In einem von Jerusalems ältesten Tattoo-Studios scheinen die Widersprüche der heiligen Stadt für einen Moment überwindbar. Es ist ein Ort, der offen ist für alle, ungeachtet von Herkunft, Religion oder Geschlecht und an dem sich die Protagonist_innen öffnen und ihre ganz persönlichen Geschichten mit der Stadt erzählen, während sie sich diese unter die Haut stechen lassen. Ob sie nun gläubige Christen, säkulare Juden oder Atheisten sind – das Leben in ihrer Stadt Jerusalem stellt sie alle vor spezifische Herausforderungen. Dies fängt der Dokumentarfilm „Ink of Yam“ in eindrücklichen Bildern ein. Es ist einer von zwei Filmen, die im Jüdischen Museum München im Rahmen des DOK.fests 2018 gezeigt werden. Zum Auftakt wird am 3. Mai um 19.00 Uhr Regisseur Tom Fröhlich zum ersten Screening und zu einem anschließenden Gespräch bei uns zu Gast sein. Wir hatten schon vorab Gelegenheit, ihm drei Fragen zu stellen:
JMM: Ihr seid mit „Ink of Yam“ gerade viel unterwegs: nach diversen Stationen in Deutschland wart ihr kürzlich sogar in den USA. Wie ist das, den eigenen Film auf internationalem Parkett zu sehen, wie waren die Reaktionen und was erwartet ihr euch von München?
Tom: Bisher waren die Reaktionen für uns als Filmemacher eigentlich immer toll. Die meisten Zuschauer schauen sehr gespannt und loben den Film – auffällig ist vor allem der häufig hohe Anteil von Menschen mit Tinte unter der Haut im Kinosaal. Gerade die fragen auch häufig, ob es bei Poko und Daniel [Inhaber des Tattoo-Studios] noch Termine gibt, oder was ein Tattoo in Israel eigentlich kostet. Besonders spannend war, den Film in Jerusalem selbst zu zeigen – auch da gab es viel Lob und viel Gesprächsbedarf.
Von München erhoffen wir uns viele Zuschauer, tolle und intensive Gespräche und freuen uns natürlich auch, mal wieder großartige Filme auf dem DOK.fest zu sehen.
Der Film spricht auch vor allem durch seine tollen Bilder und Kameraeinstellungen. Du hast bestimmt Vorbilder für Deine Arbeit als Dokumentarfilmer. Welche Regisseure / Regisseurinnen, welche Filme inspirieren Dich?
Das ist tatsächlich total unterschiedlich. Der erste Film der mich damals sehr gepackt hat ist „Aranda“ von Anu Kuivalainen – ein ganz stiller beobachtender Dokumentarfilm über ein Forschungsschiff am Polarkreis aber auch „The End of Time“ von Peter Mettler. Ich glaube, ich mag vor allem Filme, die versuchen, Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen und Filme über Menschen, an denen man sonst einfach vorbeigehen würde.
Poko und Daniel, die beiden Tätowierer im Film, scheinen ihr Handwerk wirklich zu verstehen. Bist Du während der Dreharbeiten selbst mal in die Versuchung gekommen, Dich unter ihre Nadel zu legen?
Lange Geschichte…
Während des Drehs tatsächlich nicht – wenn man sieht, wie die meisten Leute wirklich einfach nur leiden, überlegt man sich das Ganze sehr schnell. Ich war dann aber in den folgenden Jahren immer wieder bei beiden Tätowierern, sogar auf Pokos Hochzeit vor zwei Jahren in Prag – irgendwann kam ich nicht mehr drum rum.
Wir durften den Film im vergangen November in Jerusalem bei einer kleinen Vorstellung zeigen und sowohl unser Tontechniker als auch ich sind tätowiert zurückgekommen.
Wir bedanken uns bei Tom und freuen uns auf seinen Besuch.
Tickets für die Filmvorführung mit anschließendem Regisseurgespräch sind über München Ticket erhältlich.
Weitere Vorführungstermine (Zutritt mit dem regulären Museumsticket):
04.05.2018 | 10.05.2018 jeweils 11:00
04.05.2018 | 06.05.2018 | 11.05.2018 | 12.05.2018 jeweils 14:00
hier im Jüdischen Museum München