimmen hört. Mehrmals hört man Dialoge aus dem Off und erst sehr spät zeigt die Kamera auch den Sprecher. Durch diese ästhetischen Methoden nähert sich der Zuschauer maximal der Handlung und dem Drama Nooras. Gerade wegen der politischen Problematik und dem besonderem Stil Rasoulofs verdient der Film mit gutem Recht den Regiepreis der Reihe Un Certain Regard der 64. Filmfestspiele von Cannes und den ifa-Preis, den er am Samstag (03.12.) im Rahmen von Around the World in 14 Films gewonnen hat.
©Fortissimo Films